Piffl Medien
Poll

Poll

Originaltitel
Poll
Regie
Chris Kraus
Darsteller
Nikolai Bentsler, Gertie Honeck, Hans-Dieter Brunowsky, Christian Johannes Kask, Dennis Mojen, Yevgeni Sitokhin
Kinostart:
Deutschland, am 03.02.2011 bei Piffl Medien
Kinostart:
Österreich, am 06.05.2011 bei Filmladen
Genre
Drama
Land
Deutschland, Österreich, Estland
Jahr
2010
FSK
ab 12 Jahren
Länge
139 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.poll-derfilm.de
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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14-Jährige verliebt sich in einen Anarchisten
Oda Schäfer (Paula Beer) wird nach dem Tod ihrer Mutter zu Vater Ebbo (Edgar Selge) nach Estland geschickt. Der lebt in einer abgelegenen Provinz des Reiches. Dort beäugen sich im Juni 1914 kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges Esten, Deutsche und Russen argwöhnisch. Ebbo lebt auf dem Gut mit seiner neuen Frau Milla (Jeanette Hain), die wenig begeistert von Odas Ankunft ist. Das aufgeweckte und rebellische Mädchen fühlt sich in der neuen Umgebung sichtlich unwohl.

Kurz nach ihrer Ankunft stößt sie in einer Scheune auf einen schwerverletzten Fremden (Tambet Tuisk), den die 14-Jährige 'Schnaps' tauft. Er ist ein estnischer Anarchist. Oda versorgt ihn mit Speisen und bietet ihm Unterschlupf im Labor ihres Vaters. Ebbo führt dort Hirnforschungen an toten Soldaten durch, die er von der russischen Armee kauft. Seine Frau geht währenddessen eine Affäre mit Verwalter Mechmershausen (Richy Müller) ein, was von Ebbo nicht unentdeckt bleibt. Es brodelt jedoch nicht nur in der Familie. und so kommt bald zu gewalttätigen Zwischenfällen. Auch der Krieg rückt immer näher... Oda hegt zunehmend Gefühle für 'Schnaps', der seine Flucht plant. Die Situation gerät außer Kontrolle...
Chris Kraus' ("Vier Minuten") Drama über ein junges Mädchen, das sich in einen Anarchisten verliebt, basiert auf der Lebensgeschichte der Schriftstellerin Oda Schäfer. Während seines Germanistikstudiums hat der Regisseur von Schäfer gehört und festgestellt, dass diese seine Großtante war. Daher interessierte sich Kraus zunehmend für ihre Geschichte. Er brauchte fast 14 Jahre für die Umsetzung des Spielfilms, da die Produktion sehr aufwendig war. Kraus ließ für "Poll" etwa ein Haus vor die Küste Estlands bauen. Er konnte kein geeignetes Gut als Drehort finden, dass seinen Vorstellungen entsprach. Das Ergebnis ist umso gelungener. Wie das abgelegene Anwesen auf Pfählen aus dem Meer ragt, ist beeindruckend.

Kraus nutzt das imposante Haus und fängt im Laufe des Films die Kulisse immer wieder in unterschiedlichen Einstellungen und Tageszeiten ein. Das Zusammenspiel dieser Impressionen und der Musik stützt die Dramatik. In einer Szene spielt Jeanette Hain im Haus Cello, während im Hintergrund ein Teil des Guts abbrennt. Stellenweise hat sich Kraus an einzelnen Szenen zu lange aufgehalten. Der Regisseur wollte die Dramatik wohl betonen, indem er sie ausdehnt. Dadurch schadet er jedoch der Spannung und widmet sich einer Szenerie, der im Film keiner weiteren Bedeutung zugestanden wird. So tanzt und singt die Gesellschaft in gemeinsamer Runde. Diese Szene trägt weder zum Inhalt bei, noch zeichnet sie ein tieferes Bild der Charaktere. Bei der Einführung in die zweifelhafte Hirnforschung des Vaters, setzt Kraus unnötig auf Gewalt, die zum Drama nicht passt. Die detaillierte Darstellung der Gehirn-Entnahme eines Leichnams würde man eher in einem Splatter-Thriller erwarten.
Isabel Pluta/Filmreporter.de
Videoclip: Poll
Im Juni des Jahres 1914 reist die 14-Jährige Oda (Paula Beer) mit dem Sarg ihrer Mutter zu Vater Ebbo (Edgar Selge) und dessen neuer Familie ins...
 
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Andrea Niederfriniger/Ricore Text
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