Koch Media
Moon

Moon

Originaltitel
Moon
Regie
Duncan Jones
Darsteller
Benedict Wong, Matt Berry, Robin Chalk, Malcolm Stewart, Kaya Scodelario, Adrienne Shaw
Kinostart:
Deutschland, am 15.07.2010 bei Plaion Pictures (Koch Films)
Kinostart:
Österreich, am 01.10.2010 bei Polyfilm
Kinostart:
Schweiz, am 22.07.2010 bei Xenix Film
Genre
Thriller
Land
Großbritannien
Jahr
2009
FSK
ab 12 Jahren
Länge
97 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
7,0 (2 User)
Sam Rockwell begegnet sich selbst auf dem Mond
Astronaut Sam Bell (Sam Rockwell) muss ganz auf sich allein gestellt auf dem Mond den Abbau von Helium-3 überwachen. Dank des wertvollen Gases gehört das Energieproblem der Erde der Vergangenheit an. Sam ist froh, dass er seinen Dreijahresvertrag mit dem Unternehmen Lunar bald erfüllt hat und wieder nach Hause darf. Besonders die Trennung von seiner Frau und der gemeinsamen Tochter macht ihm immer mehr zu schaffen. Zwei Wochen vor seiner geplanten Abreise geschehen seltsame Dinge auf der Mondstation. Sam sieht mysteriöse Erscheinungen und zweifelt zunehmend an seinem Verstand. Nach einen Unfall taucht plötzlich ein Doppelgänger auf. Zunächst beharren beide Männer darauf, der einzig wahre Sam Bell zu sein. Dadurch kommt es immer wieder zu Spannungen. Schon bald stellen sie fest, dass sie beide Opfer einer Verschwörung sind. Nur wenn sie zusammenhalten, haben sie eine Chance zu überleben.
Zu Beginn von "Moon" werden uns die globalen Verhältnisse der nahen Zukunft vorgestellt. Seitdem auf der Mondoberfläche Helium-3 als Brennstoff gewonnen wird, ist das Energieproblem der Erde gelöst. Während die Menschheit auf dem blauen Heimatplaneten einer aussichtsreichen Zukunft entgegenblickt, richtet Duncan Jones den Blick auf ein kleines Rädchen im Getriebe, ohne dessen emsige Arbeit die perfekt geölte Rohstoff-Maschinerie zum Stillstand kommen würde: Sam Bell. Innerhalb weniger Minuten macht der Regisseur das Globale zum Persönlichen, das Politische zum Privaten. Sobald wir uns mit dem Protagonisten auf dem kargen Sattelliten befinden, lässt sich Jones viel Zeit beim Erzählen seiner Geschichte. Seinen Helden zeigt er uns zunächst als langbärtigen Robinson Crusoe-Verschnitt, isoliert von jeglicher menschlicher Zivilisation. Zum Freitag-Pendant wird Roboter Gerty, Sams einzige Gesellschaft auf der einsamen Mondstation. Wir haben keinen Weltraumhelden vor uns, sondern einen einfachen Angestellten, der seinen täglichen Aufgaben gewissenhaft nachgeht. Wir sehen, wie er sich rasiert, duscht und seiner Frau Nachrichten schickt, da er nach dem bevorstehenden Ende seines Dreijahresvertrages auf einen Neuanfang mit ihr und der gemeinsamen Tochter hofft. Kurz: Sam wird als normaler Durchschnittstyp mit alltäglichen Bedürfnissen und Hoffnungen portraitiert. Was zunächst belanglos wirkt, wird von Jones bewusst unspektakulär inszeniert. Denn gerade das Profane, die kleinen Dinge in "Moon" machen nachher die Tragik von Sams Dasein umso deutlicher.

Bevor das existenzielle Drama seinen Lauf nimmt, führt uns der Regisseur zunächst auf die falsche Fährte. Wenn Sam unvermittelt zu halluzinieren beginnt und eine mysteriöse Frauengestalt für wenige Sekunden vor ihm auftaucht, fühlt man sich unweigerlich an Andrej Tarkowskijs Science-Fiction-Klassiker "Solaris" erinnert. Jones' Geschichte geht jedoch ganz eigene Wege und greift mit der Ankunft des zweiten Sam Bell ein klassisches Topos der Phantastik auf: das Doppelgänger-Motiv. Doch auch diese ausgetretenen Genre-Pfade verlässt Jones nach kurzer Zeit. Trotz der zwangsläufigen Konflikte zwischen den beiden Sam-Versionen, repräsentiert der eine nicht etwa die psychologischen oder moralischen Abgründe des anderen. Im Gegenteil: Die Probleme von Sam 1 sind auch die Probleme von Sam 2. Beide sind Opfer eines kapitalistischen Systems, das die scheinbar perfekte Methode des Human Outsourcing gefunden hat: Geklonte Arbeitskräfte mit begrenzter Lebenszeit.

In seinem Science-Fiction behandelt Jones die Mechanismen des Neoliberalismus, wie er von dem Linguisten Noam Chomsky charakterisiert wurde, radikal weiter. Da in der Abgeschiedenheit des Mondes keiner nach Menschenrechten fragt, werden den Sam-Klonen auch keine zugestanden. Ihr einziger Daseinszweck dient der Profitmaximierung eines Konzerns. Sie werden zum Leben erweckt, erfüllen ihren Dreijahresvertrag und werden anschließend wie Restmüll entsorgt. Perfekte Drohnen. Günstig und effizient. Nichtsdestotrotz vermeidet der Regisseur plakative Kapitalismuskritik und rührseligen Betroffenheitskitsch. Die menschenverachtende Ausbeutung des Individuums entlarvt er auf andere Weise. Indem Jones uns den Ausgebeuteten im Verrichten alltäglicher Dinge zeigt, schafft er Empathie für dessen Situation. Für das Unternehmen ist Sam nur eine anonyme, leicht zu ersetzende Arbeitskraft. Wir dagegen haben ihn als menschliches Individuum kennengelernt, mit dem wir uns identifizieren können. So entfaltet der vermeintlich profane Anfang eine umso größere emotionale Durchschlagskraft, als wir zusammen mit Sam von dessen Ausbeutung erfahren. Dabei spielt es keine Rolle, dass ihm die Erinnerungen an sein früheres Leben bloß eingepflanzt wurden. Für ihn sind sie real. Sie bewirken, dass er sich während der drei Jahre auf der isolierten Mondstation weiterentwickelt. Gegenüber dem neueren Klon ist der erste Sam weniger aufbrausend. Er hat sich eigene Fehler eingestanden und ist bereit, sich zu ändern. Sam Rockwell gelingt es auf brillante Weise, die unterschiedlichen Nuancen der beiden Sams darzustellen. Seine differenzierte Two-Man-Show trägt maßgeblich zum Gelingen der Geschichte bei. So ist Jones ein beachtliches Regiedebüt gelungen, ein intimes und zugleich politisch relevantes Charakterportrait auf engstem Raum. Erst am Ende eröffnet er die Perspektive wieder kurz auf die globalen Verhältnisse der Erde. Doch das ist eine andere Geschichte. "Moon" erzählt bloß vom Schicksal eines einzelnen Mannes - wenn auch in doppelter Ausführung.
Carlos Corbelle/Filmreporter.de
Videoclip: Trailer zu "Moon"
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