Alamode Film
Gefallene Engel - Heimliche Spiele 3

Gefallene Engel - Heimliche Spiele 3

Originaltitel
À l'aventure
Regie
Jean-Claude Brisseau
Darsteller
Michèle Larue, Jocelyn Quivrin, Frédéric Aspisi, Estelle Galarme, Etienne Chicot, Lise Bellynck
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Erotik
Land
Frankreich
Jahr
2009
FSK
ab 16 Jahren
Länge
99 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
4,0 (Filmreporter)
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Philosophie bei der Suche nach erfüllender Erotik
Die erfolgreiche Ökonomin Sandrine (Carole Brana) empfindet die Beziehung zu ihrem Freund als unbefriedigend. Nicht selten masturbiert sie nach dem gemeinsamen Sex. Ihr Berufsleben langweilt sie ebenfalls. Oft trifft die hübsche Dunkelhaarige im Park einen älteren Taxifahrer, mit dem sie philosophische Unterhaltungen führt. Dadurch wird ihr noch stärker bewusst, dass ihr im Leben etwas fehlt. Sie beschließt sich von der Beziehung und ihrem Job zu trennen. In einem Café lernt sie den gut aussehenden Psychologen Greg (Arnaud Binard) kennen. Gemeinsam mit zwei anderen Frauen, Mina (Nadia Chibani) und Sophie (Lise Bellynck), nimmt sie an seinen Therapie-Sitzungen teil. Letztgenannte hat sich gerade - nach nur neun Wochen Ehe - scheiden lassen, weil auch sie sich von ihrem Mann sexuell vernachlässigt fand. Sandrine fühlt sich zu ihr hingezogen. Beide Frauen begeben sich gemeinsam bei Greg in Hypnose, um endlich ekstatische Lust zu erleben.
"Gefallene Engel" ist der dritte Teil von Jean-Claude Brisseaus "Heimliche Spiele" -Erotikreihe. In einem Blog des Kulturmagazins Dissidenz vom 1. März 2008 vertritt er die Ansicht, dass Emotionen und Sexualität im Kino inzwischen wieder in die Tabu-Ecke verbannt werden. Es sei ihm deswegen ein Anliegen, diese Themen mit seinem Werk als essentielle Elemente des Lebens darzustellen. Beim Casting zum ersten Teil seiner Erotikreihe handelte er sich Ärger mit der französischen Justiz ein. Dort mussten die Kandidaten demonstrieren, dass sie für pornografische Szenen geeignet sind. Da es dabei sehr drastisch zuging, wurde der Regisseur wegen Belästigung angeklagt und zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Wer sich von Brisseaus Drama viel nackte Haut und prickelnde Erotikszenen erhofft hat, wird enttäuscht. Bei einer fast 100-minütigen Laufzeit gibt es insgesamt kaum mehr als zehn knisternde Minuten. Statt zum erotischen Thema zu kommen, wie man so schön sagt, wird viel diskutiert. Die Idee, neben aller Triebbefriedigung, den Film mit geistigem Inhalt zu füllen, ist an sich gut. Denn dadurch könnte mehr Tiefgang entstehen. Doch durch schier endlose Diskussionen der Protagonisten über philosophische und naturwissenschaftliche Themen wirkt Brisseaus Werk bemüht intellektuell. In Unterhaltungen über sexuelle Vorlieben wird jeder Anflug von Gefühl tot diskutiert. Zudem nervt eine der Darstellerinnen durch ihre übertrieben naiv-offenherzige Spielweise. Mit breitem Lächeln und affektiertem Augenaufschlag erzählt sie, wie sie es genossen habe, als sie zum ersten Mal von einem Mann geschlagen wurde. In Sachen Kostüme und Requisiten hat man immerhin wirklich Geschmack und Stil bewiesen. Bei den Therapie-Treffen mit dem Psychologen tragen die Frauen schlichte, elegante Kleider; dabei führen sie ihre Gespräche über Sex, Gott und die Welt bei einem gepflegten Abendessen. Es ist schade, dass die Atmosphäre, die in solchen Momenten aufgebaut wird, durch die Dialoglastigkeit im Keim erstickt.
Gudrun Schmiesing/Filmreporter.de
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Gefallene Engel - Heimliche Spiele 3
2024