Majestic Filmverleih
Sommer in Orange

Sommer in Orange

Originaltitel
Sommer in Orange
Alternativ
Mein Leben in Orange; Orange - Mein Leben in Orange
Regie
Marcus H. Rosenmüller
Darsteller
Daniela Holtz, Heinz-Josef Braun, Carla Sprenger, Thomas Wittmann, Bettina Mittendorfer, Wiebke Puls
Kinostart:
Deutschland, am 18.08.2011 bei Majestic Filmverleih
Kinostart:
Österreich, am 02.09.2011 bei Filmladen
Kinostart:
Schweiz, am 01.09.2011 bei Filmcoopi
Genre
Komödie
Land
Deutschland
Jahr
2011
FSK
ab 12 Jahren
Länge
110 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (1 User)
Heimatfilmer Marcus H. Rosenmüller in orange
Erleuchtung ist Garantiert. Zumindest ist das 1980 in der bayerischen Provinz Talbichl so gedacht. Hier hat eine kleine Gruppe von Bhagwan-Anhängern eine Kommune gegründet, wo sie zum Verdruss der alteingesessenen Dorfbewohner offen einen Lebensstil jenseits bürgerlicher Konventionen pflegen. Auch Amrita (Petra Schmidt-Schaller) hat sich entschlossen, ihr hektisches Dasein in Berlin gegen das ungezwungene, zwischen Meditation und freier Liebe pendelnde Leben in der Kommune zu tauschen.

Für ihre Kinder Lili (Amber Bongard) und Fabian (Bela Baumann) ist der seltsame Lebenswandel ihrer Mutter hingegen ein Ärgernis. Vor allem die 12-Jährige Lili gerät in einen emotionalen Zwiespalt. Sie wird von ihren Mitschülern gemieden, so dass sie sich nichts sehnlicher wünscht, als eine normale Familie. Und so beginnt das Mädchen ein Doppelleben. Zu Hause trägt sie weiter Orange und ernährt sich vegetarisch, in der Schule tauscht sie die Sannyasin-Kleidung gegen den Faltenrock ein und betet mit den anderen das Vaterunser. Lange kann dieser Spagat zwischen Om und Amen jedoch nicht gut gehen. Als auch noch ein Guru der Sannyasin-Bewegung auftaucht und Amrita den Kopf verdreht, überschlagen sich die Ereignisse.
"Sommer in Orange" basiert auf den Kindheitserinnerungen der Drehbuchautorin Ursula Gruber und ihres Bruders Georg Gruber, der bei der Komödie als Produzent fungierte. Wie die Kinder im Film verbrachten auch sie den Großteil ihrer Kindheit in einer Sannyasin-Kommune südlich von München. "Unsere alleinerziehende Mutter schickte uns auf alternative Schulen, in den Ferien begleiteten wir sie auf Psychotherapie-Workshops in ganz Europa", so die Drehbuchautorin. Der in "Sommer in Orange" beschriebene Konflikt zwischen der Mentalität des deutschen Spießbürgertums und dem Lebendwandel der Sannyasin-Bewegung sowie die daraus hervorgegangene Sehnsucht der Kinder nach Normalität sind ebenfalls Erfahrungen, die die Gruber-Geschwister machten. "Wir waren der Dorn im Auge des Bürgermeisters, viel zu bunt für die oberbayerische Provinz". (…) Ich wünschte mir nichts sehnlicher als Freunde im Dorf, eine normale Familie und nicht so viele Freaks um mich herum", so Ursula Gruber.

Für Regisseur Marcus H. Rosenmüller war dieser Konflikt das zentrale Thema für seinen Film. "Für mich lag der Reiz in dieser Geschichte, dieses wilde, dieses andere Leben, das da nach Bayern kommt und die Regeln sprengt, zu beschreiben", so Rosenmüller. "Mich interessieren Situationen, in denen Menschen etwas Fremdes begegnet, auf das sie erst mal mit einer ganz natürlichen Abwehr reagieren". Die Darstellung dieses Konflikts aus Sicht eines Kindes ist ein dramaturgisches Element, das der Filmemacher bereits in "Wer früher stirbt, ist länger tot" erfolgreich angewandt hat. Gepaart mit der Darstellung des ländlichen Lebens verleiht diese Perspektive den Filmen des 'Heimatfilmers' Rosenmüller ihren typischen, stets naiven und zwischen Verklärung und Romantik pendelnden Charme. "Ich beschäftige mich immer mit Stoffen, in denen einfach scheinende Probleme mit einer augenzwinkernden Menschlichkeit und Wärme gelöst werden. Ich könnte mich bei meinen Filmen natürlich auch für eine realistischere und manchmal auch härtere Sichtweise entscheiden, aber mir ist es wichtiger einen Wunsch oder eine Utopie in die Welt zu tragen", so der Regisseur.

Die Sannyasin-Bewegung gründet ihre Weltanschauung auf eine indische Form der spirituellen Sinnsuche, die so genannte Sannyas. Deren Anhänger entsagen dem Weltlichen und entscheiden sich für ein Dasein völliger Besitzlosigkeit. Das Streben der Sannyasin ist auf die Vereinigung mit Gott sowie der Erkenntnis der spirituellen Wahrheit gerichtet. Die Bewegung, wie sie in "Sommer in Orange" gezeigt wird, geht auf die Gründung Bhagwan Shree Rajneeshs im Jahr 1970 zurück. Der nahm es mit der Entsagung nicht so wörtlich und sammelte neben der Barschaft seiner Jünger auch eine imposante Sammlung nicht eben günstiger Rolls Royce an. Die so genannten Neo-Sannyasins grenzen sich bewusst von der asketischen Anschauung der traditionellen Sannyas ab und setzen stattdessen auf eine Lebensart, die sich äußerlich kaum dem des gesellschaftlichen Umfeldes unterscheidet. Einzig die bewusste, auf Vereinigung mit dem Spirituellen gerichtete Lebensweise sowie die Meditation als Ritual sind als definierende Momente erhalten geblieben.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
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