Filmfest München 2010
This Prison Where I Live

This Prison Where I Live

Originaltitel
This Prison Where I Live
Regie
Rex Bloomstein
Darsteller
Michael Mittermeier, Zarganar
Kinostart:
Deutschland, am 21.10.2010 bei Senator Film Verleih
Kinostart:
Österreich, am 03.12.2010 bei Stadtkino Filmverleih
Genre
Dokumentarfilm
Land
Großbritannien
Jahr
2010
FSK
ab 12 Jahren
Länge
90 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Dokumentation über Freiheitskampf eines Künstlers
Nach einem Interview, dass Filmemacher Rex Bloomstein mit dem populären burmesischen Komiker, Schauspieler und Schriftsteller Zarganar für ein Projekt "über den Kampf um die Meinungsfreiheit an den unterschiedlichsten Orten" (Bloomstein) wurde dieser wegen seines Engagements für Freiheit und Gerechtigkeit zu 59 Jahren Haft verurteilt. Um auf sein Schicksal aufmerksam zu machen, entschied sich Bloomstein, eine Dokumentation über den Aktivisten zu realisieren. Erst durch das finanzielle und persönliche Engagement von Michael Mittermeier konnte er sein ehrgeiziges Projekt fertigstellen. Mit dem deutschen Komiker begibt sich der Filmemacher abermals nach Myanmar - dem früheren Burma - um den Geist des einflussreichen Protestlers aufzuspüren. Sie besuchen die Wohnung Zarganars, das Atelier, in welcher dieser eineinhalb Jahre zuvor mit seiner Schauspielertruppe probte und wagen sich so nah wie möglich an das Gefängnis, in dem Zarganar seit 2008 einsitzt.
Regisseur Rex Bloomstein rafft zunächst die Vorgeschichte zusammen. Er geht auf die weltweit beachtete Proteste der Mönche gegen die Junta Myanmars, dem früheren Burmas ein und zeigt Archivbilder der blutigen Unterdrückung des Aufstands durch das Militär. Auch die Naturkatastrophe aus dem Jahr 2008 ist Thema der einleitenden Sequenzen, damals erschütterte der Zyklon Nargis das Land. Diese Informationen machen auf die Ungerechtigkeit und schwache Regierungsarbeit des totalitären Regimes aufmerksam und weisen auf den mutigen Kampf von Minderheiten hin, die im Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit ihr Leben aufs Spiel setzen. Einer der Kämpfer ist Zarganar. Bloomberg besuchte den Komiker, Schauspieler, Filmemacher und Autor 2007 in seiner Heimat und befragt ihn zu seinem 20-jährigen politischen Engagement. Bei dieser Gelegenheit erzählt der Protestler von dem Konflikt, den er mit der Regierung seit vielen Jahren austrägt. Zarganar wird immer wieder mit Aufführungsverboten bestraft und muss fünf Jahre in Einzelhaft verbringen. Gemeinsam wagen sich der Komiker und das Filmteam in die Stadt, immer in Gefahr, von Spitzeln der Staatsmacht entdeckt zu werden. Wehmütig zeigt Zarganer die Kinos und Buchläden Ranguns, in denen seine Filme nicht aufgeführt und seine Bücher nicht verkauft werden dürfen. Ihre Reise endet in einem Gebäude, wo Zarganars Kollegen eines seiner Stücke aufführen, in dem er selber aber nicht mitspielen darf. In diesen Passagen erfüllt die Dokumentation ihr Anliegen. Es zeigt die Willkür des Regimes, die machtlose Bevölkerung sowie die Gefahr eines jeden, der sich gegen den Willen der Regierung stemmt. Bloomberg gelingt das Porträt einer bewundernswerten Persönlichkeit, die sich trotz unvorstellbaren Leids Lächeln und Lebenskraft bewahrt hat.

Das aufklärerische Potential geht dem Dokumentarfilm mit der Perspektivverlagerung auf Michael Mittermeier verloren. Mit ihm begibt sich Bloomstein abermals nach Myanmar, um den Geist des politischen Rebellen aufzuspüren. Das Ziel des Unternehmung ist klar: Nun da der Burmese im Gefängnis sitzt, soll auf die einzigartige Größe seines Protestes und seinen Mut hingewiesen werden. Die Betroffenheit der Spurensucher überträgt sich jedoch nicht auf den Zuschauer. Das mag daran liegen, dass das Porträt nun quasi aus zweiter Hand kommt. Ausgehend von den Beobachtungen, Erfahrungen und Eindrücken aus dem Umfeld Zarganars gibt Mittermeier seiner Stimmungen und Reflexionen kund, was nicht funktioniert. Während die Unmittelbarkeit des Interviews mit Zarganar die politische Situation des Landes und die verzweifelte Lage des Interviewten greifbar macht, geht der Zuschauer nun auf Distanz.

Zur Authentizität und Emotionalität tragen die Ausflüge des Teams zum Gefängnis nicht bei. Im Gegenteil, sie wirken allzu bemüht, Abwechslung in die sich wiederholenden Betroffenheitspassagen des deutschen Komikers zu bringen. Das hat wohl auch Mittermeier während der Dreharbeiten gespürt und sich zu der Bemerkung hinreißen lassen, dass nach vielen Worten endlich Zeit für Action sei. Ob ihm bewusst ist, dass er damit das wesentliche Manko des Films beschrieben hat? Schließlich sei auf das entscheidende Problem des Films hingewiesen. Man mag und darf nicht abstreiten, dass Mittermeier angesichts des Schicksals seines Kollegen erschüttert ist. Es lässt sich aber auch nicht übersehen, dass seine Sprachlosigkeit zum großen Teil Folge seiner begrenzten Englischkenntnisse sind, die sich einer tiefergehenden Reflexion über das Thema in den Weg stellte und den Komiker überdies zu sich ständig wiederholenden merkwürdigen Floskeln verleiteten.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Mit Michael Mittermeier hat sich Filmemacher Rex Bloomstein nach Myanmar begeben. Hier wollen die beiden das Schicksal des zu 59 Jahren Haft...
 
Mit Humor agieren
Michael Mittermeier gehört zu den erfolgreichen deutschen...
Filmfest München 2010
This Prison Where I Live
2024