Sony Pictures
Django Unchained

Django Unchained

Originaltitel
Django Unchained
Regie
Quentin Tarantino
Darsteller
Kinetic, Dana Michelle Gourrier, Ross P. Cook, Justin Hall, Doc Duhame, Belinda Owino
Kinostart:
Deutschland, am 17.01.2013 bei Sony Pictures
Kinostart:
Österreich, am 18.01.2013 bei Sony Pictures Filmverleih
Kinostart:
Schweiz, am 17.01.2013 bei The Walt Disney Company Switzerland
Genre
Western
Land
USA
Jahr
2012
FSK
ab 16 Jahren
Länge
160 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.djangounchained.de
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
8,3 (3 User)
Quentin Tarantinos Hommage an den Italo-Western
Sklave Django (Jamie Foxx) wird von dem deutschstämmigen Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz) aus der Sklaverei befreit. Gemeinsam machen sie fortan Jagd auf die mordenden Brittle-Brüdern. Auf dem Anwesen von Big Daddy (Don Johnson) werden sie fündig. Hier sind die Brittles als skrupellose Sklavenaufseher angestellt.

Django erkennt in ihnen die Männer, die ihn und seine Frau Broomhilda (Kerry Washington) einst gedemütigt und gequält haben. Nachdem Django seinen Rachedurst gelöscht und Schultz sich sein Kopfgeld gesichert hat, ziehen sie weiter. Sie haben jetzt noch eine weitaus wichtigere Mission: Broomhilda muss befreit werden. Sie wird als Sklavin auf der Plantage von Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) gehalten.
Quentin Tarantino wird nicht müde, sich aus dem Fundus der Filmgeschichte zu bedienen. Nach der Martial-Arts-Hommage "Kill Bill" und dem postmodernen Kriegsfilm "Inglourious Basterds" hat er sich mit "Django Unchained" dem Genre des Italo-Western im Stile eines Sergio Corbuccis vorgenommen. Nach dem Erfolg von "Inglourious Basterds" ist "Django Unchained" die zweite Zusammenarbeit von Tarantino und Oscar-Preisträger Christoph Waltz.

Dabei bezieht sich Tarantono nicht nur auf Italowestern von Sergio Leone und Corbucci, auf dessen populärstes Werk ja auch der Titel verweist, auch klassische Western dienen ihm als Referenzpunkte. Wenn die beiden Helden etwa am Anfang des Films sich an ihre Mission machen und dabei in den Raum der stellenweise unberührten Natur reiten, fühlt man sich in John Fords Western-Klassiker "Der schwarze Falke" versetzt. Die winterliche Landschaft erinnert daneben auch an "Jeremiah Johnson" von Sydney Pollack und Robert Altmans düsteren Abgesang auf den Frontier-Mythos mit "McCabe & Mrs. Miller".

Überhaupt scheint der Spätwestern bzw. seine thematische und ästhetische Variation im Italo-Western es Tarantino angetan zu haben, was sich nicht zuletzt auch im omnipräsenten Motiv der Gewalt äußert, mit der der Regisseur zugleich eines der zentralen Elemente seines eigenen Werks aufgreift.

Tarantino belässt es nicht bei Referenzen an die Film-bzw. Westerngeschichte, sondern weitet sein Zeichenspiel auch auf andere Mythen der westlichen Kulturgeschichte aus. Vor allem die deutsche bzw. deutschsprachige Kunst hat es dem germanophilen Filmemacher wieder angetan. Nicht umsonst wählt er mit Dr. Schultz einen Deutschen als tragende Figur. Der ist nicht nur Zahnarzt, sondern erinnert mit seiner Kutsche, auf deren Dach sich ein überdimensionierter Zahn befindet, an Erich von Stroheims McTeague in "Gier nach Geld". Wenn Schultz den körperlich geschwächten und psychisch traumatisierten Django zu einer perfekten Killermaschine ausbildet und unter dessen Einfluss dann selbst eine Wandlung erfährt, dann ist darin der Frankenstein-Mythos variiert. In der deutschen Mythologie befinden wird uns wieder mit der Paar-Konstellation Django/Broomhilda. So erzählt Schultz dem Titelhelden in einer entscheidenden Szene Auszüge aus der Nibelungen-Sage, weil er in ihm den neuen Siegfried sieht, der seine Brunhilde aus der Gefangenschaft befreien muss.

Tarantino wäre nicht Tarantino, wenn er es nicht auch in "Django Uncheined" geschafft hätte, die Vielzahl an Zitaten und Anspielungen in eine stringente Erzählung einzuflechten. In dem Maße wie der Film auf die Geschichte des Western verweist, in dem Maße ist "Django Unchained" selbst ein Westernfilm, der mit der Ikonographie des Genres den Mythos des Wilden Westens neu erzählt. Stets hat Tarantino auch die Figuren im Blick, wobei er sich längst nicht nur auf das Entfalten der Hauptfiguren beschränkt. So sehr Django und vor allem Dr. Schulz Tiefe besitzen, so plastisch erscheinen auch die Nebencharaktere. Einmal mehr verschränkt Tarantino dabei die Figurendarstellung mit seinem ihm typischen Stil des Stationen-Erzählens. Jede Episode, die Django und Schultz durchkreuzen, hat einen Charakter im Mittelpunkt, der selbst Hauptfiguren und Thema vorübergehend überstrahlt.

Es sind Episoden, in denen auch die Darsteller glänzen dürfen. Auch das ist typisch ist für Tarantino, dem es immer wieder gelingt, das Beste aus seinen Akteuren herauszuholen. Wie vor ihm bereits Robert Rodriguez in "Machete" bringt auch er im Gestus des Ehrerbietens Don Johnson zurück auf die Kinoleinwand. Und der ruft in der Brittle-Episode eine der besten Leistungen seiner Karriere ab. Wunderbar, wie der "Miami Vice"-Darsteller den schmierigen Plantagen-Besitzer gibt, dessen dunkler Charakterzug in einer späteren witzigen, vielleicht etwas zu sehr in die Länge gezogene Ku-Klux-Klan zum Vorschein kommt. Mit seinem weißen Anzug erinnert die Figur an Johnsons Crocket aus "Miami Vice". Zugleich greift Tarantino mit dem Motiv ein zentrales Gestaltungselement seiner Filme auf, in denen Gewalt oft in einer dramaturgischen Paradoxie aufgelöst wird. Auch in "Django Unchained" finden die schrecklichsten Verbrechen bei helllichtem Tag statt.

Noch gelungener als Johnsons Big Daddy sind die von Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson verkörperten Nebenfiguren geraten. DiCaprios Calvin Candie ist ein rücksichtsloser Plantagenbesitzer, dessen gepflegte Erscheinung und vornehmes Auftreten ein moralisches Loch überbrücken. Übertroffen wird sein Fiesling nur noch von Jacksons diabolischem Stephen, einem opportunistischen Schwarzen, dessen Kollaboration mit seinem Boss so weit geht, dass man zuweilen den Eindruck bekommt, dass er der eigentliche Strippenzieher hinter der Gewaltherrschaft ist. Jackson wollte nach eigenen Aussagen den bösesten Schwarzen der Filmgeschichte auf die Leinwand bringen. Das ist ihm zweifellos gelungen. Schade nur, dass sein Charakter aufgrund einer rigorosen Kürzung des Films nicht ganz zur Entfaltung kommt. Zu den herausgeschnittenen Passagen soll auch eine Szene gehören, bei der Django von Stephen gefoltert wird. Diese wie auch andere fehlenden Szenen gehen nicht nur zulasten der Figuren, sondern führen auch zu einigen logischen Brüchen und hinterlassen einen insgesamt verstümmelten Eindruck.

Trotz dieser Eingriffe bleibt Dr. Schultz das Herz von "Django Unchained". Im Vergleich zu den anderen Charakteren macht der im Verlauf der Handlung die größte Entwicklung durch. Zunächst ein eiskalter und berechnender Kopfgeldjäger, wird er durch den Einfluss Djangos, den er eigentlich zu einer Tötungsmaschine ausbilden wollte, zu einem Menschen. Waltz legt die Figur als Variation seines Hans Landa aus "Inglourious Basterds" an und erspielte sich mit seiner bravourösen Leistung erneut einen Oscar. Bei der Dominanz dieser Nebenfiguren und deren Darsteller gerät die Leistung Jamie Foxx etwas ins Hintertreffen. Auch Tarantino fühlt sich sichtbar wohler bei den zwielichtigen Charakteren, während die guten, etwa auch Broomhilda, vergleichsweise blass daherkommen.

Was "Django Unchained" von einem reinen Spiel mit Zitaten außerdem abhebt, ist sein kritischer Gestus. Tarantino steckt den Finger in die noch lange nicht verheilte Wunde der US-amerikanischen Geschichte. Gewalt war in seinen Filmen niemals nur Selbstzweck, sondern ließ einen Rückschluss auf den gesellschaftlichen Status Quo Amerikas zu. In "Django Unchained" geht Tarantino einen Schritt weiter, indem er seinen Kamerablick schonungslos auf die Schuld des Landes gegenüber der afroamerikanischen Minderheit lenkt. Es wird erbarmungslos geschlagen, getötet, physisch und psychisch gefoltert, was den Film stellenweise - trotz seiner ironischen Anteile - schwer erträglich macht. Dabei zeigt Tarantino nicht nur, dass allein die Weißen Schuld auf sich geladen haben, sondern auch einige Schwarze am 'Black Holocaust' involviert waren. Die Kollaboration Stephens mit Candie mag vor diesem Hintergrund zwar eine dramatische Überhöhung sein, den historischen Tatsachen wird der Regisseur damit sehr wohl gerecht. Das gibt "Django Unchained" Brisanz und sorgte in den USA für große Aufregung.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
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