Ricore

Gottes eigenes Land

Originaltitel
God's Country
Regie
Louis Malle
Darsteller
Lowell Barnum, Arnold Beneke, Millie Beneke, Donald Chapman, Clayton Hoese, David Hoese
Kinostart:
Deutschland, am 30.10.1986 bei Freunde der Deutschen Kinemathek
Genre
Dokumentarfilm
Land
USA
Jahr
1979
Länge
90 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Louis Malles Dokumentation über eine US-Kleinstadt
Im Jahr 1979 begibt sich Louis Malle mit zwei Mitarbeitern nach Glencoe, Minnesota, wo er die wirtschaftliche Situation der Stadt und das Leben ihrer Bevölkerung einfangen möchte. Er zeigt einfache Durchschnittsmenschen in ihrem privaten und beruflichen Alltag. Dabei entsteht das Bild einer Gesellschaft, die trotz bescheidener wirtschaftlicher Verhältnisse von einer optimistischen Grundstimmung geprägt ist. Als er die Stadt sechs Jahre später erneut besucht, ist von diesem Optimismus nichts mehr zu spüren. Malle trifft Bürger, die angesichts der wirtschaftlichen Rezession unter Ronald Reagan zunehmend Existenzängste entwickelt haben.
Wie immer in seinen Dokumentationen nähert sich Louis Malle auch in "Gottes eigenes Land" seinem Gegenstand unvoreingenommen. Malle begegnet seinen Gesprächspartnern mit Respekt, er vermeidet, sie vorab zu verurteilen. Diese danken es dem Regisseur dadurch, dass sie ihn nah an sich heranlassen, was für intime Momente sorgt.

So neutral und ehrfurchtsvoll Malle gegenüber dem Individuum ist, so deutlich zielt er auf die Entlarvung des sozialen Gefüges. Dabei entsteht das Bild einer konservativen Gesellschaft, die in ihrer Sehnsucht nach Harmonie nicht nur eine intolerante Haltung gegenüber Andersdenkenden offenbart, sondern auch rassistische und sexistische Vorbehalte an den Tag legt. Diese ernüchternde Feststellung verbindet Malle - vor allem gegen Ende des Films - mit einer dezidierten Anklage der Politik Ronald Reagans, dessen Misswirtschaft den sozialen Zusammenhalt der Gemeinde erschüttert hat.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
2024