Filmlichter
Das System - Alles verstehen heißt alles verzeihen

Das System - Alles verstehen heißt alles verzeihen

Originaltitel
Das System - Alles verstehen heißt alles verzeihen
Regie
Marc Bauder
Darsteller
Gerhard Schröder, Wolfram Koch, Angela Merkel, Mario Pokatzky, Rosa Enskat, Michael Abendroth
Kinostart:
Deutschland, am 12.01.2012 bei Filmlichter
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2011
FSK
ab 12 Jahren
Länge
91 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.das-system-verstehen.de
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Dichter Thriller über Stasi-Seilschaften
Mike Hiller (Jacob Matschenz) macht sich keine Gedanken über die Zukunft. Der 21-Jährige schlägt sich in Rostock als Kleinkrimineller durch. Als Konrad Böhm (Bernhard Schütz) ihn kontaktiert, ändert sich sein Leben jedoch rasend schnell. Böhm kannte Mikes Vater Rolf bis zu dessen Tod kurz vor dem Mauerfall. Als junge Männer machten sie Karriere im Staatsapparat der DDR.

Böhm nimmt Mike unter seine Fittiche. Der smarte Geschäftsmann bringt ihm schnell bei, wie man sich in der Wirtschaftswelt verhalten muss. Böhm verfügt über ein umfangreiches Netzwerk, das in die Zeit vor dem Mauerfall zurückreicht. Alte Stasi-Seilschaften sind immer noch aktiv und auch Böhm steht nicht an der Spitze der Nahrungskette. Seine Anweisungen bekommt er von Herbert Tieschky (Heinz Hoenig). Mit Erpressung und Korruption sichern sich die beiden Männer lukrative Großaufträge.

Mike soll Böhm helfen, die Ausschreibung für den Bau einer Erdgaspipeline zu gewinnen. Als Mikes Mutter Elke Hiller (Jenny Schily) davon erfährt, versucht sie ihren Sohn von Böhm fernzuhalten. Denn auch sie kennt den dubiosen Mann mit der Geheimdienstvergangenheit noch aus Stasi-Zeiten. Doch welches Verhältnis hatten Elke, Rolf und Böhm wirklich zueinander? Wie glaubhaft ist die Geschichte des Unfalls, bei dem Mikes Vater angeblich verstarb?
Regisseur Marc Bauder ("Nach der Revolution") hat sich als Dokumentarfilmer einen Namen gemacht. Mit "Das System - Alles verstehen heißt alles verzeihen" ist ihm ein beeindruckendes Spielfilmdebüt gelungen. Man merkt dem Drehbuch die genauen Recherchen an, die Bauder im Vorfeld anstellte. In kleinen Dialogschnipseln zeichnet er nach und nach das Bild des Elitentransfers aus der DDR in die BRD. "Das System - Alles verstehen heißt alles verzeihen" lässt sich viel Zeit, seine Geschichte zu entfalten. Das Zwischenmenschliche steht im Vordergrund. Statt auf Plot-Twists setzt Bauder auf die psychologischen Spielchen der Figuren, um Spannung zu erzeugen.

Für die Besetzung hat Bauder offenbar ein gutes Händchen. Bernhard Schütz spielt den Verführer Böhm so glaubwürdig, dass dem Zuschauer mulmig wird. Den skrupellosen Karrieristen und begabten Trickser nimmt man ihm ab. Kleine Risse in der harten Fassade runden die Figur ab. Heinz Hoenig überzeugt in der Rolle Herbert Tieschkys. Herrlich nonchalant gibt er den coolen, schmierigen Wirtschaftskriminellen, der sich von nichts aus der Ruhe bringen lässt. Auch Jürgen Holtz beeindruckt mit seiner beiläufigen Darstellung von Ex-Stasi-Funktionär Karl Zschernigk, der die Vergangenheit nicht ruhen lassen will.

Jenny Schily spielt die Rolle der Elke Hiller unaufgeregt und glaubhaft. Sie beweist ein gutes Maß für emotionale Reaktionen, überzieht diese jedoch nicht. Dies gilt in den meisten Szenen auch für Jacob Matschenz. Nur gelegentlich wirken die Gefühlsausbrüche übertrieben. Als Mike seine Mutter mit der Vergangenheit konfrontiert, kippt das Gespräch zu schnell ins Aggressive. Insgesamt überzeugt jedoch auch Matschenz' Darstellung. Mikes Entwicklung und sein innerer Kampf stellt er glaubwürdig dar. Unterstützt werden die Leistungen der Schauspieler durch die exzellente Kameraarbeit von Daniela Knapp. Die findet stets die richtige Entfernung zum Geschehen. Der zurückhaltende Soundtrack fügt sich perfekt in das Gesamtbild ein und unterstützt szenische Zwischenbilder.

Schwächen hat "Das System - Alles verstehen heißt alles verzeihen" streckenweise in den Dialogen. Besonders die krampfige Jugendsprache zwischen Dustin und Mike nervt. Sätze wie "die ham strategische Güter vercheckt" stören den Erzählfluss. Auch andere Dialoge wirken zu 'geschrieben' und entsprechen nicht einem authentischen Gesprächsverlauf. Dadurch wirkt die Art, wie die Story vorangetrieben wird, gelegentlich konstruiert. Dem starken Plot schadet dies letztendlich jedoch nicht. Die Dialogschnitzer stören nur stellenweise und sind schnell vergessen. "Das System - Alles verstehen heißt alles verzeihen" überzeugt mit seiner dichten Handlung und exzellenten Darstellern. Der Film ist mehr Wirtschaftsthriller, denn Agentenfilm. Diese Herangehensweise an das Thema Stasi wirkt frisch und unverbraucht. Ein gelungenes Spielfilmdebüt von Regisseur Marc Bauder.
Michael Domke, Filmreporter.de
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Das System - Alles verstehen heißt alles verzeihen
2024