Pfiffl Medien
Herr Wichmann aus der dritten Reihe

Herr Wichmann aus der dritten Reihe

Originaltitel
Herr Wichmann aus der dritten Reihe
Regie
Andreas Dresen
Darsteller
Matthias Platzeck, Henryk Wichmann
Kinostart:
Deutschland, am 06.09.2012 bei Piffl Medien
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland
Jahr
2012
FSK
ab 0 Jahren
Länge
92 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Andreas Dresens Doku über ein CDU-Hinterbänkler
"Immer wieder dieser Schreiadler! Eines Tages bringt mich dieser blöde Vogel noch um den Verstand!" So, oder so ähnlich muss es im Kopf des brandenburgischen Landtagsabgeordneten Henryk Wichmann aussehen. Denn zum gefühlten hundertsten Mal muss sich der CDU-Landtagsabgeordnette eine Diskussion zwischen einem Vertreter der NABU und dem Aktivist einer Bürgerinitiative anhören.

Diese streiten sich seit vielen Monaten über den Bau eines Radweges, der möglicherweise den Gemütszustand des vom Aussterben bedrohten Schreiadlers stören könnte. Statt mit der Faust auf den Tisch zu hauen und beide Streithähne auf ihre teils haarsträubenden Argumente hinzuweisen, bewahrt Wichmann Ruhe und versucht zu schlichten.

Momente wie diese sind alltäglich für den Abgeordneten, der seit 2009 auf der Oppositionsbank des Brandenburger Landtags sitzt und sich in seiner täglichen Arbeit vor allem den Bürgern an der Basis seines Wahlkreises widmet. Ein Jahr begleitet Regisseur Andreas Dresen Wichmann bei beruflichen Terminen und schafft so das Portrait eines engagierten Politikers und dem Kleinklein, mit dem sich dieser herumschlägt.
Rund zehn Jahre ist es her, dass Andreas Dresen in "Herr Wichmann von der CDU" Nachwuchspolitiker Zehn Jahre nach "Herr Wichmann von der CDU" wird Henryk Wichmann erneut in seinem Alltag - nun als Abgeordneter des Brandenburger Landtags - begleitet. Entstanden ist das interessante Portrait eines engagierten Politikers bei dessen engagiertem, aber aussichtslosem Wahlkampf für ein Direktmandat für den deutschen Bundestag begleitete. Mittlerweile hat es der CDU-Mann immerhin auf die Oppositionsbank des Brandenburger Landtags geschafft, weshalb ihn Dresen für "Herr Wichmann aus der dritten Reihe" erneut ein Jahr begleitet und seine alltägliche Arbeit im Landtag und an der Basis in Wichmanns Wahlkreis Uckermark/Oberhavel dokumentiert.

Herausgekommen ist ein wundervoller 90-Minüter, der zeigt, dass man schon ein echter Vollblutpolitiker wie Wichmann sein muss, um nicht vor der schieren Masse an Arbeit, missmutigen Bürgern und intriganten Politikern zu kapitulieren. Wer hat schon Lust sich jeden Tag mit Schreiadlern zu befassen, die den Bau eines Radweges verhindern, oder Anträge einzubringen, die eh nicht durchkommen? Zumal der Job des Landtagsabgeordneten nicht mal so gut bezahlt sei, wie der CDU-Mann in einer Szene einer wütenden Bürgerin freundlich vorrechnet. Nach Abzügen wegen Fahrtgeld, Übernachtungen, Gutachten und vielen anderen Dingen, bleibe dem Politiker von seinem 4.000 Euro Netto-Gehalt nur noch wenig übrig - vorausgesetzt man zeige als Abgeordneter Engagement.

Das Wichmann stets motiviert ist und sich durch nichts unterkriegen lässt, wird durch Aufnahmen in Landtags-, Fraktions-, Parlamentssitzungen, Ausschüssen, Bürgersprechstunden und bei Lokalterminen deutlich. Dabei sieht und hört man die Redner nur am Rande, der Fokus liegt auf Wichmann und seiner Wahrnehmung der Situation. Damit man diesen auch wirklich verstehen kann, ist der Politiker mit einem eigenen Mikrofon ausgestattet. Dies ermöglicht dem Regisseur auf Einzelinterviews und Kommentare aus dem Off zu verzichten, was seinen Film von anderen Politik-Dokus wohltuend unterscheidet. Denn so glaubt der Zuschauer stets im Zentrum des Geschehens zu sein. Außerdem bleibt dessen Blick auf den Protagonisten dadurch unbeeinflusst und ihm selbst überlassen, was er von Wichmann hält.

Dresen geht es bei seiner Arbeit nicht darum, ein Loblied auf den engagierten und etwas nervösen Wichmann zu singen, auch wenn er diesen durchaus sympathisch findet. Das könne gar nicht in seinem Sinn sein, da er niemals dessen Partei wählen würde, wie der Regisseur im Presseheft versichert. Vielmehr ziele er darauf ab, bei den Menschen ein besseres Verständnis für die Arbeit eines Lokalpolitikers zu erwirken, einen Einblick in den parlamentarischen Alltag zu gewähren und für mehr Bürgerengagement zu werben. Dies ist ihm mit "Herr Wichmann aus der dritten Reihe" vollends gelungen.
Heiko Thiele, Filmreporter.de
Eigentlich müsste Henryk Wichmann genervt sein. Schon wieder muss er den Streit zweier Bürger schlichten, ob der Bau eines Radweges den...
 
Zehn Jahre nach "Herr Wichmann von der CDU" wird Henryk Wichmann erneut in seinem Alltag - nun als Abgeordneter des Brandenburger Landtags -...
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Herr Wichmann aus der dritten Reihe
2024