20th Century Fox
Minority Report

Minority Report

Originaltitel
Minority Report
Regie
Steven Spielberg
Darsteller
Gene Wheeler, Tonya Ivey, David Stifel, Kurt Sinclair, Rebecca Ritz, Beverly Morgan
Kinostart:
Deutschland, am 03.10.2002 bei 20th Century
Kinostart:
Schweiz, am 03.10.2002 bei Fox-Warner
Genre
Science Fiction
Land
USA
Jahr
2002
FSK
ab 12 Jahren
Länge
144 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
7,5 (11 User)
Nur optisch und technisch perfekter Sci-Fi
Wie ein Operndirigent steht John Anderton vor dem Display, schwingt die Arme durch die Lüfte - und koordiniert, kein Orchester, sondern Bilder auf dem futuristisch-gläsernen Bildschirm. Bilder zischen an ihm vorüber, doch der Mord, den sie zeigen, bleibt aus allen Perspektiven ein Mord und den gilt es zu verhindern. Anderton ist der Boss der Washingtoner "Pre-Crime"-Behörde, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Morde dadurch zu bekämpfen, indem sie sie verhindert. Drei jugendlich-bleiche Auguren, die sogenannten Pre-Cogs, die in einem Wassertank im Zentrum der Behörde schwimmen, sagen den Cops Täter und Opfer vorher - die Polizei. muss nur noch am Computer den Tatort identifizieren, den Hergang analysieren und den Mord verhindern. Die vermeintlichen Mörder werden paralysiert und aus dem Verkehr gezogen. Das funktioniert mit beachtlichem Erfolg: Wir schreiben das Jahr 2054, seit 6 Jahren ist in Washington D.C. kein einziger Mord mehr begangen worden! In einer riesigen Halle stapeln sich die "Pre-Kriminellen", die nichts weiter verbrochen haben, als dass sie im Begriff waren, jemanden zu ermorden. Aber hätten sie es tatsächlich getan? Wer außer den Pre-Cogs sagt uns, dass sie sich nicht im entscheidenden Moment doch noch anders entschieden hätten? Diese Frage stellt sich auch Danny Witwer, der für die nationalen Behörden die Vorgänge überprüfen soll. Denn bei einem bevorstehenden Referendum soll die amerikanische Bevölkerung darüber abstimmen, ob das System auf die gesamten USA übertragen werden soll. Souverän demonstriert Anderton dem unsympathischen Federal Agent, warum das System (bisher) fehlerfrei funktioniert: Er rollt eine Kugel über einen Tisch hinüber zu Witwer, der diese auffängt - denn es sei doch klar, dass sie sonst über die Tischkante gerollt und auf den Boden gefallen wäre. Lässt sich die wunderbare Welt der Schwerkraft so leicht auf das Verbrechen und auf unseren Willen übertragen? Eine Frage, die sich Anderton schon bald selbst neu stellen muss, als die Auguren ihn als künftigen Mörder sehen und er die Flucht vor der Obrigkeit ergreift, überzeugt davon, dass sich das System in seinem Falle geirrt haben muss. Ein erbitterter Kampf um Wahrheit und Warhaftigkleit hat begonnen.
Dass Steven Spielberg keine Antwort auf die Frage nach Willen und Schicksal gibt, ist weder Überraschend noch enttäuschend - schließlich soll uns das Kino unterhalten und zum Nachdenken anregen und nicht bevormunden. Bitter ist an Spielbergs neustem Science-Fiction-Thriller, dass er die Frage zwar zunächst in den Raum stellt, sich dann aber, ebenso schnell wie dieser Text es nun tun soll, ganz anderen Dingen widmet: Wie wird Washington D.C. wohl in einem halben Jahrhundert aussehen? Diese Frage beantwortet er mit seinem Art Director Alex McDowell mit Bravour: Stromlinienförmige Autos, die auf Autobahnteppichen schwerelos in allen Richtungen entlang schweben und nicht zuletzt jene bereits erwähnten gläsernen Computerbildschirme zeichnen ein ungleich freundlicheres Bild der Zukunft als beispielsweise Ridley Scotts "Blade Runner", der wie "Minority Report" auf einer Vorlage von Philip K. Dick basiert. Allerdings lässt uns diese vermeintlich heile Welt auch schaudern: In ganz Washington sind die gläsernen Bewohner durch ständiges Scannen ihrer Iris ortbar, das bisschen Datenschutz, das die USA heute ihren Bürgern noch zugesteht ist im Jahr 2054 längst Geschichte. Dass die Werbeindustrie dies zu nutzen weiß und mit multimedialen Werbeplakaten in den Shopping-Malls die Kunden beim Namen anspricht, passt voll und ganz zu dieser ebenso ästhetisch wie erschreckenden Zukunftsperspektive. Wann immer Spielberg sich auf die Zukunft konzentriert, seine Ausgangsidee verlässt und mit der Fähigkeit des Hellsehens spielt, lässt der Film für Momente das Genie seiner Macher erahnen. Optisch und technisch perfekt - das braucht man eigentlich auch gar nicht betonen, denn dafür bürgt der Namen Spielberg seit langem. Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack: In frühen Filmen wie E.T., Indiana Jones und Schindlers Liste gelang es Spielberg stets Emotionen zu wecken. In "Minority Report" vermischen sich zwar, wie schon bei "A.I. - Künstliche Intelligenz", eine faszinierende Idee mit den fantastischen Aufnahmen von Kameramann Janusz Kaminski und den brillanten Vision von Alex McDowell - doch so richtig berühren will uns das nicht.
Frank Geissler, Filmreporter.de
20th Century Fox
Minority Report
2024