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Boy7

Boy7

Originaltitel
Boy 7
Alternativ
Boy7
Regie
Özgür Yildirim
Darsteller
Nina Petri, Karin Johnson, Céci Chuh, Anna von Haebler, David Berton, Buddy Ogün
Kinostart:
Deutschland, am 20.08.2015 bei Plaion Pictures (Koch Films)
Kinostart:
Österreich, am 21.08.2015 bei Luna Film
Kinostart Deutschland
Boy7
Genre
Science Fiction
Land
Niederlande
Jahr
2015
FSK
ab 12 Jahren
Länge
108 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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David Kross und Emilia Schüle verloren im System
Als Sam (David Kross) in einem U-Bahn-Tunnel aufwacht, kann er sich weder an seine Vergangenheit erinnern, noch daran, wie er in seine prekäre Lage geraten ist. Bald findet sich der 18-Jährige in einer Kneipentoilette wieder, wo er Hinweise auf ein Tagebuchs findet. Die von ihm selbst geschriebenen Notizen geben ihm erste Hinweise auf seine Identität. Demnach war er früher ein begabter Hacker, der auf frischer Tat erwischt und in ein Resozialisierungseinrichtung - einem Internat - eingewiesen wird.

Im Institut stößt Sam oder Boy7, wie der junge Mann im Internat genannt wird, bald auf seltsame Vorgänge. Nicht nur stellt er fest, dass die Insassen von einem Tag auf den anderen wie verwandelt sind. Er findet auch heraus, dass der Leiter des Instituts, Direktor Fredersen (Jörg Hartmann), nicht nur Gutes mit seinen Schützlingen im Sinn hat. Zusammen mit Girl 8 bzw. Lara (Emilia Schüle) muss er sich seinem Schicksal stellen. Die beiden planen die Flucht...
Ein junger Mann wacht ohne Gedächtnis auf. Er wird von Gesetzeshütern gehetzt und versucht, seine gegenwärtige Situation und seine Vergangenheit zu erfassen. Die Ausgangssituation von Özgür Yildirims drittem Spielfilm nach "Chiko" und "Blutzbrüdaz" ist ganz offenkundig nach Vorbildern wie "Buried - Lebend begraben" und "Saw" inszeniert worden und hat auch eine ähnliche dramaturgische Funktion. Was den Zuschauer in den Bann ziehen soll, erweckt zunächst aber den Eindruck des Unbeholfenen.

Der Trash-Charakter des Science-Fiction-Thrillers ist jedoch von kurzer Dauer. Je tiefer die Protagonisten in ihre Vergangenheit eindringen, umso größer wird die Sogwirkung der zwischen mehreren Zeitebenen pendelnden Erzählung. Vor allem die in der Vergangenheit angesiedelten Szenen, in denen der Film endlich zu sich selbst findet, lassen die anfänglichen Lücken und Dellen der Inszenierung vergessen.

Vorbild Franz Kafka und dessen großes Thema Ohnmacht des Menschen angesichts systemischer Willkür werden zwar auch hier qualitativ nicht erreicht. Dennoch gelingt Yildirim mit der Verfilmung von Mirjam Mous' gleichnamigem Roman insgesamt ein atmosphärisch stimmiger Film über die Gegenwehr des Einzelnen angesichts physischer und psychischer Gewalt - sei es seitens staatlicher Behörden oder wahnsinniger Tyrannen.

Yildirim hat Großes vor mit "Boy7". Nicht nur will er mit seinem Film an internationales Genre-Niveau heranreichen. Er tut dies auch mit Blick auf bedeutende Vorgänger wie Fritz Lang ("Dr. Mabuse, der Spieler - Ein Bild der Zeit"), Friedrich Wilhelm Murnau ("Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens") und Robert Wiene ("Das Kabinett des Dr. Caligari"), deren berühmte Tyrannen- und Ohnmachts-Filme freilich allzu große Fußstapfen hinterlassen haben.

Getragen wird "Boy 7" nicht nur vom Ehrgeiz seines Filmemachers, sondern auch von seinen beiden überzeugenden Hauptdarstellern. Der lägst auch international tätige und erfolgreiche David Kross ("Der Vorleser", "Gefährten") und Nachwuchsdarstellerin Emilia Schüle, die mit der Rolle der jungen Rebellin ihr "Freche Mädchen"-Image abschütteln will, vermitteln glaubwürdig die Entwicklung ihrer Figuren vom ahnungslosen und hilflosen Opfer hin zu entschlossen handelnden Kämpfern.

Insgesamt ist Yildirim mit "Boy7" kein großer Wurf gelungen sein, dafür weist der Film zu viele handwerkliche Schwächen auf. Im Kontext der zur Zeit populären Fantasy- und Science-Fiction-Dystopien über junge, meist weibliche Kämpfer/innen für Freiheit und Selbstbestimmung ist sein Thriller aber ein durchaus würdiger Vertreter.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
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2024