Sony Pictures
Son of Saul (Saul fia, 2015)

Son of Saul

Originaltitel
Saul fia
Regie
László Nemes
Darsteller
Gergely Lörincz, András Meszerics, Alex Miklósy, Vaszilisz Mitropulosz, Gábor Molnár Opti, Csaba Molnár
Kinostart:
Deutschland, am 10.03.2016 bei Sony Pictures
Kinostart:
Österreich, am 18.03.2016 bei ThimFilm
Kinostart:
Schweiz, am 17.03.2016 bei Filmcoopi
Genre
Drama
Land
Ungarn
Jahr
2015
FSK
ab 16 Jahren
Länge
107 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.sonofsaul.de
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Die Qualen eines Juden im Konzentrationslager
Oktober 1944 im Vernichtungslager Birkenau. Der ungarische Gefangene Saul Ausländer (Géza Röhrig) wird dazu verdammt, im Sonderkommando der Inhaftierten Sträflinge zu arbeiten. Zur Aufgabe des Trupps gehört es, bei der Massenvernichtung von Mitgefangenen, darunter viele Freunde und Familienangehörige, mitzuhelfen. Eines Tages findet Saul die Leiche eines Jungen, den er fortan wie seinen eigenen Sohn behandelt. Anstatt den Toten den Flammen zu überlassen, wendet er sich an einen Rabbi, damit dieser ihn auf würdevolle Weise bestattet. Doch das gestaltet sich im KZ nicht nur sehr schwierig, es ist für alle Beteiligten totgefährlich!
Anders als andere Filmemacher, die sich mit dem Holocaust beschäftigt haben, hat sich László Nemes in seinem Spielfilmdebüt "Son of Saul" für eine gänzlich andere Herangehensweise entschieden. Anstelle einer multiperspektivischen Darstellung der Nazigräuel setzt er auf eine extreme Bindung der Kamera an den Protagonisten, aus dessen Sicht die Ereignisse geschildert werden. Schon in Roman Polanskis Verfilmung der Memoiren des Pianisten Wladyslaw Szpilman in "Der Pianist" wurde diese Strategie der Blickfeld-Reduzierung ansatzweise angewandt, Nemes treibt sie in seinem Drama auf die Spitze. Wie schon Alejandro González Inárritu in "Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)" (2014) und Sebastian Schipper in "Victoria" dienen ihm vor allem lange Kameraeinstellungen dafür als Mittel.

Der ungarischen Regisseur will nicht die Vernichtungsmaschinerie der Nazis in all ihren Facetten zeigen, nicht jede Einzelheit des ungeheuerlichen Verbrechens enthüllen. Stattdessen zielt er auf die Einbildungskraft des Zuschauers, in dessen Kopf das Grauen sich erst zusammensetzt. 'Wir folgen dem Hauptcharakter durch den Film und zeigen nur seine unmittelbare Umgebung', so Nemes in einem Statement. 'Ohne auf die getreue Wiedergabe der Geschichte zu verzichten, zeigen wir die Ereignisse und die Schauplätze des Schreckens in Fragmenten - und überlassen sie so der Vorstellungskraft des Zuschauers. Auf diese Weise wird das Inferno nicht von den Augen des Zuschauers überblickt, sondern wird in seinem Kopf rekonstruiert.'

Auf diese Weise gelingt Nemes ein besonderes Kunststück. Zum einen zeugt seine Strategie des 'Wegschauens' von Respekt gegenüber dem Leid der Opfer. Zum anderen läuft er nicht Gefahr, das reale Verbrechen durch das filmisches Nachstellen zu banalisieren, zu verfälschen oder zu verharmlosen. Denn was ist inszenierte Gewalt schon im Vergleich zur echten - so krass sie sich im modernen Kino auch entfalten kann?
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Sony Pictures
Son of Saul (Saul fia, 2015)
2024