Port au Prince Pictures
Das Vorspiel (2019)

Das Vorspiel

Originaltitel
Das Vorspiel
Alternativ
The Audition, Vorspielen
Regie
Ina Weisse
Darsteller
Nina Hoss, Simon Abkarian, Jens Albinus, Ilja Monti, Serafin Mishiev, Winnie Böwe
Kinostart:
Deutschland, am 23.01.2020 bei Port au Prince Pictures
Kinostart:
Österreich, am 26.06.2020 bei Filmladen
Genre
Drama
Land
Deutschland, Frankreich
Jahr
2019
FSK
ab 12 Jahren
Länge
99 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Tiefer Blick in eine verletzte Seele
Anna Bronsky (Nina Hoss) musste nach einer schweren Erkrankung die eigene Karriere als Violinistin an den Nagel hängen. Ihr untrügliches Gehör ist geblieben, das Gespür für musikalische Talente hat sie sich als Lehrerin in Berlin erarbeitet. In der Aufnahmekommission setzt sie sich für den schüchternen 12-jährigen Alexander (Ilja Monti) ein, den sie für ein überragendes Talent hält. Geduldig korrigiert sie bei den gemeinsamen Übungsstunden Haltung und Körperspannung. Mit strengem Gesicht treibt sie ihn an, das tägliche Übungspensum zu verdoppeln, um die Zwischenprüfung zu bestehen.

Ihr Ehrgeiz und der Einsatz für ihren Schüler werden zunehmend zur Belastung für ihre Familie. Sohn Jonas (Serafin Mishiev), der die Lust an der Geige durch die Strenge der Mutter selbst fast verloren hat und deshalb bei einer anderen Lehrerin der Schule (Sophie Rois) lernt, fühlt sich benachteiligt und ungeliebt. Lebenspartner Philippe (Simon Abkarian), der ein Geschäft für Kauf und Reparatur von Musikinstrumente betreibt, glaubt sich vergessen. Und auch das Verhältnis zu ihrem Vater (Thomas Thieme), der zurückgezogen in einem Häuschen im Brandenburgischen lebt, verschlechtert sich.

Auslöser der sich still und leise anbahnenden emotionalen Katastrophe, die die Familie und die Schule erschüttern, wird der Auftritt mit einem Quintett, zu dem Anna von ihrem Kollegen und Liebhaber Christian (Jens Albinus) überredet wurde. Sie macht einen Fehler, fühlt sich als Versagerin. Diese Gefühle stacheln sie an, nun erst recht als Musiklehrerin zu glänzen und Alexander zu Höchstleistungen zu treiben. Ausgerechnet ein Duett mit Jonas soll diesen beflügeln.
Nach "Lara" kommt die zweite Mischung aus psychologisch fundierter Charakterstudie und Familiendrama in die deutschen Kinos, in der ein einst hoffnungsvolles Musiktalent die eigenen Wünsche und Ambitionen auf den Nachwuchs überträgt und dabei heftig überzieht. Wie Corinna Harfouch in "Lara" brilliert hier Nina Hoss mit ihrem nuancierten Spiel als Getriebene, welche die Dämonen ihrer Kindheit an die nächste Generation weitergibt. Die Schauspielerin eröffnet dem Betrachter einen tiefen Blick in die Seele von Anna Bronsky.

Annas fehlgeleitete Energie zieht alle in einen Abwärtsstrudel, ihre unbewusste Angst vor der Wiederholung des Kontrollverlustes nach dem Aus der eigenen musikalischen Ambitionen lähmt zunehmend jegliche Konversation und Interaktion. Regisseurin Ina Weisse folgt diesem langsamen Prozess des Verstummens und Verhärtens von Seelen unaufgeregt und über viele kleine Stationen und lässt sie in eine Atmosphäre münden, die nicht beflügelt, sondern jede Aktivität lähmt oder in negative Energien freisetzt.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Musikerin muss eigene Karriere aufgeben und überträgt ihren Ehrgeiz auf ihre Schüler.
 
Mischung aus psychologisch fundierter Charakterstudie und Familiendrama.
Port au Prince Pictures, Judith Kaufmann
Nina Hoss in "Das Vorspiel" (2019)
2024