Pandora Film
Gelobt sei Gott ("Grâce à Dieu" 2018)

Gelobt sei Gott

Originaltitel
Grâce à Dieu
Alternativ
By the Grace of God; Alexandre
Regie
François Ozon
Darsteller
Melvil Poupaud, Denis Ménochet, Swann Arlaud, Eric Caravaca, François Marthouret, Bernard Verley
Kinostart:
Deutschland, am 26.09.2019 bei Pandora Film
Kinostart:
Österreich, am 08.10.2019 bei ThimFilm
Kinostart:
Schweiz, am 03.10.2019 bei Filmcoopi
Genre
Drama
Land
Frankreich, Belgien
Jahr
2018
FSK
ab 6 Jahren
Länge
137 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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François Ozons Kritik an katholischer Realmoral
Von außen betrachtet ist der praktizierende Katholik Alexandre Guérin (Melvil Poupaud) mit einem erfüllten Leben gesegnet. Der Banker hat einen einträglichen Beruf, ist verheiratet und Vater von fünf Kindern. Doch ein dunkler Schatten liegt seit langem über seinem Dasein. Als Kind wurde Alexandre in seiner damaligen Funktion als Messdiener und Pfadfinder immer wieder von einem Priester sexuell belästigt und missbraucht.

Als er erfährt, dass genau jener Bernard Preynat (Bernard Verley) noch immer im Amt ist und neuerdings wieder in Lyon arbeitet, beschließt der trotz der traumatischen Erlebnissen weiter gläubige Alexandre zu handeln. Als sein Anliegen bei Kardinal Philippe Barbarin (François Marthouret), dem Erzbischof von Lyon und selbst beim Papst ohne Reaktion bleibt und der Päderast sogar ungeniert wieder mit Kindern arbeitet, zerrt er den Fall vor Gericht. Als sie von dem Prozess erfahren, wagen sich weitere Opfer an die Öffentlichkeit und schließen sich zu einer Selbsthilfegruppe zusammen. Gemeinsam machen sie sich Mut und das systematische Versagen der Kirche öffentlich.
"Gelobt sei Gott" genießt eine Sonderstellung im Werk François Ozons. Der französische Filmemacher ist für vielschichtige Psychostudien, komplexe Beziehungsdramen aber auch grotesk-verspielte Komödien bekannt. Nun wendet er sich mit diesem Film zum ersten Mal einem brandaktuellen, kirchenkritischen Thema zu. Ozon rollt den Fall des Priesters Bernard Preynat auf, der seit den 1980er Jahren über Jahre hinweg ihm vertraute Kinder missbraucht. Er wird erst im Juli 2019, also nach Erscheinen von Ozons Drama von einem Kirchengericht des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen für schuldig gesprochen und aus dem Klerikerstand entlassen. Zugleich ist der Film eine schonungslose Anklage gegen die französische katholische Kirche, deren Würdenträger sich lange weigern, Missbrauchsfälle bei der Justiz zur Anzeige zu bringen.

Ozons filmische Abrechnung sorgt im Februar 2019 für Aufsehen, als "Gelobt sei Gott" im Wettbewerb der Berlinale aufgeführt wird. Damit lenkt das Drama die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nicht nur auf einen weiteren Missbrauchsskandal der katholischen Kirche, der Fokus richtet sich auch auf den zur gleichen Zeit stattfindenden Prozess gegen deren Amtsträger. Im Januar 2019 wird ein Verfahren gegen Kardinal Philippe Barbarin, dem Erzbischof von Lyon und Primas von Gallien, eingeleitet. Der Vorwurf: Vertuschung eines Falls sexuellen Missbrauchs durch den Priester Bernard Preynat. Er wird in der ersten Instanz 2019 für schuldig gesprochen und zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Fünf weitere Geistliche in der Kirchenhierarchie werden freigesprochen. Gegen den inzwischen geständigen Priester Preynat wird im weiteren Verlauf von 2019 zudem ein weltliches Verfahren eingeleitet.

So ernst war Ozon in seinem Filmen also noch nie - und das zahlt sich für ihn aus. "Gelobt sei Gott" wird auf der Berlinale, die sich bekanntlich gerne gesellschaftskritisch gibt, mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet.
Redaktion Ricore Text
 
So gesellschaftskritisch François Ozon war selten.
Pandora Film
Davan Collin in "Gelobt sei Gott" ("Grâce à Dieu" 2018)
2024