Es gilt das gesprochene Wort

Im wirklichen Leben wäre jetzt Schluss. Es passt einfach nicht zu einer Frau wie Marion, sich auf eine Scheinehe einzulassen. Warum sie es tut, lässt Regisseur Ilker Çatak unbeantwortet. Die beiden tauschen in Hamburg die Ringe mit der klaren Abmachung, dass jeder sein Leben lebt. Aber natürlich geht der Plan nicht auf. Marion verhilft Baran zu Wohnung, Geld, einem Job auf dem Flughafen und immer wieder aus der Patsche. Mit der Ehrlichkeit nimmt es der Scheingatte auch nicht so genau.

Gut gedacht heißt noch immer nicht gut gemacht, um die Scheinehe aus der Schmuddelecke zu holen und der naiven, wenig gebildeten Frau, die sich auf das Geschäft einlässt, ein glaubhaftes Pendant entgegenzusetzen. Marions Motivation und Tun bleibt ein Rätsel.

Die Love-Story mit "My Fair Lady"-Touch zwischen der altruistischen Akademikerin, die sich ausnutzen lässt und dem Hilfsarbeiter, der stets meint, sich mit seinem Charme durchschlawinern zu können, ist so haarsträubend und unglaubhaft, dass sie nur noch nervt. Das Ende setzt dem Geschehen dann die Krone auf. Marion wird ungewollt schwanger und entscheidet sich gegen den Rat ihrer Ärzte für das Kind. Und Baran ist weg und macht Karriere auf dem Flughafen in Antalya. Ein deutscher Stempel im Pass reicht als Qualifikationsnachweis.

So schwach und biegsam wünschen sich Türken vielleicht deutsche Frauen, so begehrenswert sehen sich manche Männer wahrscheinlich selbst. Auf der Leinwand sorgt solch eine Versuchsanordnung nur für Verärgerung. Ständig möchte man Marion zurufen: 'wach auf'. Auch wenn dein deutscher Freund dich enttäuscht, Kopf hoch, Brust raus und weiter suchen.