farbfilm Verleih, Sören Schult, Neue Impuls Film
Nur ein Augenblick ("The Accidental Rebel", 2019)

Nur ein Augenblick

Originaltitel
The Accidental Rebel
Alternativ
The Rebel
Regie
Randa Chahoud
Darsteller
Mehdi Meskar, Emily Cox, Jonas Nay, Amira Ghazalla, Husam Chadat, Neil Malik Abdullah
Kinostart:
Deutschland, am 13.08.2020 bei farbfilm verleih
Genre
Drama
Land
Deutschland, Großbritannien
Jahr
2019
FSK
ab 16 Jahren
Länge
108 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Extras: Sprachfassungen: OmdU (Deutsch, Englisch, Arabisch mit deutschen Untertiteln) • OmeU (Deutsch, Englisch, Arabisch mit englischen Untertiteln) • deutsche Sprachfassung (Deutsch, Arabisch mit tw. deutschen Untertiteln)
Junger Exilsyrer versucht seinen Bruder zu retten
Karim (Mehdi Meskar) ist sauer. Gemeinsam mit seinem Bruder besucht er 2011 ein ausgelassenes Rockkonzert in der syrischen Hafenstadt Latakia, als die Geheimpolizei den Saal stürmt und die Zuhörer verhaftet. Die Eltern werden sogar gezwungen, ihr Café zu schließen. Um ihn in Sicherheit zu wissen, schicken sie ihn nach Hamburg zum Studium.

Ein paar Jahre später hat sich Karim in der Hansestadt eingelebt. Seine Freundin und große Liebe Lilly (Emily Cox) steht wenige Wochen vor der Entbindung. Fiebrig verfolgt er jeden Tag die Nachrichten aus seiner Heimat, die im Bürgerkrieg versinkt. Seine Eltern schaffen es nach Deutschland, doch sein Bruder wird erneut von Assad eingekerkert. Über Mittelsmänner knüpft Karim Kontakte zu den Kämpfern gegen die Regierung, um einen Bruder zu befreien.

Karims kompromisslose Suche nach Yassim verwickeln ihn erwartungsgemäß in die Kämpfe zwischen den Oppositionsgruppen und der Regierung. Wie einst Rambo steigert er sich gar mit einer Kalaschnikow in einen wahren Blutrausch. Dass diese Szene mit der Geburt des Kindes parallel geschnitten wird, wirkt dann doch sehr plakativ.
Obwohl sich Randa Chahouds Drama bemüht, eine vielschichtige und differenzierte Geschichte zu erzählen, bleibt der déjà-vu-Effekt nicht aus. Nachdem Deutschland im Herbst 2015 hautnah mit den Folgen des Kriegsdramas in Syrien konfrontiert wird, nehmen sich etliche Filmemacher des Themas an. Und variieren mehr oder minder stets die gleichen inhaltlichen Bausteine: Gut gebildete, mal demokratisch gesinnte, mal unpolitische Mittelschichtsbürger geraten dabei schuldlos in Konflikt mit dem brutalen Machthaber, der rücksichtslos zuschlägt.

Leider unterlässt die Filmemacherin in ihrem Spielfilmdebüt eine klare Einordnung bei den Aufständischen, obwohl gerade sie durch den gewählten Ort angebracht wäre. Die Provinz Idlib gilt seit Jahren als Rückzugsort des IS und ist Hochburg verschiedener der Al-Qaida-nahen Gruppen. Es erstaunt immer wieder, wie leicht potentielle Kämpfer aus der Türkei in dieses Gebiet einreisen können.

Der ambitionierte Film um das emotionale Wechselbad von Immigranten, die sich selbst in Sicherheit wissen und nicht zusehen können, wie ihre Familien in der Heimat zerstört werden, verhebt sich durch seine Überfrachtung. Das Bemühen ist zu erkennen, sich auf die Psyche Karims zu konzentrieren, welche die Love-Story nachhaltig prägt. Doch die Handlung verheddert sich zunehmend in Nebensträngen wie einer Eifersuchtsgeschichte um Max (Jonas Nay), den besten Freund der Paares.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Obwohl sich Randa Chahouds Drama bemüht, eine vielschichtige und differenzierte Geschichte zu erzählen, bleibt ein déjà-vu-Effekt nicht aus.
farbfilm Verleih, Sören Schult, Neue Impuls Film
Nur ein Augenblick ("The Accidental Rebel", 2019)
2024