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Suzanna Andler

Originaltitel
Suzanna Andler
Regie
Benoît Jacquot
Darsteller
Charlotte Gainsbourg, Niels Schneider, Nathan Willcocks, Julia Roy, Sandrine Rivet
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
Frankreich
Jahr
2021
Länge
91 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Meist betrogene Frau an der französischen Riviera?
"Ich bin die meistbetrogene Frau an der französischen Riviera," beklagt sich Suzanna Andler (Charlotte Gainsbourg) über die Seitensprünge ihres Mannes. Er geht fremd, obwohl die vierzigjährige Frau an seiner Seite mir ihrem feschen Kurzhaarschnitt betörend aussieht und sich geschmackvoll nach der neuesten Mode kleidet. In einem perlenbesetzten Minikleid, das vermutlich aus dem Hause Saint Laurent stammt, dazu eine elegant geschnittene Pelzjacke und lange Lackstiefel, steht sie kerzengerade mit einer Zigarette am Fenster einer Luxusvilla mit Blick auf das Mittelmeer und sinniert über den Sinn des Lebens.

Der äußere Schein ist nur Fassade, hinter den teuren Klamotten versteckt sie eine zutiefst verunsicherte und verletzte Seele. Längst hat die Eifersucht von ihrer Seele Besitz ergriffen, sie nagt stetig an ihr. Ihr Herz schüttet sie ihrem sehr viel jüngeren Geliebten Michel (Niels Schneider) aus, der sie auch nicht trösten kann. Sie trifft sich mit Monique (Julia Roy), eine der kurzzeitigen Flammen ihres Gatten. Sie spricht am Telefon mit dem Kindermädchen und ihrem Mann, den sie von einer Scheidung abhalten will. Für eine Trennung fehlt ihr einfach die Kraft aber auch der Wille, von ihrem Luxusleben Abschied zu nehmen und die Freiheit zu leben, von der sie träumt und zugleich Angst hat.
Mit "Suzanna Andler" verfilmte Benoît Jacquot ein vergessenes Bühnenstück von Marguerite Duras, das Ende der 60er Jahre auf die europäischen Bühnen kam. Wenig später startete der Filmemacher seine Karriere als Regieassistent von Duras, die zu seiner Mentorin wurde. In zahlreichen Filmen wie "Leb wohl, meine Königin!", bewies er sein gutes Gespür bei der Auslotung der Tiefen weiblicher Psychen und bei der Beobachtung ihres Verhaltens.

Daran knüpft er in "Suzanna Andler" an und verdichtet die Handlung zu einem intensiven Kammerspiel, das von der überragenden Charlotte Gainsbourg als gefühlsmäßig in einem goldenen Käfig gefangene Millionärsgattin in einer schauspielerische Tour de Force geprägt wird. Ihre Situation wird durch die Konzentration der Handlung auf die kalte, unbewohnte Villa und die Kameraarbeit. Ihr Auge folgt Suzanna durch die Räume, umkreist sie, fängt ihr zartes Gesicht immer wieder in neuen Perspektiven und mit anderen Beleuchtungen durch Sonne und Licht ein und macht ihre inneren Verletzung transparent.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
2024