Filmgarten
Alle reden übers Wetter (2022)

Alle reden übers Wetter

Originaltitel
Alle reden übers Wetter
Alternativ
Talking About the Weather
Regie
Annika Pinske
Darsteller
Anne Schäfer, Judith Hofmann, Marcel Kohler, Anne-Kathrin Gummich, Max Riemelt, Emma Frieda Brüggler
Kinostart:
Deutschland, am 15.09.2022 bei Grandfilm
Kinostart:
Österreich, am 16.09.2022 bei Filmgarten
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2022
FSK
ab 12 Jahren
Länge
89 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
3,0 (Filmreporter)
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Langfilmdebüt von Annika Pinske
Clara ist Ende 30, (Anne Schäfer) macht ihren Doktor in Philosophie über den Freiheitsbegriff und ist in der akademischen Gemeinde gut integriert. Sie lebt in einer Mulitikulti- WG, ihre Tochter Emma (Emma Frieda Brüggler) beim Vater (Ronald Zehrfeld) und dessen zweiter Familie in einem Einfamilienhaus in Brandenburg.

Für den akademischen Zirkel spinnt Clara eine spektakuläre Legende um ihre Herkunft. Nur so kann sie mit ihrem Freund und Studenten Max (Marcel Kohler) mithalten, der aus einem Professorenhaushalt stammt. Damit sie nicht auffliegt, kann er sie nicht zum runden Geburtstag ihrer Mutter (Anne-Kathrin Gummich) in ihr kleines mecklenburgisches Heimatdorf zurückkehrt begleiten. Auf der Feier in der Dorfkneipe fühlt sich Clara bald als Fremdkörper. Auch beim Wiedersehen mit ihrer alten Liebe Marcel (Max Riemelt) bleibt ein Knistern aus.
Annika Pinskes Film hat unverkennbar autobiografische Züge. Die 1982 in Prenzlau geborene Regisseurin studierte zunächst Philosophie und Literaturwissenschaften. Es gelingt ihr aber nicht, die eigenen Erfahrungen und Gefühle ausreichend zu reflektieren und in eine dramaturgisch stimmige und inhaltlich auch nur ansatzweise interessante Story zu packen.

Ihr Langfilmdebüt wirkt wie eine Fingerübung beim Übergang vom dokumentarischen zum fiktionalen Erzählen innerhalb des Regiestudiums. Im Kino haben solch langatmige Gehversuche, die vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen und etlichen Förderern unterstützt werden, nichts zu suchen. Daran ändert auch die grandiose Besetzung in Nebenrollen mit Sandra Hüller, Christine Schorn oder Hermann Beyer nichts. Ihre Charaktere füllen nicht mehr als Klischees.

Pinskes Grundthese ist klar, sie will den Spalt zwischen den Lebenswelten zwischen Stadt und Land, Gebildeten und weniger Gebildeten zeigen, die sich nichts mehr zu sagen haben. Die Diskussionen der akademischen Welt verstehen viele Menschen in diesem Land längst nicht mehr. Was helfen abstrakte Diskussionen um die Freiheit des Individuums, wenn es keine Arbeit gibt und sich die Menschen gegenüber Behörden und politischen Entscheidungen machtlos fühlen, die in ihr Leben eingreifen.

Diese brisante Beobachtung für das Funktionieren des demokratischen Diskurses wird aber nur oberflächlich illustriert und sogar schamlos bis zur Denunziation des Alltags auf dem Land ausgestellt. Die Regisseurin will zeigen wie es ist, bedient aber nur Klischees statt sie zu hinterfragen. Vor allem interessiert sie sich für die Gefühle ihrer Figuren nie wirklich.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Clara (Anne Schäfer) spinnt ein Lügengebilde um ihre Herkunft. Nur so glaubt sie mit ihrem Freund Max (Marcel Kohler) mithalten zu können.
 
Annika Pinskes Film hat unverkennbar autobiografische Züge.
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