Warner Bros. Pictures
Ein verkniffener Clint Eastwood
Rassist und Menschenfeind
Feature: Clint Eastwood inszeniert sich selbst
Auch mit seinen 78 Jahren scheut Clint Eastwood nicht die Doppelbelastung als Regisseur und Hauptdarsteller. Im Film "Gran Torino" inszeniert er sich selbst als intoleranten, einsamen alten Mann, einen Rassisten und Menschenhasser. Walt Kowalski ist ein Überbleibsel einer Zeit, die keiner mehr kennt oder gar versteht. Es ist eine Zeit, die man am liebsten vergessen würde. Trotz der Feindseligkeit sind in der Figur von Walt Kowalski auch humoristische Nuancen festzustellen. Für Eastwood kein Gegensatz.
erschienen am 6. 03. 2009
Warner Bros. Pictures
Gran Torino
Walt Kowalski (Clint Eastwood) ist ein Überbleibsel des Koreakrieges. Seine Frau ist verstorben, mit seinen Söhnen hat er kaum Kontakt. Seine asiatischen Nachbarn segnet er regelmäßig mit abfälligen Blicken und Worten. Den Pfarrer scheucht er davon und die Jugend von heute ist sowieso nichts wert. In dieser Sichtweise wird er noch bestärkt, als sein Nachbarsjunge Thao (Bee Vang) von einer Jugendgang angestiftet, seinen geliebten Gran Torino klauen will. Zwar gelingt es Walt, ihn davon abzuhalten, doch seitdem hängt die dankbare Nachbarsfamilie wie eine Klette an ihm. Er soll sich um Thao kümmern und ihm Arbeit geben, damit er nicht erneut in die Klauen der Jugendgang gerät. Nach anfänglichem Zögern willigt Walt ein und legt damit den Grundstein einer außergewöhnlichen Freundschaft.
Warner Bros. Pictures
Clint Eastwood
Harmloser Familienfilm?
Bis zu diesem Zeitpunkt sieht sich Clint Eastwoods Drama als harmloser Familienfilm. Das Gewaltpotential ist aber schon hier spürbar und die Eskalation lässt nicht lange auf sich warten. Es macht Spaß, Regisseur Eastwood dabei zu beobachten, wie er seinen Hauptdarsteller Eastwood in Szene setzt. Verkniffene Augen, ein mürrischer Blick, zusammengepresste Lippen und das stetige, machtdemonstrierende Ausspucken von Speichelflüssigkeit, das alles erinnert ein wenig an den Westernhelden von einst, der in den Sergio Leone Spagetti-Western berühmt wurde. Mann kann sich dem Eindruck nicht verwehren, er wolle dem Schauspieler Eastwood mit dieser Rolle ein Denkmal setzen, das an längst vergessene Rollen erinnert. Denn letztendlich ist seine Figur Walt Kowalski nichts anderes als eine vergessene Persönlichkeit.
Warner Bros. Pictures
Clint Eastwood in "Gran Torino"
Polarisierender Protagonist
"Gran Torino" überzeugt nicht nur mit seiner gelungenen Charakterisierung der Hauptfiguren, sondern auch durch den leisen, humoristischen Unterton. Im Zusammenspiel von Jung und Alt, von früher und heute, ergeben sich immer wieder komische Momente, welche die Tragik der Handlung nicht abmildern. Der Schauspieler Clint Eastwood geht in seiner Figur förmlich auf, Kowalski pfeift auf politische Korrektheit und polarisiert. Regisseur Clint Eastwood möchte es nicht dabei belassen und spricht Themen wie Jugendgewalt, fehlerhafte Integration und mangelnde Vergangenheitsbewältigung auf. "Gran Torino" ist keinesfalls ein geradliniger Thriller, durch die Eskalation der Gewalt und das konsequente Ende auch nicht familientauglich. Er ähnelt vorangegangenen Eastwood-Werken, unterscheidet sich aber durch seinen humoristischen Unterton von ihnen. Für Clint-Eastwood-Fans und Genreliebhaber uneingeschränkt empfehlenswert.
erschienen am 6. März 2009
Zum Thema
Gran Torino (Kinofilm)
Clint Eastwood steht seit Oscargewinner "Million Dollar Baby" von 2004 erstmals zugleich vor und hinter der Kamera. Er verkörpert den alten und verbitterten Vietnamkriegsveteranen, der für seine ausländischen Nachbarn und die jüngere Generation nur Verachtung übrig hat. Dann hat er eines Tages eine seltsame Begegnung mit seinem 16-jährigen Nachbarsjungen Thao (Bee Vang). Der will seinen geliebten Gran Torino klauen. Kowalski verhindert nicht nur den Diebstahl, sondern auch den gewaltsamen..
Der Produzent, Komponist, Regisseur und Schauspieler hat sich mit seiner wortkargen Darstellung von Western- und Actionhelden unsterblich gemacht. Eines seiner Markenzeichen sind mit unbeweglicher Miene dargebrachte zynische Einzeiler. Filmkritiker werfen ihm vor, der Vertreter einer reaktionären und menschenverachtenden Ideologie zu sein. Eastwood bestreitet diese Interpretation seiner Darstellung. Er gewann bereits zweimal den Oscar für seine Regiearbeiten. Auch als Bürgermeister des..
Weitere Kritiken
Zum Weinen lustig
"Lost City - Das Geheimnis der verlorenen Stadt"
2024