Guy Fawkes schlägt zurück!
Millers Haltung wird auch von den New Yorker Anschlägen des 11. September 2001 motiviert. "Zum ersten Mal in meinem Leben weiß ich, wie es sich anfühlt, mit einer existentiellen Bedrohung konfrontiert zu sein", kommentiert Miller die Angriffe auf die USA durch Terroristen im Interview mit der Rundfunkanstalt
NPR am fünften Jahrestag der Anschläge und fügt hinzu: "Patriotismus ist, wie ich nun glaube, kein sentimentaler, alter Dünkel. Er ist Selbsterhaltung. Ich glaube, dass Patriotismus zentral ist, damit eine Nation überleben kann." Zu den konservativen Ansichten des amerikanischen Comic-Autors und -Zeichners passen auch Millers Attacken auf die kapitalismuskritische Occupy-Protestbewegung. So beschimpft er die Demonstranten am 7. November 2011 auf seiner Internetseite frankmillerink.com als Abschaum und Verlierer und betont, dass sich Amerika im Krieg gegen das Terrornetzwerk al-Qaida und den Islamismus befinde.
Alan Moores Reaktion auf Frank Millers Hasstirade lässt nicht lange auf sich warten. So verteidigt der britische Comic-Autor die Occupy-Bewegung im Interview mit der Literatur-Seite
Honest Publishing am 2. Dezember 2011 mit folgenden Worten: "Es ist ein vollkommen gerechtfertigter Aufschrei moralischer Entrüstung und er scheint auf eine sehr intelligente, nicht-gewalttätige Weise gehandhabt zu werden, was vermutlich ein weiterer Grund dafür ist, warum Frank Miller nicht erfreut darüber ist." Dass zahlreiche Demonstranten der Occupy-Bewegung als Symbol ihres Widerstandes die Guy Fawkes-Maske gewählt haben, die auch der anarchistische Held in Moores Comic "
V wie Vendetta" im Kampf gegen ein faschistisches England trägt, ist bezeichnend für das wechselseitige Verhältnis zwischen phantastischer Superhelden-Kunst und gesellschaftlich-politischer Realität.
So reicht die Machtfrage, die Frage nach dem Umgang mit einer besonderen Gabe, über die Panels der bunten Comic-Seiten und das Flimmern der Leinwand hinaus auf die Straßen unserer Wirklichkeit und fällt auf die Architekten der phantastischen Welten zurück. 'Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.' Das gilt sowohl für die Comic-Helden, als auch für deren Schöpfer. Gefallene Helden gibt es viele: der Teenager Andrew, die Mutantin Jean Grey und leider auch der einst gefeierte Frank Miller.