Senator Film Verleih
Julie Delpy in "2 Tage New York"
Besuch von fremdem Planeten
Feature: Julie Delpys 2 Tage New York
"2 Tage Paris" markierte 2007 ihren Durchbruch als Regisseurin. Darin schickte sie einen Amerikaner nach Paris, um ihn an den Schrullen der Verwandten seiner Freundin verzweifeln zu lassen. In ihrem neuen Film "2 Tage New York" lässt Julie Delpy die Franzosen nach New York kommen. Das Opfer ist wieder ein Amerikaner. Die Botschaft: Es ist nicht leicht mit Europäern. Schwer macht es Delpy auch ihren Zuschauern mit der Komödie, die Wahrheiten ansprechen will, sich aber nur an Klischees abrackert.
erschienen am 4. 07. 2012
Senator Film Verleih
Julie Delpy und Chris Rock verliebt in "2 Tage New York"
Stimme hinter der Kamera
Es gebührt Anerkennung, mit welcher Stringenz sich Julie Delpy in den letzten Jahren als ernstzunehmende Regisseurin und Drehbuchautorin etabliert hat. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht, haben es Schauspieler doch für gewöhnlich schwer, sich im Regiefach durchzusetzen. Allzu sehr geht mit dem Berufswechsel das allgemeine Vorurteil einher, ein nur in der Praxis geschulter Handwerker zu sein. Im Fall von Delpy kommt die Schwierigkeit hinzu, dass sie sich als Frau in einer noch immer noch von Männern dominierten Domäne durchsetzen muss und die zu allem Überfluss mit einem attraktiven äußeren Erscheinungsbild 'belastet' ist.

In den 1990er Jahren gilt sie als neues Sexsymbol in der Nachfolge von Brigitte Bardot und weniger als sensible Künstlerpersönlichkeit. Es verdankt sich nicht zuletzt ihrer vorsichtigen und bewussten Rollenauswahl, dass die Öffentlichkeit allmählich Tiefe und Struktur hinter ihrer Fotogenität zu entdecken bereit war.
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Albert Delpy und Chris Rock in "2 Tage New York"
Leichthändige Komödien
Als Schauspielerin arbeitet sie mit Filmemachern wie Krzysztof Kieslowski und Volker Schlöndorff zusammen, aber auch als Regisseurin hat sie sich längst jenseits des Mainstreams platziert. Mit der Ausnahme des von der Kritik hoch gelobten Historiendramas "Die Gräfin" (2009) bevorzugt Delpy vor allem die Komödie, in der sie sich leichthändig bewegt. Dramaturgisch erinnern ihre die geschlossene Handlung vernachlässigenden Filme vor allem an das Werk Richard Linklaters und Woody Allens. Dabei zeichnet sich auch ihre Arbeit weniger durch die Betonung des Filmischen als vielmehr des Dialogs aus, wobei sie Wert auf die Darstellung konfliktreicher Beziehungen zwischen Mann und Frau und der Konturierung griffiger Charaktere legt, die sie vor dem Hintergrund des Milieus exponiert.

Wie bei Allen ist auch bei Delpy neben den exzentrisch-charismatischen Figuren die Stadt ein gleichberechtigter Protagonist, den die Regisseurin wie ihr Vorbild mit viel Gespür für Atmosphäre und Lokalkolorit in Szene zu setzen versteht.
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Albert Delpy ist "2 Tage New York"
Klischees und Witz statt Wahrheiten
Auch in "2Tage New York" hat diese Elemente. Es geht um eine Pariserin, die sich in New York beruflich und privat eingerichtet hat. Ihr Leben mit ihrem Freund wird nun von ihren exzentrischen Verwandten in nur zwei Tagen auf den Kopf gestellt. Die Komödie ist die Fortsetzung von "2 Tage Paris", mit dem Delpy 2007 durchaus gekonnt in die Fußstapfen Linklaters getreten war, ohne freilich das Niveau von dessen wunderbarem "Before Sunrise" zu erreichen. Das gilt in größerem Maße für den zweiten Teil. Dabei fängt der Film vielversprechend an. Vor allem gelingen Delpy am Angang in Woody Allen-Manier interessante Stadt-Ansichten, die von einer flotten und spielerischen Inszenierung zusammengehalten werden. Die stimmungsvolle Kameraarbeit Lubomir Bakchevs sowie die musikalische Untermalung tun ihr Übriges für die atmosphärische Dichte der ersten Filmminuten.

Leider verliert der Film im weiteren Verlauf viel von seinem anfänglichen Charme. Kaum dass die exzentrische Verwandtschaft der Fotografin eingeführt ist, ergeht sich das Drehbuch in einer Aneinanderreihung von Episoden, die das Aufeinanderprallen der zwei Kulturen zum Thema haben. Dabei ist der Umgang Delpys mit ihren Landsleuten nicht gerade zimperlich. Die Witze gehen ausnahmslos auf Kosten der Franzosen, während sich die Rolle des Amerikaners auf das emotionale Abfedern ihres obskuren Verhaltens beschränkt. Diese konzeptionelle Beschränktheit wäre hinnehmbar, wenn Delpys Angriffe auf den Kern der kulturellen Besonderheiten zielen würde. Stattdessen ist fraglich, ob sie damit überhaupt Klischees gerecht wird oder ob es ihr in erster Linie auf den Humor ankam. Wenig überzeugend ist auch das Abdriften der Erzählung in den Identitätsfindungsprozess der Protagonistin, in dessen Verlauf allenfalls der Überraschungsauftritt Vincent Gallos in einer surreal anmutenden Szene einigen Reiz entfaltet. Darüber hinaus hat der Film wenig Originelles zu bieten.
erschienen am 4. Juli 2012
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