StudioCanal
Joel Kinnaman ist der "RoboCop"
"Tropa de Elite"-Regisseur José Padilha im Mainstream
Feature: RoboCop - Mensch in der Maschine
In einer nicht allzu fernen Zukunft, die mehr oder weniger zufällig auf das Jahr 2028 datiert wurde, ist Detroit ein Ort des Verbrechens und der Gewalt. Wie schön wäre es, wenn man auf den Straßen der amerikanischen Industriemetropole mit dem Einsatz von Kampfrobotern - wie im Ausland schon erfolgreich genutzt - für Ruhe und Frieden sorgen könnte. OmniCorp will das möglich machen, mit allen Mitteln!
erschienen am 7. 02. 2014
StudioCanal
Joel Kinnaman ist der "RoboCop"
Von Level zu Level hetzen
Doch die Bürger weigern sich noch standhaft, sich von riesigen Maschinen beschützen zu lassen. Zu groß ist die Angst, dass die emotionslosen Roboter außer Kontrolle geraten. So geschehen bei einem jüngst geschehenen Vorfall, bei dem ein Junge von einer der Maschinen niedergeschossen wurde. Wenn man die Maschinen doch nur menschlicher machen könnte, wünscht sich der Geschäftsmann Raymond Sellars (Michael Keaton), Chef des skrupellosen Großkonzerns OmniCorp.

Der Zufall will es, dass gerade in dieser misslichen Lage der rechtschaffene Polizist Alex Murphy (Joel Kinnaman) durch einen Wink des Verbrechens bei einer Explosion lebensgefährlich verletzt wird. Könnte man seine menschlichen Überreste nicht in eine Maschine bauen, welche die Qualitäten eines kampftauglichen Roboters mit der eines denkenden und fühlenden Menschen vereint? Man kann. Genauer gesagt, Wissenschaftler Dr. Dennett Norton (Gary Oldman) kann. Er ist der Handlanger von Teufel Sellar und nennt sein Werk RoboCop. Selbst Murphys Ehefrau Clara (Abbie Cornish) lässt sich überzeugen, dass dies die einzige Möglichkeit ist, ihren Mann zu retten.

Regisseur José Padilha setzt ganz auf eine explosive Story, für leisere Zwischentöne ist sehr wenig Platz. Man fühlt sich wie in einem Computerspiel, bei dem man von Level zu Level weiterhetzen muss. Das wird auch in der Bildsprache deutlich, etwa wenn die Kamera die Perspektive von RoboCop einnimmt. Vor allem in dem Testlauf, als er sich ein einer leerstehenden Fabrik gegen andere Kampfmaschinen behaupten muss, wird dies effektvoll eingesetzt.
Senator Film Verleih
Tropa de Elite
José Padilha ohne leisere Zwischentöne?
Der Sci-Fi-Actioner hat dann doch einen leisen Moment, der in seiner Intensität überrascht. Als Alex Murphy wieder erwacht, findet er sich in einem seltsamen Anzug eingesperrt. Er fragt Wissenschaftler Dr. Norton, was von seinem Körper noch übrig sei. Darauf beginnt der, die Maschine Teil für Teil auseinanderzubauen, während Alex in einen Spiegel blickt. Die Wahrheit ist erschütternd und wirkt umso wuchtiger, da das riesengroße kühle Labor als deutlicher Kontrast gesetzt ist. In dieser Szene zeigt sich einmal, dass Hauptdarsteller Joel Kinnaman mehr kann, als in einem futuristischen Anzug durch die Gegend zu rennen.

Man hätte diesen Film ja auch kritisch inszenieren können. Als Anklage gegen skrupellose Konzerne, die das Individuum für ihre Zwecke ausbeuten, als Kritik an der Wissenschaft, die immer weiter in die Schöpfung eingreift. Denn nicht nur wird Alex Körper durch eine Maschine ersetzt. Um seinem letzten Rest Menschlichkeit Herr zu werden, wird sein Gehirn manipuliert. Dadurch, dass er immer noch Furcht verspürt, verlängert sich seine Reaktionszeit - und das soll abgestellt werden. Doch Alex entwickelt einen ungewöhnlich starken Widerstand und wird so zur tickenden Zeitbombe für OmniCorp, was neben der Aufklärung seines eigenen Mordes die Handlung vorantreibt.

Auch klingt Kritik an den Medien an. Die Filmhandlung wird von dem Fernsehmoderator Pat Novak (Samuel L. Jackson) kommentiert, der die Bürger von der Notwendigkeit der Roboter überzeugen soll. Leider werden solche Themen von unzähligen Explosionen und Kämpfen gleich wieder verschüttet. So stellt sich die Frage, warum es überhaupt ein Remake des gleichnamigen Klassikers von Paul Verhoeven geben musste. Dessen "RoboCop" war maximal brutal inszeniert… Dabei hat Regisseur José Padilha ja schon mal gezeigt, wie man Spannung, Action und Hirn versöhnt. "Tropa de Elite" wurde einer der erfolgreichsten brasilianischen Filme aller Zeiten und kritisiert sehr deutlich das Vorgehen der brasilianischen Polizei in den Slums (Favelas) der Großstädte. Kein Werk zuvor hat zu einer derartig heftig geführten öffentlichen Diskussion in Brasilien geführt. Diese Chance hat er bei "RoboCop" versäumt. Hier zeigt sich das Problem von groß budgetierten Hollywoodfilmen, sie haben einfach keine Eier!
erschienen am 7. Februar 2014
Zum Thema
José Padilha ist ein brasilianischer Regisseur und Produzent. In seiner ersten Lang-Dokumentation "Bus 174" aus dem Jahr 2002 behandelt er Entführung eines Omnibusses, die in einer Tragödie endete. "Tropa de Elite" ist seine erster Spielfilm und konkurriert auf der Berlinale 2008 um den Goldenen Bären im Internationalen Wettbewerb.
RoboCop (Kinofilm)
Alex Murphy (Joel Kinnaman) war ein bodenständiger Typ: Familie, sein Beruf als gewissenhafter Polizist. Alles normal, bis sein Gehirn nach seinem Tod in einen RoboCop implantiert wird. "RoboCop" ist ziemlich düster, auf das satirische Element des Originals verzichteten die Macher. Damit bleibt sich der Brasilianer José Padilha treu. Seine "Tropa de Elite"-Thriller lenkten ebenfalls nicht mit Humor von der brutalen Story ab. Zielgruppe des harten Sci-Fi-Actioners sind männliche Teenager und..
Weitere Kritiken
Zum Weinen lustig
"Lost City - Das Geheimnis der verlorenen Stadt"
2024