Arsenal Filmverleih
Das blaue Zimmer
George Simenon-Krimi wieder im Kino
Feature: Mathieu Amalrics "Das blaue Zimmer"
Der französische Schauspieler und Regisseur Mathieu Amalric hat Georges Simenons gleichnamigen Roman "Das blaue Zimmer" verfilmt. Darin wird der belgische Autor in ein modernes Gewand gepackt. Andererseits wirkt das atmosphärisch dichte Drama doch etwas zu bleiern.
erschienen am 1. 04. 2015
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Stéphanie Cléau in "Das blaue Zimmer"
Fatale Begegnung
Julien Gahyde (Mathieu Amalric) ist erfolgreicher Geschäftsmann, der eigentlich und privat nichts zu beklagen hat. Gemeinsam mit seiner Frau (Léa Drucker) und seiner Tochter (Mona Jaffart) lebt er ein unbeschwertes Leben. Als er seiner Jugend-Bekanntschaft Esther (Stéphanie Cléau) begegnet, beginnt er eine unheilige Affäre mit der verheirateten, sehr attraktiven Apothekerin und setzt damit seine bürgerliche Existenz aufs Spiel. Die Amour fou hat fatale Folgen. Eines Tages findet sich Julie vor dem Untersuchungsrichter wieder, der ihm unangenehme Fragen über seine Vergangenheit stellt...

Mathieu Amalric hat den gleichnamigen Roman des belgischen Schriftstellers George Simenon adaptiert. Ausgehend von einem Kriminalfall und einer Amour fou ist dem französischen Schauspieler und Regisseur ein facettenreicher Film über den Zwiespalt zwischen Wahrheit und Lüge, Bild und Wort, Erzählen und Erleben gelungen. Dabei begnügt sich Amalric in seinem sechsten Spielfilm nicht damit, die bekannte literarische Vorlage in eine konventionelle Form zu verpacken. Er bedient sich vielmehr eines geradezu experimentell anmutenden filmischen Erzähl-Stils.

Neben seiner virtuosen Montage, welche die Zeitebenen verbindet und beim Zuschauer ein Gefühl der Verunsicherung und Desorientierung verursacht, kommt in "Das blaue Zimmer" auch Amalrics ausgeprägter Sinn für Bildgestaltung und den filmischen Raum zur Geltung. Dabei schenkt der Regisseur und Hauptdarsteller nicht nur der stofflich-sinnlichen Wirklichkeit seine Aufmerksamkeit, er lenkt den Kamerablick auch und vor allem auf die Elemente wie Luft und Wasser, was er durch technische Mittel wie Filter und Beleuchtung akzentuiert. In diesem Punkt steht er George Simenon, dem viel gepriesenen Meister der atmosphärischen Schauplatz-Beschreibung, in nichts nach.
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Das blaue Zimmer
Reminiszenz an die Nouvelle Vague
Amalrics Formbewusstsein ruft gelegentlich auch Erinnerungen an die Nouvelle Vague wach. Wie bei Jean-Luc Godard und François Truffaut ist auch bei ihm eine Begeisterung für das Erzählen spürbar. Wie den Vorbildern geht es auch ihm nicht nur um die Wahrheit hinter der Wirklichkeit, sondern ganz wesentlich auch um die Wahrheit des Kinos. Wie das oft bei ambitionierten Filmschaffenden der Fall ist, scheitert auch Amalric an der Balance zwischen Zweck und Selbstzweck der Form. So drängt sich in "Das blaue Zimmer" die Erzählung immer wieder in den Vordergrund, kippt der formale Ideenreichtum allzu leicht ins Verspielte. Davon geht der Film nicht unbeschadet hervor. Nicht nur bekommen Geschichte und Figuren dadurch wenig Raum zur Entfaltung, auch die Gesamtwirkung des ansonsten atmosphärisch dichten Kriminal-Liebes-Dramas wird wesentlich beeinträchtigt.

Was bei dem belgischen Vielschreiber Simenon lebensnah und geradezu greifbar anmutet, ist beim nicht weniger produktiven Amalric in einen nebulösen Schleier gehüllt. Während der Autor direkt und ohne Mätzchen zum Wesentlichen von Milieu und Charakter vordringt, ist der Regisseur über weite Strecken manieriert und prätentiös. Besticht die Vorlage durch Schlichtheit und Präzision, ist deren Adaption bleiern schwer. Kurzum: Amalric, der mit seiner Schauspielkollegin Stéphanie Cléau auch das Drehbuch zu "Das blaue Zimmer" verfasst hat, fängt inhaltlich mit der Adaption eines Simenon-Romans an, landet formal jedoch bei den schwergewichtigen Marcel Camus und Jean-Paul Sartre.
erschienen am 1. April 2015
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Als der erfolgreiche Geschäftsmann Julien Gahyde (Mathieu Amalric) seiner Jungend-Bekanntschaft Esther (Stéphanie Cléau) begegnet, ist dies der Wendepunkt seines Lebens. Obwohl beide verheiratet sind, beginnen sie eine Affäre. Eines Tages findet sich Julien vor dem Untersuchungsrichter, dem er Rechenschaft über seine Vergangenheit ablegen muss. Mit der Literaturverfilmung "Das blaue Zimmer" ist Mathieu Amalric ein formal ambitioniertes und atmosphärisch dichtes Kriminaldrama gelungen, das..
Ein Garant, um in die Filmgeschichte einzugehen, ist eine Rolle in einem James-Bond-Film. Und was könnte cooler sein, als den fiesen Gegenspieler des britischen Geheimagenten zu verkörpern? Mathieu Amalric macht es in "James Bond 007: Quantum Of Solace" vor. Generell scheint das Jahr 2008 gut für den Franzosen zu verlaufen. Auf den Un conte de Noël" im Wettbewerb, zuvor begeisterte er Kritik udn Publikum mit "Schmetterling und Taucherglocke".
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