Prokino Filmverleih
Scarlett Johansson, Jonathan Rhys-Meyers in: Match Point
Moderne Parabel einer Gradwanderung
Feature: Woody Allens Märchenstunde
Dies ist ein düsteres Märchen über einen armen Prinzen, der in die britische gehobene Gesellschaft aufsteigt, einen großen Preis dafür bezahlt und erkennen muss: "Es ist besser Glück zu haben, als begabt zu sein". Nur einem Regisseur wie Woody Allen gelingt es ein derart komplexes Gesellschafts- und Liebeskomödiendrama wie "Match Point" in einen Thriller zu verwandeln, der alles andere als vorhersehbar ist!
erschienen am 18. 12. 2005
Prokino Filmverleih
Scarlett Johansson und Jonathan Rhys-Meyers üben den richtigen Schlag...
Dabei fängt alles so leicht und harmlos an. Der junge Ire und Ex-Profitennisspieler Chris Wilton - meisterhaft gespielt von Jonathan Rhys-Meyers - verdient sich sein Geld als Tennislehrer. Außerdem liest er Dostojewski, interessiert sich für die Oper. Der junge Mann arbeitet nicht in irgendeinem Verein, sondern in einem Club, in dem die High Society von London verkehrt. Schnell freundet er sich mit dem Aristokratensohn Tom Hewett (Matthew Goode) an und lernt so auch dessen Schwester Chloe (Emily Mortimer) sowie Toms Verlobte Nola Rice (Scarlett Johansson) kennen. Obwohl er sich gleich bei der ersten Begegnung eng mit Nola verbunden fühlt, beide sind Fremde in England und kommen aus normalen Verhältnissen, baut er die Beziehung zu Chloe immer weiter aus. Dabei verliert er Nola jedoch nie ganz aus den Augen.

Der junge Aufsteiger Chris sieht sich in Allens neustem Werk jedoch nicht nur mit Glück und günstigen Zufällen konfrontiert. Er muss sich auch mit moralischen Fragen und dem Schicksal auseinander setzten. Tom hat in seinem Leben nur ein Ziel: Er will den sozialen Aufstieg. Doch das will er mit seiner Arbeit erreichen und nicht als jemand, der sich einschleicht. Er geht er einen klaren Weg. Er weiß genau was er will und beschützt seine Interessen mit aller Konsequenz. Geld, Luxus und gesellschaftliche Anerkennung stehen hier einer freien, ungezwungenen Leidenschaft gegenüber.
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Woody Allen mit Scarlett Johansson am Set von Match Point
Obwohl die Geschichte immer düsterer wird, ist es für Woody Allen ein Film über das Glück und "die Widersprüche von Ehrgeiz und Leidenschaft. Auch über die Straflosigkeit. Ich bin persönlich kein Zyniker, aber es ist klar, dass es einen gewissen Zynismus in der Gesellschaft gibt und dass jedermann sich eines Tages Gedanken über die Ungerechtigkeit, über unbestrafte - sogar belohnte- Verbrechen machen sollte." In Allens 39. Spielfilm gibt es Altbekanntes, aber auch viel Neues. Zum ersten Mal drehte er einen ganzen Film außerhalb von New York und die englische Luft hat ihm wohl so gut getan, dass er auch erwägt den nächsten Film dort zu drehen. Alle seine Darsteller sind mit Ausnahme der Amerikanerin Scarlett Johansson und dem Iren Jonathan Rhys-Meyers Briten. Wer aber wieder leichten Jazz zur Untermalung erwartet, wird von italienischer Opernmusik mit knisternder LP-Akustik überrascht. Doch wie bei seinen früheren Werken bleibt Allen den Originalschauplätzen treu und man kann London, diese wunderschöne Stadt an der Themse, mindestens genauso lebhaft und innovativ wie Allens geliebtes New York, in fast jeder Einstellung bewundern.

Mit "Match Point" beweist Allen erneut, dass er ein genauer Beobachter menschlicher Existenzen ist. Es schafft es anschaulich und mit erschreckender Komik, ein authentisches, wie auch erfinderisches Bild, voller Sarkasmus, der britischen Upper Class der Gegenwart zu zeichnen. Dabei bricht er nicht nur Genreregeln, er inszeniert auch gegen die Erwartungen des Mainstreampublikums ein tiefgründiges Gesellschafts-Spiel, das nahezu alle Facetten eines menschlicher Charaktere widerspiegelt. Nur so gelingt es ihm, seine Zuschauer am Ende derart zu überraschen. Er verliert weder den Ball auf dem Tennisnetz aus der Eingangsszene aus den Augen, welcher sich symbolisch und konsequent durch den ganzen Film zeiht noch seine Geschichte, ein rundum gelungener Woody Allen!
erschienen am 18. Dezember 2005
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Match Point (Kinofilm)
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