20th Century Fox
Michael Douglas in der Fortsetzung des Klassikers "Wall Street"
Hollywood blickt hinter die Kulissen
Feature: Banker und Broker
Hollywood ist eine Unterhaltungsindustrie, Hollywood macht meist keine Filmkunst. Die großen Studios machen Milliardenumsätze. Sie sind wie andere multinationale Firmen organisiert und werden an der Börse notiert. Die Banken finanzieren die oft hunderte Millionen Dollar teuren Produktionen mit. Das hält die Filmschaffenden aber nicht davon ab, in Ihren Filmen auch die Schattenseiten der Finanzwelt zu thematisieren. Wir haben hier einige prägnante Beispiele zusammengetragen.
20th Century Fox
Wall Street - Cine Project
Die Finanzwelt von der dunklen Seite: "Wall Street"
Gordon Gekko (Michael Douglas) wird nach der Premiere von Oliver Stones filmischen Meilenstein "Wall Street" zum Inbegriff des gierigen Spekulanten, der nur seine Gewinne sieht und dafür über Leichen geht. In seinem Drama aus dem Jahr 1987 stellt der linksliberale Regisseur akribisch die Vorgänge an der New Yorker Börse nach. Sie ist ein Mikrokosmos, der Millionen Amerikaner verschlossen ist, obwohl hier auch über ihr Schicksal entschieden wird. In dieser verschwiegenen Welt wird aus Geld noch mehr Geld gemacht. Kleine Tipps unter Freunden werden schnell zum verbotenen Insiderhandel. Die Akteure kennen sich aus der Kindheit oder von der Uni, man vertraut sich. Für einen ehrgeizigen Broker wie Bud Fox (Charlie Sheen), der von Reichtum und Macht träumt, ist es mit lauteren Mitteln beinahe unmöglich, in dieser geschlossenen Gesellschaft Fuß zu fassen. Er beteiligt sich am Roulette mit Milliarden, die bei der Übernahmen von Firmen gemacht werden, und wacht erst auf, als sein Vater - gespielt von Sheens Vater Martin Sheen - durch seine Spekulationen vor der Entlassung steht und seinen Hauskredit nicht mehr abzahlen kann.

Unmerklich lässt Stone in seiner radikalen Abrechnung mit dem Aktienkapitalismus, der sich längst von der realen Wirtschaft abgekoppelt hat, den Gegensatz zum Amerikanischen Traum einfließen, sich mit zinsgünstigen Krediten etwa den Traum vom Eigenheim zu finanzieren. Die Opfer der Spekulanten leben selten über ihre Verhältnisse und spielen statt an der Börse oder mondänen Casinos eher mal Online bei diversen Anbietern.

Mit "Wall Street" schafft Stone ein neues Genre. Bis dato ist die Börse im Film eher ein Ort, um egozentrischen und Macht besessenen Männern einen adäquaten beruflichen Hintergrund zu geben oder die Handlung anzustoßen. So auch in einem der ersten Filme zum Thema, der nicht aus Hollywood stammt, sondern in Deutschland gedreht wurde. Die unvergessene Asta Nielsen spielt in dem Stummfilm "Die Börsenkönigin" von Edmund Edel 1916 die Besitzerin eines Kupferbergwerkes, dessen Aktien ins Bodenlose fallen, was sie beinahe in den Ruin treibt. Geschickt wendet sie den Kursverfall zu ihren Gunsten.
Neue Visionen
Citizen Kane
Von "Citizen Kane" bis "Pretty Woman”
Orson Welles beschreibt mehr als 20 Jahre später in "Citizen Kane", wie der Medienmogul Charles Foster Kane, dessen Vorbild der US-amerikanische Verleger William Randolph Hearst ist, mit den Berichten in seinen Zeitungen Börsenkurse beeinflusst. In der Komödie "Die Glücksritter" von John Landis werden 1983 Eddie Murphy als kleiner Gauner und Dan Aykroyd als Geschäftsführer eines Brokerunternehmens, das Warentermingeschäft an der Börse abwickelt, zum Spielball in einer Wette der Firmeneigner, ob Geld oder die Gene den Charakter eines Menschen bestimmen. Und selbst in der romantischen Komödie "Pretty Woman" fehlt die Börse nicht - Richard Gere spielt in der romantischen Komödie den milliardenschweren Unternehmer Edward Lewis, der durch seine bezaubernden neuen Freundin Vivian (Julia Roberts) einen neuen Blick auf die Geschäftswelt bekommt. Statt die Firma zu zerschlagen, die er gerade durch die Übernahme der Aktienmehrheit übernommen hat, will er sie nun sanieren.

Im zweiten Jahrhundert der Filmgeschichte rückt die Börse selbst zunehmend ins Zentrum der Handlung, meist wird jetzt die Handlung von wahren Begebenheiten inspiriert. Vorbild für Oliver Stones Protagonist Gordon Gekko sind die Wallstreet-Millionäre Ivan Boesky und Carl Icahn, deren windiges Geschäftsgebaren im Roman "Mr. Diamond" von Douglas Frantz und "Club der Diebe" von James B. Stewart beschrieben werden. Boesky hält 1986 kurz vor seiner Verhaftung wegen Insidergeschäften bei einer Abschlussfeier der Haas School of Business eine Lobrede auf die Gier, die Gordon Gekko auf einer Aktionärsversammlung hält.

"Rogue Trader - High Speed Money" von James Dearden porträtiert Nick Leeson (Ewan McGregor). Er arbeitete in Singapur als Broker für ein alteingesessenes britisches Bankhaus und spekuliert in den 1990er Jahren mit dem Geld seiner Bank. Mit seiner unglaublichen Risikobereitschaft und einer gehörigen Portion Glück steigt er zum Star am asiatischen Finanzhimmel auf. Lange kann er die von ihm verursachten Verluste vertuschen, die sich schließlich auf etwa 400 Millionen britische Pfund summieren. Leeson setzt alles auf eine Karte, um das Ruder herumzureißen. Doch der Niedergang lässt sich nicht aufhalten. Die Bank steht mit 825 Millionen Pfund Sterling in der Kreide und bricht zusammen. Seiner Verhaftung versucht er sich durch die Flucht in die Bankenmetropole Frankfurt zu entziehen. Dort wird er jedoch verhaftet, an Singapur ausgeliefert und dort zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt.

"Der große Crash - Margin Call" von J. C. Chandor aus dem Jahr 2011 und "The Big Short" zeichnen den Ausbruch der Finanzkrise 2007/2008 nach. Die Welt der Finanzmakler kennt J. C. Chandor von seinem Vater, der bei der Bank Merrill Lynch arbeitete. "Die Maschine, von der sie ein Teil sind, ist derart groß und komplex geworden, dass niemand die zerstörerische Macht begreifen konnte, die von ihr ausging. Bis es zu spät war", sagte J. C. Chandor der Berliner Tagezeitung TAZ. Der Computer hat inzwischen die Rolle des Börsenmaklers übernommen, die in Stones "Wall Street" noch das Geschäft managen.

Er nutzt sein Wissen für eine Mischung aus Systemanalyse und Porträts der Menschen, die es bedienen und unerwartet mit dem Rücken zur Wand stehen. Nach den Berechnungen eines Angestellten sitzt seine Bank auf einer viel zu hohen Zahl von gebündelten Immobilienkrediten, die zu hoch bewertet sind. Am folgenden Tag sollen die Mitarbeiter die Kredite auf dem Markt losschlagen, auch um ihren Arbeitsplatz zu retten.
Paramount Pictures
The Big Short
Bankenkrise zeichnet sich lange ab
Adam McKays "The Big Short" macht aus dem Sachbuch "The Big Short: Wie eine Handvoll Trader die Welt verzockte" von Michael Lewis einen für fünf Oscars nominierten Spielfilm mit Starbesetzung, der das gesamte System skizziert, das die Krise verursachte. Er stellt dem Außenseiter Michael Burry (Christian Bale), der die Verschuldung der Banken durch faule Kredite lange vor dem Crash erkennt, die Menschen gegenüber, die das System kreiert haben und es bedienen - von zwei jungen Agenten, die ahnungslosen Käufern Hauskredite andrehen, deren Zinssätze permanent steigen. Bis zu Investmentbankern und Fondmanagern, die mit unterbewerteten Credit Default Swaps handeln. Sie wetten darauf, dass jene Millionen Hausbesitzer ihre Kredite nicht bedienen können und das Dach über dem Kopf verlieren. Auch Martin Scorsese - einer der wenigen und größten Filmkunstschaffenden Hollywoods - kommt an dem Thema nicht vorbei. In "The Wolf of Wall Street" arbeitete er erneut mit Leonardo di Caprio zusammen, wobei die windige Finanzierung des brillanten Films über einen Staatsfonds aus Malaysia schon selbst zu einem Hollywood-Thriller taugt.

Wie schon in seinen großen Mafia-Epen interessiert sich Scorsese für die Verführbarkeit des Menschen durch die Aussicht auf Reichtum. Sein Protagonist Jordan Belfort kommt aus einfachen Verhältnissen, sein Vorbild ist erneut Gordon Gekko. Nachdem er während des Finanzcrashs 1987 seinen Job als Makler verliert, steigt er in den unregulierten Pennystokemarkt ein und zieht mit ein paar Freunden ein lukratives Geschäft hoch. Drogen und Alkoholexzesse begleiten seinen Weg nach oben. Sein hemmungsloser Lebensstil fällt auf. Bald gerät er ins Visier der Ermittler, die sich für seine illegalen Geschäfte interessieren, und stürzt ab.
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Wall Street: Geld schläft nicht
Happy End die Ausnahme
Der kam 2010 nochmals zurück. Stone inszenierte die Fortsetzung "Wall Street: Geld schläft nicht", in dem der Finanzmogul es nach verbüßter Haft nicht lassen kann, mit anderer Leute Geld zu zocken. Selbst das Erbe seiner Tochter in Höhe von 100 Millionen Dollar, das ihm von deren Verlobten heimlich anvertraut wird, setzt er für eigene Zwecke ein und verschwindet. Nur die Aussicht auf trautes Familienglück mit Enkel veranlasst ihn, das Geld in erneuerbare Energien zu investieren und eine Aussöhnung mit der Familie zu suchen.

Ein Happy End ist in diesem neuen, vor allem, wenn sie von der Realität inspiriert sind, eher die Ausnahme. So lange das in der Verfassung verbriefte Recht auf das Streben nach Glück mit dem Streben nach Reichtum gleichgesetzt wird und sich wirtschaftliche Strukturen nicht verändern, wird die Börse ein Platz der Gier bleiben, die auf die Gutgläubigkeit vieler setzt.
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