Warner Bros.
Szene aus: Flags of Our Fathers
Missbrauchte Symbole der Schlacht
Feature: Im Schatten des Sternenbanners
Iwo Jima ist die japanische Übersetzung für Schwefelinsel. Das 21 km² Eiland liegt 1.050 km südlich von Tokio inmitten des Pazifiks. Geographisch ordnet man sie den Bonin-Inseln zu. Weltberühmt wird das Stück Land jedoch nicht wegen des zitronengelben Rohstoffes. Bis ins frühe 18. Jahrhundert ist die Insel unbewohnt. Danach wird sie von den Japanern als Stützpunkt im Pazifik ausgebaut und besiedelt. 1943 leben auf Iwo Jima 1.100 Menschen. In den Fokus der Weltöffentlichkeit gerät der Archipel zwei Jahre später. Die Schlacht um die karge Vulkaninsel vom 19. Februar bis zum 26. März 1945 kostet 28.000 Soldaten das Leben. Es ist die blutigste Auseinandersetzung im japanisch/amerikanischen Pazifikkrieg.
erschienen am 25. 12. 2006
Warner Bros.
Clint Eastwood am Set von "Flags of Our Fathers"
Clint Eastwood erzählt in "Flags of Our Fathers" die Geschichte dieser legendären Schlacht und ihrer gesellschaftlichen Nachwirkungen in den USA. Er orientiert sich dabei an dem gleichnamigen Buch von James Bradley. Der Vater des Autors war selbst dabei, als die amerikanische Flagge als Zeichen des Sieges auf Iwo Jima gehisst wurde. Bradley hat in seinem Buch die Geschichte rekonstruiert. Eastwood dienen die eigentlichen Kämpfe nur als Aufhänger und Hintergrund seiner Erzählung.

Die amerikanische Armee landet Anfang 1945 mit 30.000 Mann auf der kleinen japanischen Pazifikinsel. Zuvor hatten ihre Kriegsschiffe Iwo Jima tagelang mit schwerem Geschütz beschossen. US-Kriegsoffiziere sehen in dem Eiland einen strategisch unverzichtbaren Vorposten und bringen insgesamt 100.000 Mann und 900 Schiffe in Stellung. Die damaligen Kampfhandlungen haben direkte Auswirkungen auf die Dreharbeiten zu Eastwoods Werk. Aufgrund der immer noch zu hohen Napalmbelastung auf Iwo Jima darf die Filmcrew nicht an den Originalschauplätzen drehen. Die Szenen werden deshalb auf Island nachgestellt.
Warner Bros
Ryan Phillippe
Zunächst verläuft der Angriff der Amerikaner unerwartet verlustreich, da sich das japanische Militär geschickt auf die Attacken eingestellt hat. Erst nach mehren Tagen schwerster Gefechte gelingt es US-Soldaten den Mount Suribachi einzunehmen. Während fünf Marines und ein Navy-Sanitäter das amerikanische Sternenbanner auf dem kleinen Berg hissen, knipst Kriegsberichterstatter Joe Rosenthal (Ned Eisenberg) eines der berühmtesten Fotos der Militärgeschichte. Eine Erfolgsgeschichte mit Schönheitsfehler, denn die Männer posieren nur, da beim realen Ereignis keine Kamera vor Ort war. Der Fotograf bestreitet indes zeitlebens die Inszenierung des Fotos.

Eastwood macht den Augenblick der Fotoaufnahme zu seinem Hauptmotiv. Nur Siebzehneinhalb Stunden nach der Aufnahme erscheint das Bild in sämtlichen Tageszeitungen. Es wird zum Inbegriff des aufopfernden Heldentums, nährt in der amerikanischen Öffentlichkeit zugleich die Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende. Die Militärführung missbraucht das gestellte Foto zur Legitimation und Finanzierung ihres blutigen Dialogs mit dem Kriegsgegner.
Warner Bros
Ned Eisenberg
Die Fahnenhisser vom Mount Suribachi werden in der Folge als Kriegsbotschafter eingesetzt. Doch nur wenige sind dazu noch in der Lage. Nur Sanitäter John "Doc" Bradley (Ryan Phillippe), Indianer Ira Hayes (Adam Beach) und Kriegskurier Rene Gagnon (Jesse Bradford) kehren lebend vom Schlachtfeld zurück. Tatsächlich aber kommt die erlahmte Begeisterung für den Krieg mit ihrer Hilfe wieder auf Touren. Die drei Helden zerbrechen an den traumatischen Erlebnissen. Hayes etwa wird 1955 erfroren in einem Wassergraben aufgefunden.

Mit Hilfe des Pulitzer-Preis-Prämierten Fotos hinterfragt Eastwood das Verhalten der damaligen Entscheidungsträger. Damit hebt er sich entscheidend von seinem unkritischen Vorgänger ab. In "Todeskommando - Du warst unser Kamerad" aus dem Jahr 1949 verkörpert John Wayne noch den heldenhaften Soldaten ohne wenn und aber. Das Werk huldigt die Kameradschaft unter den US-Marines und glorifiziert die blutigen Ereignisse.
Warner Bros
Jamie Bell
Überflüssig zu erwähnen, dass die undifferenzierte Version aus den 1940er Jahren den japanischen Blickwinkel komplett ausgeklammert. Eastwood will diesen Fehler bei seiner Interpretation nicht begehen und legt im Sinne der Ausgewogenheit seine Aufarbeitung in zwei Werken dar. 2007 folgt mit "Lamps Before the Wind" eine Auseinandersetzung mit den Leiden des Kriegsgegners im Kampf um Iwo Jima. Keine unwichtige historische Zutat, wenn man bedenkt, dass alle japanischen Soldaten bei den Angriffen des US-Heeres ums Leben gekommen sind.

Die US-Presse stört sich im Übrigen nicht am kritischen Grundton des Werkes. Es hat überwiegend gute Besprechungen bekommen, wovon sich allerdings die Zuschauer in den USA bislang nur wenig beeindrucken lassen. An den heimischen Kinokassen bleibt das Kriegsdrama weit hinter den Erwartungen zurück. Keine guten Zeiten für amerikanische Antikriegspropaganda.
erschienen am 25. Dezember 2006
Zum Thema
Der Produzent, Komponist, Regisseur und Schauspieler hat sich mit seiner wortkargen Darstellung von Western- und Actionhelden unsterblich gemacht. Eines seiner Markenzeichen sind mit unbeweglicher Miene dargebrachte zynische Einzeiler. Filmkritiker werfen ihm vor, der Vertreter einer reaktionären und menschenverachtenden Ideologie zu sein. Eastwood bestreitet diese Interpretation seiner Darstellung. Er gewann bereits zweimal den Oscar für seine Regiearbeiten. Auch als Bürgermeister des..
Iwo Jima ist die japanische Übersetzung für Schwefelinsel. Das 21 km² Eiland liegt 1.050 km südlich von Tokio inmitten des Pazifiks. Traurige Berühmt erringt das Stück Land nicht wegen des zitronengelben Rohstoffes. 1945 kostet die Schlacht um die karge Vulkaninsel 28.000 Soldaten das Leben. Clint Eastwood orientiert sich an dem gleichnamigen Buch von James Bradley. Der Vater des Autors war selbst dabei, als die amerikanische Flagge als Zeichen des Sieges auf Iwo Jima gehisst wurde.
Weitere Features
Aschenbrötel an der Moldau
Görlitz macht Babelsberg Konkurrenz
2024