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Universal Pictures Germany
Richard Linklaters "Boyhood"
"Boyhood" lehrt Konkurrenz das Fürchten
Richard Linklater ist Berlinale-Favorit
Als einer der letzten Filme im Wettbewerbsprogramm der 64. Berlinale wurde am gestrigen Donnerstag Richard Linklaters "Boyhood" gezeigt. Der US-Regisseur verdrängt mit seinem filmischen Experiment die bisherigen Favoriten auf den Goldenen Bären, "Grand Budapest Hotel", "Die geliebten Schwestern" und "'71", von den vorderen Plätzen. Auf der Pressekonferenz wird der Linklater von den Journalisten mit Lob überhäuft.
14. Feb 2014: Natürlich wollten die Medien-Vertreter wissen, ob Linklater nie an dem Projekt, das die Geschichte eines Jungen und seiner Familie über 12 Jahre hinweg erzählt, gezweifelt habe. 'Natürlich!', antwortet Linklater, 'Ich dachte, worauf zur Hölle haben wir uns da eingelassen.' Im Zentrum steht Mason (Ellar Coltrane), dessen Leben der Film von der ersten Klasse bis zum Abschluss der Highschool beschreibt. Eine Zeit, die Linklater selbst als Gefängnis empfunden hatte, da der Großteil des Lebens von Außen bestimmt werde.

Gefilmt wurde im Zeitraum von 2002 bis 2013 jeweils ungefähr eine Woche pro Jahr. Voraussetzung dafür war, dass die Hauptdarsteller Coltrane, Patricia Arquette, Ethan Hawke und Lorelei Linklater an Bord bleiben. Während der Pressekonferenz gibt Linklaters Tochter zu, dass sie ihren Vater einmal fragte, ob er ihre Figur nicht sterben lassen könnte. Coltrane erklärte, dass er sich ungefähr mit 13 Jahren absolut in das Projekt verliebt hätte.

Wie alle Filme Linklaters setzt auch "Boyhood" vor allem auf die Dialoge zwischen den Figuren, die wie aus dem Leben gegriffen wirken. Die Authentizität entsteht aber nicht durch Improvisation, vielmehr war jedes Wort im Drehbuch festgehalten. Um diesen Realismus zu erreichen, gab Linklater seinem jungen Hauptdarsteller Hausaufgaben auf. Coltrane musste eine Art Tagebuch führen, in dem er Gespräche mit Freunden, Eltern und Mädchen festhalten sollte.

Trotz einer Laufzeit von 163 Minuten langweilt "Boyhood" keine Minute. Der Zuschauer durchläuft zusammen mit Mason die Stationen des Erwachsenwerdens und nimmt am Leben einer US-amerikanischen Durchschnittsfamilie teil. Linklaters Gestus ist beobachtend, dramaturgische Spannungsbögen vermeidet er. Es geht um Masons Beziehung zum Leben und die Frage, ob der sensible Junge seinen Platz auf der Welt finden wird.
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2024