News: Festivalticker
Berlinale 2005: Cinema for Peace
Rückblick der deutschen Presse
Berlinale 2005 - die Resümees
Die 2005er Bären sind verteilt, die Vorhänge gefallen. Jetzt überschlagen sich die Kommentare über die 55. Berlinale. Eifrig wird in den Kulturressorts resümiert, gerechnet und prognostiziert. Alles stets im Bewusstsein des Vergänglichen, denn im nächsten Jahr wird sich niemand mehr an die Zusammenfassungen erinnern. Wir haben uns einige Resümees mal näher angesehen.
23. Feb 2005: Die 55. Berlinale ist zu Ende. Die deutsche Presse blickt kurz und emotionslos auf sie zurück um festzustellen, dass sie nicht rundum gelungen war. Die Feuilletons sind sich einig: Mittelmaß. Während Christina Nord in der Taz die Durchschnittlichkeit des Wettbewerbsprogramms und den Überschuss an Konsenskino beklagt, vermisste Fritz Göttler von der Süddeutschen Zeitung bereits nach ein, zwei Tagen "jedes Profil" und "Dramaturgie" im Wettbewerb. Ähnlich ernst sieht die Lage Daniel Kothenschulte von der Frankfurter Rundschau. Er weiß jedoch zu relativieren und bezeichnet die 55. Edition der Berlinale als "nicht die schlechteste aller jüngeren Berlinalen". Der negative Höhepunkt ist für Kothenschulte bereits 2004 erreicht worden. Dass das diesjährige Festival bereits in Vergessenheit geraten sei, stimmt den Autor deshalb "doppelt milde". So einhellig die allgemeine Enttäuschung ist, so unterschiedliche Früchte tragen dann die jeweiligen Ursachenforschungen.

Die "Berliner Zeitung" glaubt, hinter dem "großen Nörgeln" eine gewisse "Kosslick-Müdigkeit" zu erkennen. Festivalleiter Dieter Kosslick wird zwar für die Vorverlegung der Oscarverleihung nicht verantwortlich gemacht, doch seine Äußerungen seien zum Teil als "irgendwie abstrus". Fritz Göttler (SZ) kann nicht richtig begreifen, dass auf die Teilnahme von Clint Eastwoods "Million Dollar Baby" verzichtet wurde, weil die dazugehörige Schauspielprominenz aller Voraussicht nach nicht nach Berlin gekommen wäre.

Kosslick steht jedoch nicht allein am Pranger. Auch Bärenverteilung und die Jury gaben Anlass zu Beanstandungen. Bereits die Zusammenstellung der Juroren um den "Blockbuster-Konfektionär Roland Emmerich" mit der "dauerentblätterungslustige Chinesin Bai Ling" und dem "in erster Linie eleganten Modemacher Nino Cerruti" sorgte bei Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel für heftiges Stirnerunzeln. Immerhin, bekennt er weiter, habe die Jury mit der Vergabe des Goldenen Bären nach Südafrika einen "Knalleffekt" gelandet. Kothenschulte fragt sich, was Emmerich an der Carmenadaption so aufregend gefunden habe, bekennt jedoch resigniert, dass wenn "Jurys vorrangig zusammengetrommelt werden" keine "cinephile Manifeste" von ihnen zu erwarteten seien.

Die Auszeichnung von Julia Jentsch als beste Hauptdarstellerin stößt allerdings auf keinen Widerspruch. Für den Tagesspiegel ist es die "enorme Präsenz" und ihr "minimalistisches Spiel", die sie zur "stillen Siegerin" gekürt haben. Im gleichen Artikel bewertet Annabel Wahba den Silbernen Bären für Jentsch als "Gegenprogramm" zur letztjährigen Ehrung des Boulevard-Presse-Opfers Sibel Kekilli. Daniel Hass lässt sich im Spiegel Online sogar dazu reißen die diesjährige Berlinale als "Julia-Jentsch-Festspiele" zu betiteln. Das Publikum hat zu dem deutschen A-Festival seine eigene Meinung und stürmte die Kinosäle wie nie zuvor. Ihnen hat das Festival und seine Filmauswahl offensichtlich gefallen, ob mit Starpower oder ohne...
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2024