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Moritz Bleibtreu auf dem roten Teppich zur Preisverleihung der Berlinale 2006
Jury beweist Fingerspitzengefühl
Die Bären sind weg!
Die Berlinale hat Ihre Pforten geschlossen. Letzter offizieller Akt war am 18. Februar 2006 die große Gala, in deren Rahmen die begehrten silbernen und der goldenen Bären verliehen wurden. Der heutige Sonntag war hingegen ganz dem Publikum und den Filmen gewidmet. Die internationale Jury unter Leitung von Charlotte Rampling hat dezidierte Akzente gesetzt. Der Deutsche Film ist nicht ganz unerwartet der große Gewinner.
20. Feb 2006: Anders als in den vergangenen Jahren wurden die Gewinner der Bären erst bei der Verleihung bekannt gegeben. In den Gesichtern der Gewinner konnte man ehrliche Überraschung, Sprachlosigkeit, Erstaunen und Freude erkennen, die nicht nur die beteiligten Gäste im Saal rührte. Insbesondere der Deutsche Film ging 2006 nicht leer aus. Die Auszeichnung für die beste künstlerische Gesamtleistung ging an Jürgen Vogel. Er war als Schauspieler, Co-Autor und Koproduzent an dem - wegen seiner Gewaltszenen als schwierig geltendem "Der freie Wille" beteiligt. Als beste Darstellerin wurde Sandra Hüller für ihre Darstellung einer an Epilepsie leidenden Frau in Hans-Christian Schmids "Requiem" ausgezeichnet. Moritz Bleibtreu erhielt für die Rolle eines sexbesessenen Lehrers in Oskar Roehlers Romanverfilmung "Elementarteilchen" einen Silbernen Bären als bester Darsteller und konnte vor Glück gar nicht die richtigen Worte finden. Er zeigte, wie Jurymitglied Armin Mueller-Stahl später sagte, "eine schöne neue Geste für Freude".

Auch die bosnische Regisseurin Jasmila Žbanic konnte ihr Glück kaum fassen, als ihr bewegender Film "Grbavica" mit dem goldenen Bären ausgezeichnet wurde. Diesem wurden im Vorfeld eigentlich eher Außenseiterchancen eingeräumt. Das Drama handelt von vergewaltigten Frauen, die nach dem Balkankrieg wieder einen Weg in die Normalität suchen. Žbanic erinnerte in ihrer Dankesrede daran, dass auch heute noch die Kriegsverbrecher von damals unbehelligt in Europa leben und nicht zur Verantwortung gezogen wurden.

Die Vergabe des Goldenen Bären sollte aber nicht die einzige Überraschung der Jury bleiben. Michael Winterbottom und Mat Whitecross erhielten für ihren sehr politischen Streifen "The Road to Guantánamo" einen silbernen Bären. Der Film verfolgt drei Muslime aus Großbritannien, die ohne Anklage für zwei Jahre im Gefangenenlager Guantánamo Bay eingesperrt waren. Peter Kam erhielt für seine Kompositionen in Pang Ho-cheungs sehr menschlich und erfrischenden Film "Isabella" den silbernen Bären für die beste Filmmusik. Für die Dänin Pernille Fischer Christensen wird der Abend der Preisverleihung etwas ganz besonderes bleiben. "En soap" wurde von der Best First Feature Jury zum besten Debütfilm gekürt. Auf der Bühne fiel es ihr schwer ihrer Freude die richtigen Worte zu geben, so ergriffen war sie von der Auszeichnung. Als sie wenig später auch noch den silbernen Bären für den großen Preis der Jury bekam, musste sie sich erstmal sammeln. Ungläubig schaute sie sich immer wieder um, ob das auch wirklich stimmt.

Der iranische Regisseur Jafar Panahi wurde ebenfalls mit dem großen Preis der Jury ausgezeichnet. In "Offside" erzählt er von einer fußballbegeisterten Iranerin, die - weil eine Frau - nicht ins Stadion eingelassen wird. Für einen Spielfilm, der neue Perspektiven der Filmkunst eröffnet, vergab die Jury neben den Bären auch den Alfred-Bauer-Preis. Rodrigo Moreno erhielt die Auszeichnung für die internationale Koproduktion "El Custodio", ein Psychogramm eines Leibwächters, der seine Identität zu verlieren droht, als er im Dienst eines hohen Politikers steht.
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