News: Hollywood Insider
Universal Pictures Germany (UPI)
Apollo 13
Imax in der Krise
Das große Jammern
Wenn sich die IMAX-Branche trifft, haben die Teilnehmer nicht viel zu lachen. Doch die Krise der Riesenkinos ist weit gehend hausgemacht. Außerdem: In Hollywood regt sich Widerstand gegen George W. Bush und seine Politik, und wie ein vietnamesischer Schauspieler wegen der Traumfabrik geächtet wurde.
10. Okt 2002: Einmal im Jahr treffen sich die Mitglieder der Giant Screen Theatres Association zu ihrer Jahreshauptversammlung. Einmal im Jahr setzt dann das kollektive Lamentieren ein. Es geht dabei um IMAX, jenes riesenhafte Kinobildformat, das in Metropolen auf der ganzen Welt das Publikum mit 2D- und 3D-Filmen beeindruckt. Zu dumm, dass dieses Publikum seit ein paar Jahren schwindet. Die Folge ist ein Kinosterben, wie etwa in Australien: Von sieben IMAX-Filmtheatern sind dort nur zwei übrig geblieben.

Doch das Problem ist hausgemacht, die Branche ist gespalten. IMAX-Kinos gibt es eben nicht nur in Museen und Bildungseinrichtungen, man findet auch immer mehr rein kommerzielle Abspielplätze, und deren Ausrichtung ist eine andere. Die einen wollen Bildungsfilme und Dokumentationen zeigen, die anderen möchten einfach unterhalten und dabei möglichst viel Geld verdienen. So zersplittert sich die Branche selbst. Die Folge: Es fehlt an attraktiven Eigenproduktionen für das Großformat.

IMAX goes to Hollywood
Hollywood könnte helfen, doch diese Hilfe ist nicht überall willkommen. Dass Disney-Streifen wie "Fantasia 2000" und "Die Schöne und das Biest" in IMAX-Fassungen extrem erfolgreich waren oder dass aufwendig für die IMAX-Leinwand konvertierte Kinofilme wie "Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger" oder "Apollo 13" Megaknüller sind, ist unbestritten. Doch IMAX will ein eigenes Profil bewahren und nicht zu einem zusätzlichen Abspielkanal der Traumfabrik verkommen. Zumal dabei die institutionellen Kinos in den Museen auf der Strecke bleiben. Aufwändige IMAX-Naturfilme und dreidimensionale Weltraumdokus à la "Space Station 3D" könnten demnach schon bald Geschichte sein. Stattdessen gibt's dann "Shrek 3D" und "Der König der Löwen". IMAX goes to Hollywood.

Dass dieser Trend wohl unaufhaltsam ist, zeigen die aktuellen Zahlen: "Apollo 13" hat in 18 IMAX-Kinos innerhalb von zehn Tagen fast eine halbe Million Dollar eingespielt, und dieser Geldstrom dürfte noch sehr lange weiter fließen. Schon überlegen Studios, auch Neuerscheinungen zeitgleich mit den normalen Kinostarts in IMAX-Fassungen herauszubringen. Die Konvertierung kostet pro Filmtitel etwa zwei bis drei Millionen Dollar. Ganz klar: Das rechnet sich.

Das Showbiz und der Präsident
Die USA sind eine kriegsfreudige Nation. Doch während Steven Spielberg und Tom Cruise die Kriegspläne von George W. Bush für eine legitime Sache halten, regt sich in der von der demokratischen Partei dominierten Traumfabrik immer mehr Widerstand.

Besonders hart ging unlängst die US-Schauspielerin Jessica Lange mit der Bush-Politik ins Gericht. "Was Bush mit dem Irak vorhat, ist verfassungswidrig, unmoralisch und illegal", schimpfte die 53-Jährige beim Filmfestival in San Sebastián in Nordspanien. "Man muss sich heutzutage schämen, aus den USA zu kommen." Dann setzte die zweifache Oscar-Preisträgerin, die in Spanien den Donostia-Preis der Stadt San Sebastián entgegennahm, noch eins drauf: "Ich hasse Bush und verachte seine Regierung", verkündete sie. "Er hat den Wahlsieg gestohlen, und nun müssen wir alle dafür zahlen."

"Nicht in unserem Namen"
Jessica Lange steht mit ihrer Meinung keineswegs allein. Namhafte amerikanische Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler haben zu landesweiten Protestaktionen gegen die geplante US-Militärintervention im Irak aufgerufen. Vom 5. bis 7. Oktober wollen sie bei Kundgebungen in New York, Los Angeles, San Francisco und anderen Städten gegen die Irak-Politik ihrer Regierung sowie gegen "Unterdrückungsmaßnahmen im eigenen Land" protestieren. Die Kampagne "Not In Our Name" wird unter anderem von den Schauspielerinnen Jane Fonda und Susan Sarandon, den Schriftstellern Kurt Vonnegut und Gore Vidal, sowie den Dramatikern Eve Ensler und Tony Kushner unterstützt.

Solidarisch zeigte sich auch Aki Kaurismäki. Der finnische Regisseur ("Der Mann ohne Vergangenheit") sagte am letzten Wochenende seine Teilnahme beim New Yorker Filmfestival ab. Grund: Die US-Behören hatten seinem iranischen Kollegen Abbas Kiarostami, dessen Film "Ten" ebenfalls beim Festival zu sehen ist, die Einreise verweigert. In einer E-Mail an die Veranstalter bedauerte der Finne seine Absage, lud den amerikanischen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld allerdings zu einem Besuch in Finnland ein: "Wir könnten dann im Wald spazieren gehen und ein paar Pilze pflücken. Vielleicht wirkt das auf ihn beruhigend."

Wegen Hollywood: Arbeitsverbot für vietnamesischen Kinostar
Das hatte sich Don Duong ganz sicher anders vorgestellt: Der 45 Jahre alte Vietnamese zählte bislang zur Schauspielelite seines Landes und war auch international erfolgreich. Ab sofort gilt er in Vietnam jedoch als Verräter. Er darf das Land nicht mehr verlassen und wurde mit einem Arbeitsverbot belegt. Und all das nur, weil Don Duong im Hollywood-Kriegsfilm "Wir waren Helden" Mel Gibsons Gegenspieler, einen Oberst, mimte.

Im kommunistischen Vietnam gelten Kriegsfilme aus der Traumfabrik als zutiefst unpatriotisch. Oder, mit den Worten eines führenden Vertreters der vietnamesischen Zensurbehörde: "Don Duong hat seine Ehre und den Respekt des Volkes verloren. Er ist zu einem Instrument von Mächten geworden, die Vietnam feindlich gegenüberstehen." Andere Länder, andere Sitten.
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