Universal
Doris Day in: Bettgeflüster
Filmikone - viel zu früh abgetreten
Retro Feature: Bettgeflüster mit Doris Day
Mit Klassikern wie "Der Mann, der zuviel wußte" und "Bettgeflüster" schreibt Doris Day Filmgeschichte. Als Sängerin ist sie nicht minder erfolgreich. Vor wenigen Jahren erscheint ihr letztes Album. Privat hat die Schauspielerin und passionierte Tierschützerin weniger Glück. Vier Ehen markieren ein Leben mit zahlreichen Aufs und Abs. Ein Blick auf eine Filmikone, die dem Kino zu früh den Rücken kehrt.
erschienen am 29. 12. 2021
Universal
Bettgeflüster
Keine Sexbombe trotz viel Bettgeflüster
Wie wenige Hollywood-Schauspielerinnen pflegt Doris Day in den 1950er und 1960er Jahre das Image der naiven und unschuldigen Sauberfrau. Während ihre Kolleginnen Marilyn Monroe, Jayne Mansfield und Brigitte Bardot neben dem mehr oder weniger ausgeprägten Schauspieltalent immer wieder auch mit freizügigen Auftritten vor der Kamera glänzen und als Sex-Göttinnen die Boulevardblätter zieren, ist Day der Inbegriff spießiger Züchtigkeit.

Diesen Ruf handelt sich die Schauspielerin und Entertainerin nicht nur durch ihre zweite Karriere als Sängerin diverser Big Bands ein, sie verdient ihn sich auch ausgerechnet mit jenen äußerst populären Komödien an der Seite von Rock Hudson und Cary Grant. Filme wie "Bettgeflüster" werden nicht zuletzt wegen Days Schlafzimmerblick und der amourösen Verwicklungen der Protagonisten seinerzeit mit dem Etikett 'Sex-Komödien' versehen.
Film Revue
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Goldkehlchen auch auf Leinwand
Doris Day wird am 3. April 1922 als Doris Mary Ann von Kappelhoff in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio als Tochter deutschstämmiger Eltern geboren. Ihren Traum, Tänzerin zu werden muss die 14-Jährige begraben, nachdem sie sich bei einem Autounfall ein Bein bricht. Doris sattelt um und wird Sängerin. Mit beachtlichem Erfolg tritt sie bald in diversen Big Bands auf und singt im Rundfunk mit Größen wie Frank Sinatra und Bob Hope. Einige Lieder landen ganz oben in den Musikcharts, so etwa der längst zum Evergreen gewordene "Sentimental Journey", den Day mit dem Orchester von Les Brown einspielt.

Die Bühnenpräsenz der Sängerin entgeht auch den Hollywood-Produzenten nicht. Bei Filmstudio Warner Bros. unterschreibt Doris Day 1947 einen Vertrag und ist in den folgenden Jahren in leichten Komödien und Musicals zu sehen, die den Grundstein für ihr Image der jungfräulich anmutenden Unschuldsnixe legen. Mit Hollywood Routinier Michael Curtiz ("Casablanca") dreht sie zu Beginn ihrer Karriere mehrere, heute in Vergessenheit geratene Filme. Ihre Spielpartner sind in dieser Periode Filmstars wie James Cagney, Frank Sinatra und der spätere US-Präsident Ronald Reagan.
Universal
Doris Day in: Bettgeflüster
Im Bett mit Rock Hudson
Es dauert nicht lange, bis auch Regie-Legende Alfred Hitchcock auf das schauspielerische und musikalische Talent Days aufmerksam wird. Der Meister des Suspence mit Vorliebe für Wasserstoffblondinen engagiert die damals bereits populärste und höchstbezahlte Schauspielerin Hollywoods für das Remake seines britischen Thrillers "Der Mann, der zuviel wußte". Darin schaut Day nicht nur gekonnt bekümmert um die Entführung ihres Filmsohnes drein, Hitch lässt sie vor der Kamera auch eindrucksvoll singen. Das Ergebnis ist einer der besten Hitchcock-Werke überhaupt, dessen Erkennungsmerkmal bis heute neben seiner inszenatorischen Brillanz der Evergreen "Que Sera, Sera" ist.

Trotz ihrem Talent für das Dramatische kehrt Doris Day in den folgenden Jahren zum komischen Fach zurück. Mit "Bettgeflüster", für den die Schauspielerin eine Oscar-Nominierung erhält, fällt der Startschuss für die 'Sex-Komödien' mit Rock Hudson. Der spritzigen Screwball-Komödie schließen sich die nicht minder populären Nachfolger "Ein Pyjama für zwei" und "Schick mir keine Blumen" an. Die Filme zünden beim Publikum nicht nur aufgrund ihrer latent-sexuellen Anspielungen, auch das Traumpaar Day und Hudson, dessen Homosexualität erst nach seinem Aids-Tod in den 1980er Jahren dem breiten Publikum bekannt wird, sind mit ihrem pointierten Spiel durchaus einnehmend. Später wird die Schauspielerin mit Cary Grant ("Ein Hauch von Nerz") und James Garner ("Eine zuviel im Bett") das gleiche Konzept variieren, allerdings mit spürbar kleinerem Erfolg.
Film Revue
Doris Day und John Gavin in "Mitternachtsspitzen"
Ein Herz für Tiere
Während es mit der Karriere bis Mitte der 1960er Jahre stetig bergauf geht, muss die Schauspielerin und Sängerin privat etliche Rückschläge einstecken. Drei Jahre nach dem schicksalhaften Autounfall heiratet sie mit gerade mal 17 Jahren den Posaunisten Al Jordan. Die Ehe steht unter keinem guten Stern. Der Musiker wird gegenüber seiner Frau handgreiflich und räumt das Feld, als sie schwanger wird. 1946 traut sie sich erneut vor den Traualtar. Wieder ist es ein Musiker, diesmal ein Saxophonist. Die Ehe hält ein Jahr. 1951 heiratet sie zum dritten Mal, glücklicher ist Day mit ihrem Manager Marty Melcher aber auch nicht. Bis der 1968 verstirbt, hat er den Großteil ihres Vermögens durch zwielichtige Geschäfte verjubelt. Die vierte und letzte Ehe geht Day 1976 mit Barry Comden ein, von dem sie sich fünf Jahre später scheiden lässt.

Nach dem Tod ihres dritten Mannes nimmt Day keine weiteren Kinorollen mehr an. Vor der Kamera ist sie bis 1972 aber noch in der Sitcom "The Doris Day Show" zu sehen. Seitdem meldet sie sich hin und wieder als Tierschützerin zu Wort. Für das Wohl und die Würde vor allem von Hunden hat sie sich auch als Betreiberin des 'Haustier-freundlichsten Gasthauses' in der 'Haustier-freundlichsten Stadt in Amerika', Carmel by the Sea, verschrieben. Als Künstlerin tritt sie noch einmal 2011 in Erscheinung, als sie im Alter von 89 Jahren das Musikalbum "My Heart" veröffentlicht und es damit bis in die Top Ten der britischen Charts schafft.
erschienen am 29. Dezember 2021
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Doris Mary Ann Kappelhoff wird 1924 als drittes Kind einer deutsch-amerikanischen Familie geboren. Eine Karriere als Tänzerin bleibt ihr infolge eines Beinbruchs, den sie im Alter von 14 Jahren bei einem Autounfall erleidet, verwehrt. Als Teenager schlägt sie eine Karriere als Sängerin ein. Einer ihrer ersten Arbeitgeber, der Nachtclubbesitzer und Jazz-Musiker Barney Rapp, schlägt ihr vor, sich einen Künstlernamen zuzulegen. Frank Sinatra und Bob Hope auf. Nachdem Hollywood auf sie aufmerksam..
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