Erfahrung mit der Weiblichkeit
Friedrich Schiller ist kein Dichter der Liebe. Die erotischen Spannungen in seinen Stücken und Szenen werden von der Dialektik überlagert. So ist auch "
Kabale und Liebe" nicht ein rührendes Werk über die Liebe, sondern über einen sozialen, zeitbedingten Missstand. Wenn Schiller als Lyriker die Liebesharfe anschlägt, wirkt es unecht. Die Gründe dafür liegen womöglich in seiner Vergangenheit.
Schiller ist in seiner Schulzeit ein Moralist, der sich von der Sexualdialektik seiner pubertierenden Klassenkameraden fernhält. Seine Jugend verläuft größtenteils ohne den Einfluss von Frauen. Sein Vater bleibt aufgrund verschiedener Obligationen beim Militär oft von Zuhause fern. Schillers Mutter ist das optimistische Element im Hause, auch seine Schwestern üben keinen großen Einfluss auf ihn aus. Schillers fehlendes Wissen über Frauen spürt man später in seinen Gedichten. Als er fliehen muss, verliert er zudem den Kontakt zu den Schwestern und der Mutter. Erst in seiner Frau Charlotte von Lengefeld findet er eine weibliche Person von höchster Bedeutung. Sie ist ihm Kameradin, Hausfrau, Pflegerin und Geliebte - auch noch Jahre nach seinem Tod.