Jean-François Martin/Ricore Text
Juliette Binoche elegant wie immer
Juliette Binoche trotzt Hollywood
Starfeature: Frankreichs liebstes Kind
1993 lud der französische Präsident François Mitterrand Juliette Binoche zu einem Mittagessen in den Élysée-Palast. Der Presse sagte er: "Eines Nachts habe ich geträumt, ich hätte sie geküsst. Jetzt möchte ich sie zu meiner Geliebten machen." La Binoche kam nicht. Mitterand hatte sich zwei Jahre zuvor geweigert, Filmfördermittel für "Die Liebenden von Pont-Neuf" bereitzustellen. Es sollte nicht die letzte Einladung sein, die Frankreichs begehrteste Schauspielerin ausschlug. Bis heute verzaubert sie ihr Publikum mit der gleichen unschuldigen Attitüde wie bei ihrem ersten Kinoerfolg "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins". Die Traumfrau vieler Männer ist zugleich Vorbild moderner, selbstbewusster Frauen.
erschienen am 24. 03. 2008
Ricore Text
Fühlt sich im Arthousekino wohl: Juliette Binoche
Verletzlich und kämpferisch, unscheinbar und energisch zugleich wirkt sie vor der Kamera. Sie hat eine Anmut, wie sie nur Frankreich hervorbringt. Juliette Binoche mag keine einfachen Charaktere. Sie verlangt von ihren Figuren Tiefe. Nicht selten stattet die Schauspielerin sie mit einer gewissen Traurigkeit aus. Um deren geheimnisvolle Melancholie zu erklären, verweist sie gerne auf die eigene Jugend. Die Eltern ließen sich scheiden, als die kleine Juliette eben vier Jahre alt war. Von ihrem Vater fühlt sie sich bis heute verlassen, das Verhältnis zur Mutter ist ambivalenter. Die zierliche Französin gibt in einem Interview an, ihre erste Erinnerung sei das Gefühl der Einsamkeit. Sie besteht darauf, sich ihre Karriere selbst erarbeitet zu haben. Ja, der Vater Jean-Marie ist Regisseur, Schauspieler und Bildhauer. Ja, die Mutter Monique Stalens ist ebenfalls Darstellerin. Ihre Ausbildung an der Pariser Schauspielschule finanzierte sich Juliette Binoche als Kassiererin in einem Kaufhaus.
Jean-François Martin/Ricore Text
Juliette Binoche auf dem Weg zur Party?
Die Mutter ist Feministin, aber das ist nicht der Grund, warum George Sanders, Marguerite Duras und Simone de Beauvoir ihre Vorbilder sind. Die Großeltern mütterlicherseits werden als Intellektuelle nach Auschwitz verschleppt, trotzdem lehnt sie eine Rolle in Steven Spielbergs "Schindlers Liste" ab. Die Idealistin hat klare Vorstellungen: Sie möchte politische Filme machen, die sich an brisante Themen heranwagen. "Mission: Impossible" interessiert sie eben so wenig wie "Jurassic Park". Juliette bekommt regelmäßig Angebote aus Hollywood - und lehnt diese meist ab. Es kann aber schon einmal vorkommen, dass sie sich bei einem Regisseur meldet. Es ist keiner bekannt, der auf das Privileg verzichtet hätte, mit ihr zu drehen.
Jean-François Martin/Ricore Text
Juliette Binoche stellt in Venedig 2006 "Quelques jours en Septembre" vor
So eigensinnig wie bei der Auswahl ihrer Rollen zeigt sie sich auch privat. Vier Heiratsanträge werden ihr gemacht. Auf keinen hat sie je geantwortet. Mit dem Schauspieler Benoît Magimel ("Die Klavierspielerin") hat sie eine gemeinsame Tochter, Hannah. Mit dem Tauchlehrer André Hallé einen Sohn, Raphael. Die Schauspielerin fährt ein Familienauto, mag Hörbücher von Sartre und Jean-Pierre Foucault und nennt den Esoterikbestseller "Die Antwort der Engel" ihre Lieblingslektüre. Die Frage, ob sie ein Star sei, bejaht sie. Allerdings schränkt sie ein, dass sie den Begriff so verstehe, dass sie den Zuschauern Licht spenden und den Weg weisen wolle.
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Juliette Binoche kuschelt sich an den roten Ballon
Sie entdeckt die Welt lieber im Urlaub, als bei Dreharbeiten. Über einen Besuch Irans sagt sie: "Das war sicherlich erfüllender, als einen bedeutungslosen Film zu drehen." Die Aktrice kann sich mittlerweile vieles erlauben. 1995 bis 2000 wirbt sie für ein Parfum. 2007 lässt sich die 43-Jährige vom Playboy fotografieren. Einige der Plakate zu ihren Kinofilmen entwirft sie selbst, so etwa "Die Liebenden von Pont-Neuf" und "Country of My Skull". Juliette Binoche folgt ihrem Instinkt. Regisseur André Téchiné sagte einmal über sie, sie habe die Füße im Schlamm und den Kopf in den Sternen. Ob er ihren Eigensinn meint, die Spektrum ihrer darstellerischen Möglichkeiten, oder ihre Verträumtheit - wir geben ihm Recht.
erschienen am 24. März 2008
Zum Thema
Die Karriere von Juliette Binoche war stets eine Gratwanderung zwischen großen amerikanischen Produktionen ("Der englische Patient") und europäischen Arthousefilmen ("Drei Farben: Blau"). Bekannt ist der französische Star auch dafür, in den letzten Jahren immer wieder lukrative Angebote aus Hollywood auszuschlagen. Zwei Mal gab sie Steven Spielberg einen Korb: Bei "Jurassic Park" und "Schindlers Liste".
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