Warner Bros. Pictures
Til Schweiger in "Keinohrhasen"
Til Schweiger: Mantafahrer wird Star
Starfeature: Pornos ja, Nazis nein!
Til Schweiger ist ein Mann mit Entschlusskraft. Als sein Film "Keinohrhasen" nicht für den Deutschen Filmpreis 2008 nominiert wird, tritt er kurzerhand aus der Deutschen Filmakademie aus. Selten hat eine Nichtberücksichtigung bei dem Filmpreis für so viel Publicity gesorgt. Schweigers Wiedereintritt findet ein wesentlich geringeres Presseecho. Es ist nicht das erste Mal, dass der Schauspieler die Öffentlichkeit mit einer Kehrtwende überrascht.
erschienen am 12. 04. 2008
Timo Buschkämper/Ricore Text
Til Schweiger macht sich Gedanken über den Umgang mit Behinderten
Der Seriendarsteller von einst arbeitet längst auch als Regisseur und Produzent. Der Schwarm vieler Frauen fühlt sich zudem auch in seiner Rolle als vierfacher Familienvater wohl. Regisseure wollen ihn als Actiondarsteller, der Regisseur Schweiger besetzt Til gerne in rührigen Komödien. Der ein oder andere Kassenflop hat seiner Karriere nicht geschadet. Neuorientierungen und Imagewechsel gehören zu seiner Biographie.

Die beginnt nach dem Abitur mit einem Germanistikstudium. Der junge Mann will wie seine Eltern Lehrer werden. Nach zwei Jahren wechselt er den Studiengang und versucht es drei Semester lang mit Medizin. Auch dieses Studium bricht er ab. Til Schweiger scheint orientierungslos. Am Kölner Theater "Der Keller" nimmt man ihn 1986 als Schauspielschüler auf. In dieser Zeit muss er sich als Discjockey oder Aushilfskellner die Nächte um die Ohren schlagen oder im Supermarkt Regale einräumen. Wie es dem nuschelnden Spätstarter aus Hessen trotzdem gelang, 1989 die staatliche Schauspielprüfung zu bestehen, bleibt sein Geheimnis.
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Til Schweiger mit Johanna Wokalek in "Barfuss" auf der Flucht.
Er war jung und brauchte das Geld
Über seine Anfänge beim Film wurde viel gesprochen. Wie die Schauspielkollegen Heiner Lauterbach und Sylvester Stallone verdient er sein Geld zunächst als Synchronsprecher für Pornofilme. Vielleicht wäre es dabei geblieben, hätte Schweiger in Horst Scheel nicht seinen Mentor gefunden. Von ihm bekommt er Rollen in der Vorabendserie "Lindenstraße" (1990-1992) und Sönke Wortmanns Erfolgskomödie "Der bewegte Mann" (1994). Til Schweiger, der zu dieser Zeit mit dem Max-Ophüls-Preis als bester deutscher Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet wird, hat sein Image als Macho weg.
Joe & Max
In dieser Situation gelingt ihm sein erster und vielleicht entscheidender Coup: er gründet seine eigene Produktionsfirma. Die benennt er nach einer Figur aus Quentin Tarantinos Spielfilmdebüt "Reservoir Dogs - Wilde Hunde" (1991) Mr. Brown Entertainment. Mit ihr beweist das Schauspieltalent, dass weit mehr als ein etwas dümmlicher Frauenschwarm in ihm steckt, zu dem man ihn bisher gemacht hat. Dem geschickten Geschäftsmann gelingen mit einfühlsamen Komödien nationale Kinoerfolge. Schließlich wird sogar Hollywood auf ihn aufmerksam. Wieder feilt Til Schweiger erfolgreich an seinem neuen Image.

Obwohl mit 178 cm nicht gerade riesig, wird Til als Bösewicht entdeckt. Gleich zweimal besetzt man ihn als Auftragskiller, zunächst 1997 in "Replacement Killers - Die Ersatzkiller" und 2003 nochmals in "Lara Croft Tomb Raider - Die Wiege des Lebens". Ob als Rennfahrer oder als Boxlegende Max Schmeling, das internationale Publikum lernt den Deutschen als Actionheld kennen. Als man ihn als Nazi in Steven Spielbergs "Der Soldat James Ryan" besetzen will, lehnt er 1998 dankend ab. Nazis, Kinderschänder und Vergewaltiger mag er nicht spielen.
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Der Bambi für "Barfuss" gebürt ihm fast allein. Er ist Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller.
Zu feinfühlig für Hollywood
Im Interview mit Filmreporter.de gibt der Mann, den seine vier Kinder Tilli nennen, zu, im Kino gerne zu weinen. Kein Wunder also, dass das stilisierte Sensibelchen Hollywood den Rücken kehrt und 2004 mit seiner Familie nach Deutschland zurückkehrt. Gut, dass es da noch die Produktionsfirma Mr. Brown Entertainment gibt. Mit ihrer Hilfe gelingt dem Ausnahmedarsteller seine vorerst letzte Metamorphose: Til Schweiger wird zum Autorenfilmer.

Bei seinen jüngsten Projekten behält er vom Drehbuch über die Regie bis zu Produktion und Schnitt die wichtigsten Fäden in der Hand. Der Erfolg gibt ihm Recht. 2005 wird "Barfuss", eine krude Geschichte um die anhängliche Liebe einer Psychiatrieinsassin, mit dem Medienpreis Bambi ausgezeichnet. Im selben Jahr trennt sich Schweiger von seiner Ehefrau, dem ehemaligen Model Dana Carlson.
Warner
Keinohrhasen
Familienmensch und Komödiant
Auch nach der Trennung bleiben Dana und Til verheiratet. Der erfolgreiche Vater, der inzwischen überwiegend in Berlin lebt, pendelt regelmäßig in die Hansestadt, um seine Kinder zu sehen. 2007 stehen Valentin Florian, Luna Marie, Lilli Camille und Emma Tiger mit Tilli für "Keinohrhasen" gemeinsam vor der Kamera. Sicher nicht nur deswegen nennt er die Komödie das Beste, was er bislang geschaffen hat. Am Drehbuch der Fortsetzung wird schon geschrieben. Til Schweiger, dessen zweiter Taufname Valentin an den großen deutschen Humoristen erinnert, hat sich offenbar der Komödie verschrieben. Eine Fortsetzung seines Kinoerstlings "Manta, Manta" in der Besetzung von 1991 ist ein stiller Wunsch. Irgendwann wird er Produzent Bernd Eichinger davon überzeugen, dass auch das Publikum sich das Comeback wünscht.
erschienen am 12. April 2008
Zum Thema
Im Jahre 1994 gelingt Til Schweiger in Sönke Wortmanns "Der bewegte Mann" der Durchbruch. Die Rolle des notorischen Fremdgängers Alex verkörperte Schweiger mit nonchalanter Frische und Geradlinigkeit. Seit der erfolgreichen Komödie gilt der Freiburger Mime mit der nuschelnden Aussprache als einer der sympathischsten deutschen Schauspieler. Zwei Jahre später konnte Schweiger mit "Knockin' on Heaven's Door" nicht nur als sterbenskranker Pseudogangster glänzen, ihm gelang in seinem ersten Projekt..
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