Kinowelt Filmverleih
Eddie Murphy in "Mensch, Dave!"
Polizistensohn wird Beverly Hills Cop
Starfeature: Geliebtes Großmaul: Eddie Murphy
Eddie Murphy ist die Verkörperung des amerikanischen Traums. Seit einem Vierteljahrhundert unterhält der respektlose Afroamerikaner mit dem rasanten Sprechtempo seine Fans. Aus kleinsten Verhältnissen im New Yorker Stadtteil Brooklyn stammend, kassiert er 1984 für seinen dritten Film bereits eine Million Dollar Gage. Selbst Flops an der Kinokasse steckt Murphy locker weg. Obwohl seine neueste Komödie "Mensch, Dave!" in den USA nur etwa zehn Prozent ihrer Produktionskosten eingespielt hat, rangiert den 47-jährigen auf Platz drei der bestbezahlten männlichen Hollywood-Stars!
erschienen am 23. 08. 2008
Kinowelt
Mensch, Dave!
Quirliger Strassenjunge mit Humor
Die Filmkarriere von Eddie Murphy wäre undenkbar ohne seine Anfänge beim Fernsehen. Bereits als 19-jähriger stößt er 1980 zum Ensemble der legendären Comedy-Show "Saturday Night Live". Mit frechen Parodien auf schwarze Musikstars wie Michael Jackson, Stevie Wonder oder James Brown macht er auf sich aufmerksam. Beim Publikum kommt seine freche Art an. Auch die Produzenten werden auf Murphy aufmerksam. Andere afroamerikanische Komiker sind zu jener Zeit bereits gut im Geschäft. Richard Pryor zum Beispiel oder Bill Cosby, zeitweise der beliebteste Familienunterhalter Amerikas. Doch Eddie Murphy ist anders: Jünger, aggressiver, ein Junge von der Straße mit quirlig-rauem Humor. 1982 darf der Stand-Up-Komiker beweisen, dass er sich auch vor der Filmkamera zu behaupten weiß. In der Actionkomödie "Nur 48 Stunden" spielt er einen Gangster, der für 48 Stunden aus dem Gefängnis geholt wird um bei der Jagd nach seinem einstigen Komplizen mitzuhelfen. Murphy wirkt in der Rolle des Knastbruders und Großmauls derart überzeugend, dass er 1983 als bester Nachwuchsdarsteller für den Golden Globe nominiert wird.
Paramount Pictures
Beverly Hills Cop - Ich lös' den Fall auf jeden Fall
Durchbruch mit "Beverly Hills Cop"
Kleine Gauner und am Rande der Legalität agierende Polizisten sind in den 1980er Jahren Eddie Murphys häufigste Rollen. Meist bewegen sich die mit ihm produzierten Actionfilme auf der Schwelle zwischen Krimihandlung und purem Nonsens. Mit der Komödie "Die Glücksritter" dreht er 1983 ein modernes Märchen für Erwachsene. Wieder spielt Murphy einen kleinen Straßengangster. Vorübergehend gelingt der von ihm verkörperten Figur ein sagenhafter Aufstieg zum Börsenspekulanten und Mitglied der oberen Zehntausend. Ganz anders gelagert ist hingegen ein Film, der sich 1984 zum größten Kassenerfolg und Dauerbrenner in der Karriere des Schauspielers entwickelt: "Beverly Hills Cop". Murphy spielt darin den Polizisten aus der Gosse, Alex Foley, der ins sonnige Kalifornien reist und dort im mondänen Beverly Hills mit unorthodoxen Methoden den Mord an seinem Kumpel aufklärt. Längst ist Murphys Darstellungsstil, sein Gegenüber in den jeweiligen Filmszenen schwindlig zu reden, zum Kult geworden. Mit 316 Millionen Dollar weltweitem Einspielergebnis bricht "Beverly Hills Cop" sämtliche Rekorde. Murphy ist nun ganz oben, hält Einzug in die Liga der höchstdotierten Hollywood-Stars. Die Rolle begleitet den Schauspieler auch in den folgenden Jahren: Animiert vom Kassenerfolg des ersten Films dreht er 1987 und 1994 zwei Fortsetzungen der Actionkomödie. Oberflächlich betrachtet, hat die Produktion sogar einen biografischen Bezug zu Murphys eigenem Leben: Sein Vater ist ebenfalls Polizist und fällt eines Tages einem Mord zum Opfer. Eddie ist damals gerade acht Jahre alt.
Warner Bros. Pictures
Eddie Murphy
Auf den Spuren berühmter Vorbilder
Mit der überdrehten Komödie "Der Prinz aus Zamunda" geht Publikumsliebling Murphy 1988 auch unter die Drehbuchautoren. Zugleich ist seine Darstellung eines afrikanischen Prinzen, der in New York auf Brautschau geht, ein Rückgriff auf Murphys satirische Anfänge als Komiker. Anfang der 1990er Jahre gerät die Karriere des Schauspielers jedoch ins Stocken. Fortsetzungen und Remakes früherer Kinoerfolge wie "Beverly Hills Cop 3" oder "Und wieder 48 Stunden" treffen nicht mehr den Geschmack des Publikums. Es scheint, als habe sich Eddie Murphys Darstellungsstil überlebt. Seine Auswahl von Filmstoffen scheint nicht mehr zu funktionieren. Die 1996 entstandene Komödie "Der verrückte Professor" bringt die Wende. Murphy schöpft nun alle Möglichkeiten aus, zwei von ihm bewunderten Komödianten nachzueifern: Jerry Lewis und Peter Sellers. Mit Lewis verbinden ihn der Hang zu Grimassen und die chaotisch anmutende Spielweise. An Peter Sellers schätzt Murphy dessen Fähigkeit, in ein und demselben Film gleich mehreren Figuren völlig unterschiedliche Gesichter zu geben. In "Der verrückte Professor", einem Remake der Jerry Lewis-Komödie von 1963, greift er die Erfolgsrezepte seiner beiden Vorbilder auf: Murphy spielt einen stark in die Breite gegangenen Wissenschaftler, der durch ein von ihm entwickeltes Schlankheitsmittel rapide an Körpergewicht verliert. Doch mit dem neuen Körpergefühl nimmt sein Charakter unsympathische Züge an. Aus dem dicklich-gutmütigen Professor wird ein wüster Schürzenjäger namens Buddy Love. Murphy begnügt sich bei dieser Produktion nicht allein mit der Doppelrolle des Wissenschaftlers und Casanovas. Darüber hinaus spielt er noch fünf weitere Rollen, darunter vier Verwandte des kauzigen Titelhelden.
Kinowelt Filmverleih
Mensch, Dave!
Ungemach von der Kritikern
Auch "Dr. Dolittle", ein Remake des gleichnamigen Filmmusicals mit Rex Harrison, erweist sich als tragfähiges Star-Vehikel für Eddie Murphy. Die Rolle eines Arztes, der mit Tieren sprechen kann und deshalb von einer Reihe animalischer Patienten konsultiert wird, scheint ihm auf den Leib geschrieben. Einmal mehr kann Murphy hier seinen reichen Fundus an mimischen und gestischen Mitteln zur Geltung bringen. Mit 261 Millionen Dollar weltweitem Einspielergebnis wird "Dr. Dolittle" 1998 zum Kassenschlager. Doch die Kritiker sind dem gefeierten Improvisationstalent Murphy inzwischen weniger gewogen als in früheren Jahren: Zu kindisch seien seine Filme, Murphy gefalle sich in der Rolle des ewigen Faxenmachers, so das Urteil vieler Journalisten. Unbeeindruckt von derlei Unkenrufen folgt der Schauspieler mit "Familie Klumps und der verrückte Professor" (2000) oder "Dr. Dolittle 2" (2001) auch weiterhin seiner kommerziell bewährten Linie. Der Titel eines Murphy-Films von 2003 bringt das Image des Komikers auf den Punkt: "Der Kindergarten Daddy".
Kinowelt Filmverleih
Eddie Murphy in "Mensch, Dave!"
Höchste Weihen Hollywoods
Die Ambivalenz, mit der Eddie Murphys Arbeit von Filmbranche und Fachpresse aufgenommen wird, beweist ein Blick auf seine Auszeichnungen: Viermal wird ihm der Anti-Oscar Goldene Himbeere in den Kategorien "Schlechtester Schauspieler" oder "Schlechtester Drehbuchautor" zugesprochen. Allein drei Goldene Himbeeren kassiert Murphy Anfang 2008 für seine Komödie "Norbit", in der er einen unglücklich verliebten Außenseiter samt nervigem Anhang darstellt. Dass Murphy durchaus das Zeug hat, auch jenseits seines Kasper-Images zu überzeugen, zeigt das Melodram "Dreamgirls" aus dem Jahr 2006: Murphy spielt darin die Showgröße James "Thunder" Early, in deren Windschatten eine Gruppe junger Sängerinnen Starruhm erlangt. Der im afroamerikanischen Milieu angesiedelte Film gibt Murphy nicht nur Gelegenheit, einen vorsichtigen Schritt in Richtung Charakterfach zu wagen. Mit einer Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller sowie einem Golden Globe werden dem Schauspieler auch erstmals die höchsten Weihen Hollywoods zuteil. Dass der aufgedrehte Eddie in naher Zukunft als ernster Charakterdarsteller neu zu entdecken sein könnte, darf jedoch bezweifelt werden. Ein Blick auf seine neue Komödie "Mensch, Dave!" verheißt eher das Gegenteil: Im Mittelpunkt steht eine Gruppe Außerirdischer, deren Planet dem Untergang geweiht ist. Mit einem Raumschiff startet die Delegation Richtung Erde, um dort einen geheimnisvollen Stein zur Rettung ihres Planeten aufzuspüren. Murphy stellt nicht nur den Chef der Crew dar, sondern auch das in Menschengestalt daherkommende Raumschiff namens Dave. Man ahnt: Auch in Zukunft wird Eddie Murphy von seinem berühmt-berüchtigten Brachialhumor wohl nicht lassen.
erschienen am 23. August 2008
Zum Thema
Seinen Start ins Showbusiness hat Eddie Murphy bereits mit 19 Jahren als Stand-Up-Komiker in der Fernsehreihe "Saturday Night Live". Anfang der 1980er Jahre erhält der quirlige Selbstdarsteller erste Filmrollen. Meist spielt er kleine Ganoven und Straßenjungen mit frechem Mundwerk. Die Rolle des Polizisten Alex Foley in der Actionkomödie "Beverly Hills Cop - Ich lös' den Fall auf jeden Fall" verhilft ihm 1984 zum Durchbruch. Mitte der 1990er Jahre verlegt sich der Afroamerikaner auf schrille..
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