TOBIS Film
John Malkovich in "Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?"
Multitalent John Malkovich
Starfeature: Restaurantbesitzer Onkel Kimono
Für Amerikaner ist John Malkovich ein großer Charakterdarsteller und auch in Europa hat er Kultstatus. Und das, obwohl der Schauspieler, Produzent und Regisseur auch viele mit seinen schrägen Statements schockt. Er mag keine Journalisten, genau genommen hasst er den britischen Journalisten Robert Fisk von The Independent. Er spricht nicht gerne über das, was er gerade macht und wurde bereits für sein Schauspieldebüt 1984 für den Oscar nominiert. Die erste Lektion die er von seinem Schauspiel-Lehrer gelernt hat ist, nicht langweilig zu sein. Kenner seiner Filme wissen, dass sich John Malkovich das definitiv zu Herzen genommen hat.
erschienen am 27. 09. 2008
Berlinale
Gardens of the night
Lächerliche Summen für Andere
John Malkovich ist sich offensichtlich selbst in Bezug auf seine Profession und Passion als Schauspieler am wenigsten sicher. Bevor er sich für das Film-Business entscheidet, versucht er sich als Schulbus-Fahrer und Maler. Oft habe er sich gefragt, wie es sei, wenn er nicht Schauspieler geworden wäre. Es hätte durchaus seine guten Seiten: "Wohlgemerkt ist es ein großartiges Leben, umherzugehen und vorzutäuschen, jemand anderer zu sein und lächerliche Summen Geld dafür zu bekommen", argumentiert Malkovich schlagkräftig. Nachdem er ein Semester Ökologie auf der Universität in Chicago, Illinois studiert, wechselt er auf das Hauptfach Theater und legt so den Grundstein für seinen zukünftigen Beruf. So beginnt sein beruflicher Werdegang im Steppenwolf Theater, dem er 1976 beitritt. Mit Sam Shepards "True West" schafft er den Sprung nach New York. Dort tritt er kurze Zeit später mit Dustin Hoffman in "Death of a Salesman" am Broadway auf. 1984 gibt er sein Kino-Debüt mit Robert Bentons "Ein Platz im Herzen". Dafür erhält er eine Oscar-Nomination als bester Nebendarsteller. Bereits 1988 spielt Malkovich neben Michelle Pfeiffer in Stephen Frears' "Gefährliche Liebschaften". Übrigens trägt er darin dasselbe Kostüm, das er später im Musikvideo mit Annie Lennox zu "Walking On Broken Glass" trägt. Nach Abschluss der Dreharbeiten trifft er sich privat mit Michelle Pfeiffer. Gerüchten zu Folge sei sie der Grund für seine Scheidung von Glenne Headly, mit der er von 1982 bis 1988 verheiratet war. Im selbigen Jahr und nach sieben Jahre als Schauspieler steigt er in die Filmproduktion ein. Er fungiert zum ersten Mal als ausführender Produzent bei "Die Reisen des Mr. Leary".
Warner Home Video
John Malkovich
Vom Designer zum Restaurantbesitzer
Neben dem Filmbusiness ist Malkovich stets auch anderweitig aktiv. Er entwirft eine eigene Kleiderkollektion namens Uncle Kimono, die er über eine Internethomepage vertreibt. Das nimmt Howard Brull 2005 zum Anlass, den Dokumentarfilm "John Malkovich: Flipping Uncle Kimono" über Malkovich zu drehen. Die Modeskizzen entwirft er selbst mit der Hand. Gelegentlich passiert es so manchem Journalisten, dass er während eines Interviews an seinen Zeichnungen herum kritzelt. Er selbst trägt selten Sachen aus der eigenen Kollektion. Er besitzt nicht viele Stücke, weil er es sich nicht leisten könne. Der Filmemacher besitzt allerdings ein In-Lokal in Lissabon, das Bica do Sapato. Dort gibt es regionale Küche und eine reizende Kulisse, das Restaurant schmückt sich im 1970er-Jahre-Retro-Schick. Seine Liebe zu Portugal entwickelt sich während den Dreharbeiten zu "Ich geh' nach Hause". Er besitzt hier auch ein Anwesen. Zwölf Jahre seines Lebens wohnt der gebürtige Amerikaner in Frankreich. Kein Wunder, dass er fließend Französisch spricht. Er arbeitete zehn Jahre in einem Theater im Süden. Seit er mit Nicoletta Peyran zwei Kinder hat - Tochter Amandine und Sohn Lorwy, spielt er nur noch selten auf der Bühne. Er erträgt es nicht, sie über Monate nicht zu sehen. Manchmal wünschte er sich, er hätte das von ihm mitgegründete Steppenwolf Theater nie verlassen, grübelt der Schauspieler in einem Interview. Das ist keine gute Idee, denn sonst wäre es nie zu einem Werk, das viele Zuseher verblüfft hat.
Arsenal Filmverleih
Klimt
Im Körper von John Malkovich
"Being John Malkovich" ist ein Tribut an den Regisseur John Malkovich. Die Widmung beruht auf seiner Vorliebe für Independent Filme und dem Ruf als interessantester Schauspieler Hollywoods. John Cusack spielt die Hauptrolle. Das Drama eröffnet dem Zuseher wortwörtlich eine neue Perspektive über oder besser von John Malkovich. Cusack spielt darin einen talentierten aber bislang erfolglosen Puppenspieler, der ein mysteriöses Tor zu Malkovichs Gehirn findet. So können sie für ein paar Minuten die Welt durch seine Augen betrachten, bevor sie irgendwo an einer Autobahn wieder ausgeworfen werden. Seine Freundin ist begeistert von den Erlebnissen. Unglücklicherweise verlieben sie sich Beide durch John Malkovich in dieselbe Frau. Rund 750.000 Zuschauer sehen das Drama in den französischen Kinos. In Summe bekommt es über 40 Auszeichnungen, auch Regisseur Spike Jonze, Drehbuchautor Charlie Kaufman und Darsteller John Malkovich selbst sowie Catherine Keener werden geehrt. Eigentlich will Malkovich zu Anfangs gar nicht mitspielen. Obwohl er das Skript liebt, sind seine Produktions-Crew und er der Meinung, dass jemand anderer besser für die Rolle geeignet sei. Nach einigen Jahren ist Malkovichs Widerstand gebrochen und er nimmt die Rolle an. Eine gute Entscheidung, denn die Darstellung seiner Selbst hat ihn auf Platz 90 der besten Film-Charaktere bei den Top 100 des Premiere Magazins gebracht. Vermutlich ist ihm das nicht so wichtig. Er kümmert sich nicht darum, ob seine Filme im Kino ein Erfolg sind oder nicht - das behauptet er jedenfalls. Er schaut seine eigenen Werke meist sowieso nicht an. Wenn sie beim Publikum ankommen, denkt er sich nur: "Wieder ein weiterer Fehlschlag. Misserfolge sind ein natürlicher Teil des Lebens". Dies äußert er in einem Interview mit dem britischen Ovserver.
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Szene aus "Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?"
Was die Leute denken...
Die Flexibilität der Darstellung seiner Charaktere und seine vielseitige Begabung im Filmbusiness verschaffen ihm Anerkennung. Als Regisseur feiert er 2002 sein Debüt mit "Der Obrist und die Tänzerin", danach folgt der Kurzfilm "Hideous Man", bei dem er auch das Drehbuch verfasst. Bei mehr als zehn weiteren Filmen fungiert er als Produzent. Seine Wandelbarkeit als Schauspieler ist verblüffend. Gerne spielt er auch den Bösen. Überraschenderweise ist er Befürworter der Todesstrafe. So hat er eine Champagner-Party veranstaltet, als 1994 der Serienkiller John Wayne Gacy getötet wird. Der ehemalige Kollege William Hootkins im TV-Film "Tolldreiste" meint, er sei so rechts, dass man glaubt er würde scherzen. Auch das wird Malkovich egal sein. "Es kümmert mich nicht, was andere Leute denken. Ich glaube nicht, dass es von Bedeutung ist", so in dem zitierten Interview mit dem Observer. Zumindest scheint er sich sicher zu sein, wem er sich anvertraut: Er hat mehr weibliche Freunde als männliche. Was er an ihnen mag? Sie sind meistens geistig stärker, bessere Zuhörer und imstande mehr Dinge zu überstehen. Bei mehr als 60 Filme hat er als Produzent, Regisseur oder Schauspieler mitgewirkt.
erschienen am 27. September 2008
Zum Thema
John Malkovich ist Sohn eines Jugoslawen und einer Mutter mit schottischen, französischen und deutschen Wurzeln. Er wird im Laufe seiner Karriere zu einem der vielseitigsten US-amerikanischen Bühnen- und Filmschauspieler. Nach dem Studium an der Sam Shepard, und Tennessee Williams' "Endstation Sehnsucht" zu sehen. Als Theaterregisseur fungiert Malkovich in der viel beachteten Inszenierung von Lanford Wilsons "Balm in Gilead". Sein Dustin Hoffmans in Arthur Millers "Der Tod eines..
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