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Billy Bob Thornton in "The Astronaut Farmer"
Billy Bob Thornton - Hollywoods böser Junge!
Starfeature: Unkorrekt aus Leidenschaft
Billy Bob Thornton mag keine Überraschungen, ist jedoch selbst immer für welche gut. Seinen Namen verbindet man mit der schönen Angelina Jolie. Ihre rasante und kurzlebige Ehe sorgte für Aufsehen. Doch der Hollywood-Schauspieler mit dem markanten Aussehen und dem extravaganten Filmgeschmack hat mehr zu bieten, als platte Boulevard-Schlagzeilen. Ob als Sänger, Regisseur oder Schauspieler, der Amerikaner entzieht sich gängigen Denkschemas. Vor der Kamera ist er Außenseiter, Geisteskranker und exzentrischer Träumer. Als Person geht er den Weg eines Freidenkers.
erschienen am 4. 10. 2008
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Billy Bob Thornton ("The Astronaut Farmer")
Billy Bob Thornton ist ein Spätstarter. In seiner Kindheit träumt er nicht von der Hollywood-Karriere. Viel lieber wäre er ein harter Rock'n'roll-Star. Dennoch entscheidet er in den 1980er Jahren spontan nach Los Angeles zu ziehen, um dort eine Karriere im Filmgeschäft zu starten. Zu dieser Zeit ist Billy Bob bereits in seinen 30er Jahren. Kurz davor hat er sein Psychologiestudium nach nur zwei Semestern abgebrochen. Auch die Baseball-Karriere ist nach einer schweren Verletzung ruiniert. Die Arbeit im Straßenbau zu monoton für den kreativen Kopf. In den ersten Jahren in Los Angeles muss er viele Gelegenheitsjobs annehmen, um sich über Wasser zu halten. Kellner in Fast-Food-Restaurants, Telemarketing-Agent - die klassischen Stationen einer frühen Hollywood-Karriere. Genugtuung sind kleine Rolle, wie in der CBS-Serie "Küß' mich, John", doch die Popularität verhallt schnell wieder.
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Billy Bob Thornton verbringt Weihnachten mit waschen und einigen Gläsern Sekt!
Ein glücklicher Zufall bringt die lang erhoffte Wendung. Auf einem Filmevent, wo Billy Bon Thornton als Bedienung arbeitet, kommt er ins Gespräch mit Regisseur-Legende Billy Wilder. Letzterer rät ihm, sich auf das Drehbuchschreiben zu konzentrieren. Der selbst produzierte Independent-Film "Sling Blade - Auf Messers Schneide" ist der Auftakt zu einer Erfolgsstory. Thornton verfasst und inszeniert die Geschichte des debilen Karl Childers, der nach 25 Jahren aus einer Nervenanstalt entlassen wird. Mit zwölf hat der geistig verwirrte Patient die eigene Mutter und deren Liebhaber ermordet. Billy Bob Thornton spielt auch die Hauptrolle. Die düstere Story überzeugt die Kritiker und der frisch gebackene Star bekommt den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch.
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Billy Bob Thornton in "Monster's Ball"
In Oliver Stones "U-Turn - Tödliche Wendung" kann er sein Schauspieltalent unter Beweis stellen. 1999 wird er für den Oscar als bester Nebendarsteller in Sam Raimis "Ein einfacher Plan" nominiert. Der berufliche Erfolg geht mit dem Liebesglück einher. Im Jahr 2000 heiratet er Angelina Jolie. Das konservative Amerika ist über einen makabren Liebesbeweis des Paares entrüstet. Bei der Hochzeit tragen die Verliebten Amulette mit dem Blut des Partners um den Hals. Die Schöne und der Rebelle - die Adoption des kleinen Maddox aus Kambodscha macht die kleine Familie komplett. Seinem Rockstar-Image treu, lässt er sich die Namen seiner drei Kinder und seiner Frau Angelina tätowieren. Ewig soll ihre Liebe andauern. Doch das moderne Märchen ist nach drei Jahren zu Ende. 2003 geben die Hollywood-Stars ihre Trennung bekannt. Es ist Billy Bob Thorntons fünfte, und wenn man seinen Worten glauben kann, auch letzte Ehe. "Bei mir funktioniert sie nicht", scherzt er 2004 in einem Interview.
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All die schönen Pferde - All the Pretty Horses
Hollywoods Maschinerie meidet er genauso wie die Heirat. "Ich liebe es, vor der Kamera zu stehen, aber ich bin nicht besonders angetan von dem Hollywood-System. Die Tatsache, dass sie mich so nett akzeptieren, schockiert mich. Denn ich mache nichts anderes, als ihnen den Stinkefinger zu zeigen". Nach "All die schönen Pferde - All the Pretty Horses" aus dem Jahr 2000 will Billy Bob Thornton nicht mehr als Regisseur arbeiten. Auf Drängen der Produzenten musste er nahezu eine Stunde aus dem fertigen Film schneiden. Er hält sein Versprechen. 2001 kommt zwar noch seine Regiearbeit "Daddy and them - Durchgeknallt in Arkansas" in die Kinos. Die Komödie wurde jedoch früher gedreht. Wegen Verzögerungen von Seiten des Studios erscheint sie später als Thorntons letzte Regiearbeit. Schauspielerisch kann er sich allerdings austoben. In "Monster's Ball" spielt er den Henker und Rassisten Hank Grotowski. Die Rolle des verbitterten und einsamen Mannes bringt erneut seine Kunst zum Vorschein, komplexe Charaktere mit beeindruckender Tiefe zu präsentieren. Sicherlich um diesen ernsten Image zu untermauern, verpflichtet er sich in den kommenden Jahren für drei Komödien. Zum zweiten Mal in seiner Karriere arbeitet er mit den Coen-Brüdern zusammen. Für die Rolle in ihrem Drama "The Man Who Wasn't There" sagt er ohne das Drehbuch gelesen zu haben zu. In einem Interview betont er das uneingeschränkte Vertrauen in das Regieduo. Die Komödie "Ein (un)möglicher Härtefall" bringt die drei Exzentriker zwei Jahre später erneut zusammen. Nach der Rolle des exzentrischen texanischen Ölmilliardärs schlüpft er in die Haut des amerikanisches Präsidenten in "Tatsächlich ... Liebe".
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Billy Bob Thornton als Astronaut
Um sein Böser-Bube-Image zu festigen, spielt er einen verkaterten und depressiven Weihnachtsmann. Die bitterböse Variation des Märchens um den guten, weißbärtigen Mann wird von einigen als Skandalfilm gehandelt, an den Kassen wird sie jedoch zu einem Erfolg. Im Interview mit Filmreporter.de zeigt er sich von einer ungeahnt zarten Seite: "Ich war eins von diesen Kindern, die viel zu lange an Santa Claus glauben, ich war elf oder zwölf, und sogar da verleugnete ich die Wahrheit, die die Kids in der Schule mir dauernd eintrichterten". 2004 kommt sein viertes Kind zur Welt. Den Namen der Mutter lässt er wieder mit Tinte auf seiner Haut verewigen. Billy Bob Thornton ist ganz anderes, als die Charaktere in seinen Filmen. Weihnachten feiert er mit seinen Kindern und wäscht seine Wäsche. Er ist mit seiner Ex-Frau Angelina Jolie immer noch gut befreundet.
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Billy Bob Thornton in "Monster's Ball"
Seine Zwangsvorstellungen teilt der Schauspieler mit seinen Figuren. Dwight Yoakam aus "Sling Blade - Auf Messers Schneide" hat eine Phobie vor antiken Möbeln. Eine pathologische Angst, die Billy Bob nicht fremd ist. Hank Grotowski aus "Monster's Ball" isst sein Mittag mit Plastikgeschirr, denn Silber löst Panikattacken in ihm aus. "Ich mag einfach keine alten Sachen. Ich drehe dabei durch und ich habe keine Erklärung dafür. Ich habe Angst vor französischen Antiquitäten. Die üppigen Stühle mit Samtbezug im Stil von Louis XIV machen mir Angst", bekennt sich Thornton 2004 zu seinen Phobien. Seine Worte charakterisieren den exzentrischen Charme des Schauspielers, der keine Angst hat, mit seiner Rollenauswahl oder Vorlieben bizarr zu wirken. Deswegen nimmt man ihn auch die Rolle des Farmers ab, der eine Rakete selbst bauen und ins All fliegen will ("The Astronaut Farmer"). Auch wenn es diesem Werk an filmischer Dramatik fehlt, zieht seine Persönlichkeit die Aufmerksamkeit des Publikums magisch an. So darf man gespannt auf seine nächste Rolle sein. Sicherlich kein Kostümdrama!
erschienen am 4. Oktober 2008
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