Walt Disney
David Carradine in Kill Bill
David Carradine: B-Movies und Charakterrollen
Starfeature: Kung Fu ist gegangen
Zu Lebzeiten war David Carradine ein exzentrischer, aber gleichermaßen respektierter Schauspieler. Die Serie "Kung Fu" machte ihn bekannt. Nach vielen Erfolgen war es lange still um den Darsteller. Erst 2003 gab ihm Quentin Tarantino eine wichtige Rolle. In "Kill Bill" verabschiedete er sich mit einer Paraderolle und kämpfte bis zur letzten Szene. Sein überraschender Tod in der Nacht zum 4. Juni 2009 gibt seiner Familie und den Fans Rätsel auf. Nackt in einem Kleiderschrank hängend, mit Seilen um Hals und Geschlechtsteile, wird der 72-Jährige tot aufgefunden. Carradine war eben exzentrisch bis in den Tod.
erschienen am 26. 06. 2009
Warner Home Video
Kung Fu (1. Staffel)
Denkt man an David Carradine, denkt man auch an die 1970er-Jahre-Serie "Kung Fu". In der Rolle des Kwai Chang Caine kämpfte sich Carradine durch den Wilden Westen. Zwar wurde die Serie nach drei Staffeln eingestellt, in den 1990er Jahren wurde sie neu aufgelegt, Carradine spielte nun den Enkel von Caine. Während seiner Karriere war der Mime in zahlreichen Kampfsportrollen zu sehen, so mit Chuck Norris in "McQuade, der Wolf". Insgesamt brachte er es auf über 220 Film- und Fernsehauftritte. Es blieb nicht bei Rollen in B-Movies. Martin Scorsese castete ihn etwa für "Die Faust der Rebellen" und "Hexenkessel". Für Ingmar Bergman spielte er in "Das Schlangenei".
Walt Disney
David Carradine in Kill Bill
Hollywood in der Familie
Am 8. Dezember 1936 wird John Arthur Carradine in Hollywood geboren. Den Vornamen David nahm er später an, um sich von seinem Vater John Carradine abzugrenzen, selbst ein erfolgreicher Hollywood-Darsteller. Mit seinen zwei Brüdern Keith und Robert trat er 1980 in Walter Hills Western "Long Riders" auf. David hatte die Filmkarriere allerdings nicht von Anfang an angestrebt. Im Grundschulalter entdeckte er zunächst die Malerei. Raumschiffe, Aliens und Pferde hatten es dem Kind besonders angetan. Später widmete er sich der Aktmalerei. Kurze Zeit spielte er auch mit dem Gedanken, Bildhauer zu werden, wie auf seiner offiziellen Website zu lesen ist. Doch die Aussicht, immer in einem Atelier mit kaltem Nordlicht und einem großen Steinblock fest zu sitzen, ließ ihn seine Pläne überdenken. So schrieb er sich am San Francisco State College ein, um Musiktheorie und Komposition zu studieren. Opernkomponist hieß das neue Ziel. Doch er merkte bald, dass er nicht für beengende Klassenräume geschaffen war und schmiss die Uni hin. Während seines zweijährigen Militärdienstes schloss er sich einer Theatergruppe an. Damit waren alle beruflichen Unklarheiten beseitigt, David wurde Schauspieler. Sein erstes bezahltes Engagement hatte er an einem Theater in New Jersey in einer Hamlet-Produktion.
Buena Vista International (Germany)
Kill Bill - Volume 1
Mit zwei Rollen Unsterblich?
Zwei der Figuren, mit denen er im Gedächtnis bleibt, hätte er eigentlich gar nicht spielen sollen. Für den Kwai Chang Caine in der Fernsehserie "Kung Fu" war zunächst Bruce Lee im Gespräch. Der wurde jedoch abgelehnt, weil sein Englisch nicht gut genug war. Dafür bekam Carradine die Rolle, obwohl er kein Kung Fu konnte. Der Kampfsport wurde neben der Malerei und Musik zu seiner dritten Leidenschaft. In der Serie spielt er den Waisen Caine, der von Shaolin-Mönchen großgezogen wurde und von ihnen die Kunst des Kung Fu erlernt hat. Auf der Suche nach seinem Bruder gerät er im Wilden Westen in viele Kämpfe, tritt seinen Gegnern jedoch nie mit Waffen entgegen. Auch Quentin Tarantino hatte für die Figur des Bill in "Kill Bill" eigentlich nicht an Carradine gedacht. Warren Beatty sollte den eiskalten Sadist spielen, der seiner eigenen Braut bei der Hochzeit in den Kopf schießt. Beatty lehnte jedoch ab und soll stattdessen Carradine vorgeschlagen haben.
Walt Disney
Unerwartetes Comeback für David Carradine
Die Rolle war Carradines Comeback. Jahrelang war er nur in B-Movies aufgetreten. Gleichzeitig erwies sich sein Auftritt aber auch als Glücksfall für die Filmgeschichte. Wer hätte diesen Bill, der einerseits das Böse in Person zu sein scheint, sich aber andererseits liebevoll um seine kleine Tochter kümmert, so spielen können? Sein verwittertes Gesicht und die langen grauen Haare gaben der Figur ein markantes Aussehen. Dennoch strahlte er eine ungeheure innere Ruhe aus, die vermutlich von Carradines Jahrzehntelanger Beschäftigung mit der fernöstlichen Philosophie und Kampfkunst herrührt. In seiner Karriere hat Carradine häufig den Bösen gespielt. Dafür hatte er sich eine besondere Herangehensweise erarbeitet, er verlieh den Verbrechern Charisma: "Die halten sich selbst nicht für böse. Also muss die Story zeigen, dass sie böse sind." Auch wenn Bill ein echter Fiesling ist, kann sich der Zuschauer seinem Charme nicht entziehen.
Berlinale 2009
David Carradine in "Absolute Evil"
Selbstmord, Lustunfall, Mord?
Aufgrund der bizarren Todesumstände vermutete die Polizei zunächst Selbstmord. Auch die Tatsache, dass Carradine stets einen geladenen Colt in seiner Schreibtischschublade verwahrte, lässt Vermutungen in diese Richtung zu. Er sagte einmal: "Und jede Nacht habe ich ihn rausgeholt und gedacht, wie es wohl wäre, mir den Kopf wegzublasen." An anderer Stelle erklärte er jedoch, dass dies lediglich eine Meditationsübung gewesen sei. Seine Familie und die Polizei schließen Selbstmord nach einigen Tagen aus, ebenso Mord. Laut Obduktionsbefund soll der Schauspieler bei einer besonderen Form der Selbstbefriedigung durch unglückliche Umstände zu Tode gekommen sein. Carradine bleibt exzentrisch bis in den Tod.
erschienen am 26. Juni 2009
Zum Thema
John Arthur Carradine wurde am 8. Dezember 1936 in Hollywood geboren. Sein Geburtsort war kein Zufall: Die Familie Carradine war stets der Schauspielerei verpflichtet. Es war also nur eine Frage der Zeit bis John Arthur alias David den Weg zum Film finden würde. Berühmt wurde er durch die 1970er-Jahre-Fernsehserie "Kung Fu", in der er den Meister Kwai Chang Caine verkörperte. Mit diesem Charakter wurde er in späteren Jahren stets assoziiert, was andere Rollenangebote allerdings schwierig..
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