Jean-François Martin/Ricore Text
Robert Rodriguez
Gewaltexzesse und Kinderfilme
Starfeature: Filmrebell Robert Rodriguez
Robert Rodriguez' filmisches Schaffen kann man in zwei Kategorien einteilen. Zum einen dreht er kompromisslos gewalttätige Genre-Filme, die ihm eine eingeschworene Fan-Gemeinde bescheren. Auf der anderen Seite finden sich in seinem Werk immer wieder knallbunte, familientaugliche Abenteuer, die vollkommen ohne Blutvergießen auskommen und in erster Linie für Kinder gedacht sind. Wie passt das zusammen?
erschienen am 5. 07. 2010
20th Century Fox
Robert Rodriguez
Zu cineastisch?
Geht es um das Thema Film, entzieht sich Rodriguez seit jeher den Erwartungen. Schon als Kind begeistert sich der Regisseur für das Medium. Seine erste Kamera kriegt der kleine Rotzlöffel mit gerade sieben Jahren von seinem Vater geschenkt. Auf der Schule macht der am 20. Juni 1968 im texanischen San Antonio geborene Nachwuchsfilmer seinen ersten Dreh. Rodriguez soll die Football-Spiele seiner Schulmannschaft aufnehmen. Kurz darauf wird er wieder gefeuert. Der Grund ist seine Kreativität. Anstatt wie erwartet einfach den Spielverlauf zu filmen, fängt er die Reaktionen des Publikums ein, verfolgt die Flugrichtung des Balls. Kurzum: Sein Ansatz ist zu cineastisch.

Auch an der University of Texas werden ihm zunächst Steine in den Weg gelegt. Seine Noten sind zu schlecht, um ein Filmstudium starten zu können. Rodriguez gibt nicht auf und nimmt mit einem auf Video gedrehten Kurzfilm an einem kleinen Festival teil. Weil er mit seiner Arbeit den ersten Platz ergattert, darf er sich als Filmstudent immatrikulieren. Der Grundstein für eine vielversprechende Karriere ist gelegt.
Senator
Planet Terror
Erste Erfolge
Robert dreht weiter fleißig Kurzfilme. Als er mit "Bedhead" auf mehreren Festivals gewinnt, steht für ihn fest: Es ist Zeit für den ersten Spielfilm. 1991 ist es soweit. Während der Sommerferien realisiert Roberto die bleihaltige Actionballade "El Mariachi". Das Budget beträgt gerade mal 7.000 US-Dollar. Auch bei der Finanzierung beschreitet er ungewöhnliche Wege. Etwa 3.000 US-Dollar des Budgets treibt er auf, indem er Medikamente an sich testen lässt. Innerhalb von zwei Wochen ist der Film im Kasten. Allerdings kann er zunächst keinen Verleih von seinem Werk überzeugen. Schließlich findet sich mit Columbia Pictures doch ein Studio, das an sein Projekt glaubt und eine Finanzspritze von 200.000 US-Dollar beisteuert. Das fertige Produkt kommt auf Festivals gut an und gewinnt 1993 in Sundance den Publikumspreis. Rodriguez möchte auch anderen angehenden Filmemachern Mut machen und hält seinen Weg zum Erfolg im Buch "Rebel Without a Crew" fest, dessen Titel eine Anspielung auf "... denn sie wissen nicht, was sie tun" mit James Dean ist. Das passt, spiegelt es doch sowohl Rodriguez' Unangepasstheit als auch seine Liebe zum Film.
Jean-François Martin/Ricore Text
Rose McGowan, Robert Rodriguez
Ein Regisseur, zwei Filmtypen
In "El Mariachi" ist seine Handschrift bereits deutlich zu erkennen. Sowohl "Desperado" (1995) als auch "From Dusk Till Dawn"(1996) und "Planet Terror" (2007) zeichnen sich durch eine wilde Mischung aus brachialer Gewalt und augenzwinkerndem Humor aus. Die Helden seiner Geschichten verfolgen meist moralisch fragwürdige Motive. In "Desperado" ist Antonio Banderas ein von Rache getriebener Gitarrenspieler.

Den blutrünstigen Vampiren aus "From Dusk Till Dawn" setzt er mit seinem Busenfreund Quentin Tarantino und George Clooney zwei Gangster entgegen, die den Monstern in punkto Brutalität und Mordlust nicht nachstehen. In "Sin City" regiert - wie der Titel bereits andeutet - ohnehin die Sünde. Mit "Spy Kids" startet Rodriguez im Jahre 2001 jedoch mit einer Reihe von Kinderfilmen, die nicht wirklich zum Rest seines Schaffens passen. Der Mix aus Humor und Action ist auch hier zu finden, ebenso wie der schnelle, dynamische Inszenierungsstil. Statt amoralischer Anti-Helden stehen hier Kinder im Mittelpunkt. Von Tod und Verderben keine Spur, stattdessen familienfreundliche Unterhaltung mit klaren moralischen Botschaften. Und das von dem Regisseur, der Rose McGowan in "Planet Terror" ein Maschinengewehr als Beinprothese verpasst.
Die Abenteuer von Sharkboy und Lavagirl 3-D (DVD)
Leben für den Film
Wie passt das also zusammen? Mit seinen Kinderfilmen will Rodriguez Geschichten erzählen, die auch für seine vier Söhne und seine Tochter geeignet sind. Familie ist seit Beginn seiner Karriere ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Schon bei "Bedhead" und "El Mariachi" sind Verwandte an der Entstehung der Filme beteiligt. Einige Charaktere in "Spy Kids" sind nach Familienmitgliedern benannt. "Die Abenteuer von Sharkboy und Lavagirl" (2005) basiert auf einer Idee seines Sohnes Racer Rodriguez, der sich mit gerade einmal acht Jahren die Geschichte des Jungen ausdenkt, der von Haien groß gezogen wurde. Rodriguez führt Regie, seine Frau Elizabeth Avellan produziert. Da er zu Hause sein eigenes Studio eingerichtet hat, kann er den Dreh vieler Szenen und insbesondere die Postproduktion daheim erledigen.

Eine klare Trennung zwischen Privatem und Beruflichem scheint es bei ihm nicht zu geben. Bei Rodriguez ist sein ganzes Leben mit dem Filmemachen verbunden. Ganz gleich, ob er in einer heruntergekommenen Vampir-Bar ein Blutbad anrichtet oder von den harmlosen Abenteuern eines Hai-Jungen erzählt.
erschienen am 5. Juli 2010
Zum Thema
Der in Texas geborene Robert Rodriguez ist schon als kleiner Junge derart vom Filmemachen begeistert, dass er seine ganze Zeit damit verbringt. Für sein Debut "El Mariachi" (1992) engagiert er seine Freunde als Schauspieler, die Crew besteht aus ihm alleine und die Kamera ist geliehen. 7.000 Dollar kostet der Film, 3.000 davon verdient er sich durch das Testen von Medikamenten. Der Actionfilm verhilft ihm zum Durchbruch und lässt zur Legende in der Independent-Filmszene werden. In der Folge..
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Christopher Nolans filmisches Labyrinth
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