Constantin Film
Max Riemelt Max Riemelt hat gut lachen bei der Premiere von "Wir sind die Nacht"
Schauspielern leicht gemacht
Starfeature: Ohne Abi: Autodidakt Max Riemelt
Sommerferien 1998: Während die meisten Kinder in den Urlaub gehen, herrscht bei Max Riemelt Winterstimmung. Der Berliner Teenager wurde für die sechsteilige ZDF-Weihnachtsserie "Zwei allein" gecastet. Nach fünf Vorsprechterminen setzt sich der 14-Jährige gegen die Konkurrenz durch und bekommt die Hauptrolle. Damit er in der Schule nichts verpasst, werden die Dreharbeiten auf die Ferien gelegt. Dabei würde ihm die fehlende Schulzeit nicht allzu sehr schaden, denn der Autodidakt bringt sich vieles selbst bei.
erschienen am 25. 11. 2010
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Max Riemelt geht in "Wir sind die Nacht" auf Vampirjagd
Am Anfang war das Märchen
Riemelt wird am 07. Januar 1984 in Ost-Berlin geboren. Seine Affinität zum Schauspiel wird früh deutlich. Bereits mit elf Jahren spielt er im Schultheater und bekommt zwei Jahre später seine erste Nebenrolle im dem Fernsehmehrteiler "Eine Familie zum Küssen". Als Waisenkind in der weihnachtlichen TV-Serie "Zwei allein" kann Riemelt als Jungdarsteller die Kritiker überzeugen. Um an den Erfolg anzuknüpfen, muss ein neuer vielversprechender Film her. Kurz darauf darf das Jungtalent mit namhaften Kollegen, wie Götz Otto "Ein Weihnachtsmärchen - Wenn alle Herzen schmelzen" drehen. Durch die Arbeit mit den erfahrenen Darstellern kann sich der mittlerweile 15-jährige Autodidakt einige Schauspieltechniken aneignen und schafft so den Weg ins Kinogeschäft.

2000 wird er für die Hauptrolle in der Komödie "Der Bär ist los" besetzt. Doch die neue Umgebung macht ihn anfangs nervös, wie er später angibt. "Als ich zum ersten Mal eine Kinokamera gesehen habe, dachte ich, oh, oh, oh, jetzt wird es ernst", gibt er auf seiner Homepage an. Die Aufregung ist berechtigt, denn die Kindergeschichte spielt an den Kinokassen nicht die gewünschten Umsätze ein.
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Max Riemelt lebt in "Wir sind die Nacht" gefährlich
Herausforderung statt Ruhm
Fast zwei Millionen Kinozuschauer sehen dafür die deutsche Teenie-Komödie "Mädchen Mädchen!", in der Riemelt den Nachbarjungen von Diana Amft ("Knallharte Jungs") mimt. Sein Bekanntheitsgrad wächst. Mit der Komödie von Regisseur Dennis Gansel ("Das Phantom") schafft Riemelt auch den Übergang vom Kinder- zum Jugenddarsteller, obwohl er eigentlich noch die Schulbank drücken müsste.

Jetzt zeigt sich langsam, dass er keinen großen Wert auf Ruhm und Kommerz legt. Ihn interessiert die künstlerische Herausforderung. Ruhm vergleicht er in einem Interview von 2005 mit dem Hamburger Abendblatt mit einer Premierenparty: "Du amüsierst dich gut. Aber am nächsten Morgen wachste auf und weißt genau, dass alles nur Schall und Rauch war." Daher spielt er auch in kleinen Independent-Produktionen, auch wenns da nicht viel zu verdienen gibt. 2004 ist er in "Sextasy", dem Abschlussprojekt einer Filmakademieabsolventin, zu sehen. Der Film läuft nur in Münchener Kinos. Dabei kann er viel Erfahrung sammeln. Bei der kleinen Produktion bekommt der 1,80 Meter-Mann einen tieferen Einblick in die Entstehung eines Films. Er hegt den Wunsch, irgendwann auch Regie zu führen. Dafür sei es aber noch zu früh, wie er selbst findet. Vorerst will er neben der Schule weiter schauspielern.

Doch auch der Nebenjob ist bei dem autodidaktisch lernenden Darsteller recht erfolgreich. Riemelt wird 2004 für "Napola - Elite für den Führer" bei den Hamptons International Filmfestival und 2006 für "Der Rote Kakadu" beim Bayerischer Filmpreis als bester Nachwuchsschauspieler ausgezeichnet.
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Max Riemelt bei der Premiere von "Wir sind die Nacht"
Wer braucht das Abitur?
Abgehoben ist der Hobby-Kickboxer trotz dieser Ehrungen nicht. "Ich kann […] an Preisen nichts wirklich messen, weil ich nicht weiß, welche Motive dahinter stehen", erklärt er 2006 dem Stern offenherzig. Stattdessen macht er sich Gedanken um seine weitere Schullaufbahn, bis er sie 2007 kurz vor dem Abitur endgültig abbricht. Seine autodidaktischen Fähigkeiten setzt er lieber beim Schauspiel ein. Ohne je eine Schauspielschule besucht zu haben, macht er als Darsteller immer mehr von sich reden. "Jeder funktioniert anders, um ans Ziel zu gelangen", erklärt er gegenüber Filmreporter.de 2010.

Riemelts Selbststudium funktioniert, wie seine Filme zeigen. Mit Schulthemen setzt er sich von nun an nur noch in Kinoproduktionen wie "Die Welle" und "13 Semester" auseinander. Auch hat der inzwischen 26-Jährige sein jugendliches Image endgültig abgelegt und sich mit seinen Rollen zum erwachsen Schauspieler entwickelt. Jetzt jagt er in "Wir sind die Nacht" als Kommissar Tom Serner weibliche blutdürstende Vampire. Seinen Platz im Filmgeschäft hat er sich durch Zuschauen und Learning by Doing erarbeitet. Erfolg und wachsender Bekanntheit misst er keine große Bedeutung zu, wie er filmreporter.de 2010 beteuert: "Die Leute erkennen einen, aber es fällt ihnen oft schwer mich einzuordnen. Manche verwechseln mich auch mit Matthias Schweighöfer."
erschienen am 25. November 2010
Zum Thema
Max Riemelt wird 1984 in Berlin geboren. Schon mit 11 Jahren spielt er in der Kindertheatergruppe seiner Schule. Sein Filmdebüt feiert er 1997 in einer Nebenrolle des TV-Zweiteilers "Eine Familie zum Küssen". Mit Kinoproduktionen wie "Mädchen Mädchen!", "Napola - Elite für den Führer" oder "Die Welle" wird er einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Riemelt lebt in Berlin-Mitte.
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