Constantin Film
Bernd Eichinger
Workaholic mit Herz
Starfeature: Bernd Eichinger: Filmproduzent von Welt
Bernd Eichinger ist der kommerziell erfolgreichste deutsche Filmproduzent. Mit internationalen Produktionen wie "Der Name der Rose" und "Das Geisterhaus" macht er sich früh einen Namen. Er ist extrem ehrgeizig, ein Workaholic, der so intensiv feiert, wie er arbeitet. Er polarisiert die Medienbranche auch deshalb, weil er Kino für die breite Masse macht. Filme wie "Der Untergang - Hitler und das Ende des 3. Reichs", "Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders" und "Der Baader Meinhof Komplex" sind sein Vermächtnis.
erschienen am 28. 01. 2011
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Natja Brunckhorst in "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" (1981)
Anfänge im Autorenkino
1969 wird er mit seinem Erstlingsfilm "Die Sonne schien, da sie keine andere Wahl hatte, auf nichts Neues..." an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film aufgenommen. Hierin verarbeitet er die Erlebnisse seiner Internatszeit. Das Leben der Jugendlichen im Film wird von einer Glocke bestimmt, die den kompletten Tagesablauf regelt. Am Ende tötet einer der Schüler den Glöckner. Ein Jahr nach dem Studienabschluss im Regiefach gründet er 1974 seine Produktionsfirma Solaris Film und produziert frühe Werke von Wim Wenders, Edgar Reitz, Alexander Kluge und Wolfgang Petersen. Eichinger will mehr. Er will mit Filmen Geld machen und nicht nur das kleine Publikum des Neuen Deutschen Films erreichen.

1979 kauft 25 Prozent der in die Krise geschlitterten Verleihfirma Constantin. Da ist er gerade 29 Jahre alt. Er benennt sie ihn Neue Constantin um und gibt ihr später als geschäftsführender Gesellschaft eine völlig neue Richtung. Sein erster großer Erfolg als Produzent ist 1981 "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Bei Produktionskosten von damals sechs Millionen Mark spielte das Drama um eine drogensüchtige Jugendliche 36 Millionen Mark in die Kinokassen. Bernd Eichinger hat bewiesen, dass er das richtige Gespür für Stoffe hat, die die Welt sehen will und dies auch noch mit einem schwierigen Thema.
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Bernd Eichinger
Erfolg mit Literaturverfilmungen
Literaturverfilmungen werden ihn auch auf seinen weiteren Weg begleiten. Erfolgreiche Bestseller wie "Das Geisterhaus", "Der Name der Rose", "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" oder "Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders", an denen er sich die Rechte sichert, werden von dem Produzenten für das Kino adaptiert. Für zu seiner Zeit unglaublichen 60 Millionen Mark produziert er 1984 Michael Endes "Die unendliche Geschichte". Der kommerzielle Erfolg bringt ihn auf das internationale Spielfeld. Mit "Der Name der Rose" und "Das Geisterhaus" festigt er seine Position. Oft wird aus den literarischen Stoffen opulentes Erzählkino, das ein breites Publikum begeistert. Selten liegt er mit seinem Gespür völlig daneben.

Reichlich Geld in die Kassen von Constantin, wo er inzwischen den Vorstandsposten besetzt, spült er in den 1990er Jahren mit Beziehungskomödien wie "Der bewegte Mann", "Hera Linds Das Superweib" oder mit der Comic-Realfilmmelange "Werner - Beinhart!". Das ist Kino für die Massen. Von vielen kritisiert, bringt er damit Schwung in die deutsche Filmlandschaft. Bernd Eichinger will eben alle bedienen, egal ob jung oder alt. Ende der 1990er Jahre weitet er den Radius der Constantin auch auf die USA aus. In Hollywood produziert er Kassenschlager wie die "Resident Evil"-Reihe.
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Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders
Herzensprojekte - Workaholic mit Herz
"Der Untergang - Hitler und das Ende des 3. Reichs", die Geschichte von Hitlers letzten Tagen in seinem Bunker, gehört zu den Produktionen, an denen sich Bernd Eichinger aufreibt. Um die Filmrechte an Patrick Süskinds "Das Parfum" bemüht er sich 20 Jahre und mit Tom Tykwers "Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders" bringt er eine Bildgewaltige Verfilmung auf die Leinwand. Der Erfolg gibt ihm Recht, sein Gespür für gute Erzählstoffe hat ihn erneut nicht betrogen. Nach der RAF-Geschichte "Der Baader Meinhof Komplex" soll das Entführungsdrama um Natascha Kampusch sein nächstes Großprojekt werden. Doch dazu kommt es nicht mehr.

Eichinger selbst bezeichnet sich als "filmsüchtig". Bernd Eichinger produziert in rund 30 Jahren über 70 Filme. Er ist getrieben von der Suche nach neuen Stoffen und Filmrechten. Dabei definiert er die Aufgaben seines Berufs neu: "Die Rolle des reinen Geldbeschaffers behagte ihm nicht. Er wollte künstlerisch mitarbeiten, den Filmen seinen Stempel aufdrücken, schrieb gerne selber an Drehbüchern mit, beteiligte sich an der Schauspielerbesetzung und war auch beim Filmschnitt dabei", schreibt der Stern in seinem Nachruf im Januar 2011. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten und das gilt auch für die Filme, die Bernd Eichinger in die Kinos bringt. Viele seiner Produktionen dienen immerhin jungen Darstellern als Karrieresprungbrett.
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Der bewegte Mann (1994)
Freund und Mentor von Til Schweiger
Das gilt auch für "Manta, Manta" oder "Der bewegte Mann" mit Til Schweiger, dem Eichinger über 20 Jahre Freund und Mentor ist. In seinem persönlichen Nachruf in der Welt beschreibt Schweiger ihn als jemand, der sich immer um "sein Team gekümmert und die Menschen, die ihm nahestanden, beschützt" habe. Man hätte auch mit ihm streiten können, weil er nicht nachtragend gewesen sei. Allerdings hätte man ihn nie umstimmen können, wenn er bereits seine Meinung hatte.

Sein Markenzeichen sind helle Converse-Turnschuhe, enge Röhrenjeans und ein Seidenschal. Damit taucht er in der Münchner Schickeria auf und Helmut Dietl setz ihm in seinem "Rossini - oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief" ein ironisches Denkmal. Der Erfolg bringt ihn in die Gesellschaft schöner Frauen. So sieht man über die Jahre Hannelore Elsner, Barbara Rudnik, Katja Flint oder Corinna Harfouch an seiner Seite. Erst mit der Filmjournalistin Katja Hoffmann hat er schließlich die Richtige gefunden.
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Bettina Oberli und Produzent Bernd Eichinger
Filmreifes Ende
Die Gesellschaft sitzt in fröhlicher Runde um den Tisch. Mit dabei sind Bernd Eichingers Frau Katja und seine TochterNina Eichinger. Es wird gelacht, gescherzt und vielleicht auch diskutiert. Vielleicht haben sie sich aber auch einfach nur über die kalifornische Sonne und das gute Essen des italienischen Restaurants gefreut. Dann bricht Bernd Eichinger unvermittelt zusammen. Er erleidet einen Herzinfarkt und ist wenige Minuten später tot. Eine Szene wie aus einem Film, nur dass es die Wirklichkeit ist und die deutsche Filmindustrie am 24. Januar 2011 ihren einzigen Filmproduzent von internationalem Rang verliert.
erschienen am 28. Januar 2011
Zum Thema
Bernd Eichinger ist einer der wichtigsten Produzenten Deutschlands. Neben nationalen Produktionen wie "Der Baader Meinhof Komplex" und "Die Päpstin", ist er auch an internationalen Projekten wie "Resident Evil" beteiligt. Der 1949 in Neuburg an der Donau geborene Eichinger studiert an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Seit den 1970er Jahren arbeitet er als Produzent. Der Untergang - Hitler und das Ende des 3. Reichs" als bester nicht-englischsprachiger Film für den Nina..
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