Paramount Pictures
Tom Cruise in Berlin bei der Premiere von "Jack Reacher: Kein Weg zurück"
Legastheniker, Weltstar und Scientologe
Starfeature: Tom Cruise polarisiert
Tom Cruise hat viele Fans und ebenso viele Hater. Sein Privatleben - etwa sein Engagement bei der umstrittenen Scientology-Sekte - wird von der breiten Öffentlichkeit eher kritisch gesehen. Sein schauspielerisches Spektrum ist eher beschränkt, trotzdem stehen in seiner Filmografie neben höchst erfolgreichen Actionreihen und banalen Kriegsfilmen auch anerkanntere Filme. Dazu gehört auch Barry Levisons Meisterwerk "Rain Man".
erschienen am 23. 11. 2021
20th Century Fox
Blue-Ray-Covermotiv von "Rain Man"
Durchbruch als "Rain Man"s Bruder im Casino
Erst beeindruckt ihn Raymond (Dustin Hoffman) mit der Kenntnis von Telefonnummern, die er nur einmal gesehen hat, dann kann er die genaue Zahl der Zahnstocher nennen, die auf dem Boden liegen. Die mathematischen Fähigkeiten seines älteren Bruders, an den er nur verschwommene Erinnerungen hat, bringen Charlie Babbitt (Tom Cruise) auf die ebenso verwegene wie unmoralische Idee, Karten beim Blackjack in Las Vegas zu zählen. Der Coup gelingt und Charly ist seine Schulden los. Ob die beiden heute wohl durch die Welt der Internetcasinos ziehen würden? Bonus ohne Deposit lautet deren Werbung oft, was auch immer das bedeuten mag.

Die Odyssee des autistischen Raymond, der mit Dingen des Alltags überfordert ist und Angst vor Flugzeugen und Autos hat, und seines geschäftlich vor der Pleite stehenden Bruders in Barry Levisons Brüderannäherungsdrama "Rain Man" berührt 1988 Millionen Zuschauer in aller Welt. Hoffman, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere ist, bringt die Darstellung seinen zweiten Oscar ein. Der Schauspieler an seiner Seite startet mit dem Film endgültig durch. Tom Cruise ist inzwischen seit knapp drei Jahrzehnten im Geschäft und gehört zu den beliebtesten Stars. Zugleich ist er umstritten, was vor allem an seiner Mitgliedschaft und seinem Engagement bei Scientology liegt.

Die Wege von Hoffman und Cruise kreuzen sich zehn Jahre später nochmals, wenn auch indirekter. Hoffman, der aus einer Familie jüdischen Glaubens entstammt, gehört 1997 zu den Unterzeichnern eines offenen Briefes an Bundeskanzler Helmut Kohl, in dem das Verhalten des deutschen Staates gegenüber der Scientology-Sekte mit der Judenverfolgung im Dritten Reich verglichen wird. Zu den prominenten und ranghohen Mitgliedern (Operating Thetan VII) der Kirche gehört Tom Cruise.
20th Century Fox
Tom Cruise
Disput um Stauffenberg-Biopic
Die Diskussion erhitzt 2008 auch die deutsche Politik und den Boulevard, als Tom Cruise und Regisseur Bryan Singer nach Babelsberg kommt um "Operation Walküre - Das Stauffenberg-Attentat" zu drehen. Der älteste Sohn von Graf Schenk von Stauffenberg, Berthold Graf von Stauffenberg, spricht sich gegen Cruise in der Rolle des Attentäters vom 20. Juli 1944 aus. Die Abteilung Sekten- und Weltanschauungsfragen der evangelischen Kirche geht noch einen Schritt weiter und zieht Vergleiche zur Propagandawirkung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Die Einwände irritieren den Regisseur und die Produzenten. Sie denken sogar an die Verlegung des Drehs.

Cruise kommt über seine erste Frau Mimi Rogers, Tochter des Scientologen Phil Spickler zu der Sekte, der er 1986 beitritt. Offenbar gibt sie ihm den Halt, den er als Kind vermisst. 1962 geboren, wachsen Cruise und seine drei Schwestern in ärmlichen Verhältnisse auf. Sie ziehen immer wieder um, was Cruise die Schule nicht leichter macht. Er leidet zudem unter seiner Legasthenie.
Paramount Pictures
Top Gun
Vom Priester zum Schauspieler
Mit 14 geht er ins Priesterseminar, er will katholischer Geistlicher werden. Nach weniger Monaten bei den Franziskanern verwirft er den Plan schon wieder. Selbstbewusstsein tankt er fortan beim Sport und der Schauspielerei. Seine vielversprechende Karriere als Ringer scheitert jedoch bald an einer Knieverletzung. Mit 18 zieht es ihn nach New York, wo er auf eine Bühnenkarriere hofft. Stattdessen entdeckt der Film den charismatischen, gut aussehenden Teenager. 1981 gibt Cruise in "Endlose Liebe" seine Leinwanddebüt. Nach weiteren Nebenrollen, unter anderem in Coppolas "The Outsider", ergattert er 1983 in "Lockere Geschäfte die erste Hauptrolle.

Tony Scott macht ihn drei Jahre später in "Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel" zum Superstar. Dem Actiongenre bleibt Cruise treu und beweist dabei ein glückliches Händchen. 1996 steht er erstmals für Brian de Palma in "Mission: Impossible" als smarter und durchtrainierter Agent Ethan Hunt vor der Kamera. Die Filmreihe bringt es bis 2018 auf sechs Filme. Längst ist Cruise auch als Produzent an den Einnahmen beteiligt.
Warner Home Video
Szene mit Tom Cruis aus "Eyes Wide Shut"
Nicole Kidman angelt man am Set
Die Rolle als verwegener Rennfahrer in Tony Scotts "Tage des Donners" untermauert 1990 Cruise Superstarstatus und bringt ihm auch privates Glück. Er verliebt sich Nicole Kidman - die australische Schauspielerin bekommt die Rolle auf besonderen Wunsch von Cruise. Am Weihnachtsabend 1990 läuten für die beiden die Hochzeitsglocken. Sie haben zwei adoptierte Kinder, die nach der Scheidung 2011 bei Cruise leben.

Mit Kidman dreht Cruise den Western "In einem fernen Land" und 1999 "Eyes Wide Shut" von Stanley Kubrick, eine moderne Version von Artur Schnitzers "Traumnovelle". Zudem brilliert er in zahlreichen sehenswerten Dramen, die es auf internationale Festivals schaffen und Preise einheimsen. Gemeinsam mit Oliver Stone stellt er im Februar 1990 das Vietnamkriegs-Veteranen-Porträt "Geboren am 4. Juli" auf der Berlinale vor. In "Eine Frage der Ehre" und "Die Firma" spielt er junge Anwälte, beide Filme hinterfragen das amerikanische Justizsystem. Neil Jordan lässt Cruise als Untoten Lestat de Lioncourt in "Interview mit einem Vampir" durch New Orleans streifen.

Privat beginnt das neue Jahrtausend turbulent. Nach der Scheidung von Kidman lebt Tom Cruise drei Jahre mit Kollegin Pénelope Cruz zusammen. 2005 gibt er bei einem bizarren Talkshow-Auftritt seine Liebe zu Katie Holmes bekannt, die beiden heiraten nach der Geburt von Tochter Suri in Italien nach dem Ritus von Scientology. Im Juni 2012 ist schon wieder Schluss, Katie Holmes und Tom Cruise geben ihre Trennung bekannt.
20th Century Fox
Minority Report
Science-Fiktion mit Steven Spielberg
Beruflich läuft es hingegen weiter gut für den Schauspieler. Zweimal arbeitet Tom Cruise mit Steven Spielberg zusammen. Die Science-Fiction Thriller "Minority Report" und "Krieg der Welten" basieren auf den Romanen von Philip K. Dick und H.G. Wells. Mit "Krieg der Welten" und "Mission: Impossible III", die in einem Jahr Premiere feiern, wird Cruise zu einem der bestbezahlten Schauspieler Hollywoods. Robert Redford besetzt ihn 2007 neben Meryl Streep in "Von Löwen und Lämmern".

1995 wählt das Magazin Empire Cruise unter die 100 attraktivsten Männer der Filmgeschichte. Bereits 1990 wird er 'Sexiest Man Alive'. Dreimal ist Cruise für den Oscar nominiert, das Rennen macht jedoch die Konkurrenz. Bei den Golden Globes hat er mehr Glück. Er gewinnt für "Geboren am 4. Juli", "Jerry Maguire" und die Nebenrolle in "Magnolia". Aber auch bei der Goldenen Himbeere für die schlechteste Performance ist er regelmäßig dabei, ob gemeinsam mit Brad Pitt für "Interview mit einem Vampir" oder alleine in "Krieg der Welten" und "Die Mumie" aus dem Jahre 2017.
Paramount Pictures
Top Gun: Maverick (2022)
Alternder Action-Held
Im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts kann Tom Cruise nicht mehr an die alten Erfolge anknüpfen. Mit seinem offenen Eintreten für Scientology und der Kritik an der Verschreibung von Antidepressiva zur Behandlung von Krankheiten macht er sich auch in Hollywood nicht überall Freunde. Paramount kündigt den Vertrag mit der Produktionsfirma Cruise/Wagner Productions 2006 nach 16 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit. Wagner finanziert die Filme fortan unabhängig.

Die 2020er Jahre beginnen für Cruise mit drei Action-Krachern: In "Top Gun: Maverick" agiert er ein weiteres Mal als wagemutiger Pilot. Außerdem sind zwei weitere Folgen von "Mission: Impossible" geplant. Für 2023 steht "Luna Park" von Doug Liman auf dem Produktionsplan.
erschienen am 23. November 2021
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