Jean-François Martin/Ricore Text
Neil Young (Berlinale 2008)
Neil Young zu CSNY Déjà vu
Interview: Jemand muss den Anfang machen
erschienen am 10. 02. 2008
Arsenal
Crosby, Stills, Nash & Young - Déjà Vu
Ricore: Mr. Young, wie kam es dazu, dass Ihre alten Folkrockkollegen David Crosby, Stephen Stills und Graham Nash Sie 2006 auf Ihrer "Freedom of Speach"-Tour durch Nordamerika begleiteten?
Neil Young: Es war nicht schwer, sie zu überzeugen. Ich erzählte ihnen, dass ich auf dieser Tour keine hübschen Lieder singen, sondern Politik, Krieg und den Zustand der Menschheit thematisieren wollte.
Ricore: Sie haben sofort ja gesagt?
Young: Ja, die Idee hat Ihnen natürlich gefallen.
Ricore: Kein Wunder: Bereits in den Sechziger Jahren kämpften Sie mit Ihren Freunden gegen den Vietnamkrieg, die Band Crosby, Stills, Nash & Young galt als Sprachrohr einer ganzen Generation. Sind Sie der Meinung, dass ein Song genug Kraft besitzen kann, um Einfluss auf die Politik auszuüben?
Young: Nein. Die Zeit, in der Songs noch die Welt verändern konnten, ist leider vorbei.
Neil Young: Es war nicht schwer, sie zu überzeugen. Ich erzählte ihnen, dass ich auf dieser Tour keine hübschen Lieder singen, sondern Politik, Krieg und den Zustand der Menschheit thematisieren wollte.
Ricore: Sie haben sofort ja gesagt?
Young: Ja, die Idee hat Ihnen natürlich gefallen.
Ricore: Kein Wunder: Bereits in den Sechziger Jahren kämpften Sie mit Ihren Freunden gegen den Vietnamkrieg, die Band Crosby, Stills, Nash & Young galt als Sprachrohr einer ganzen Generation. Sind Sie der Meinung, dass ein Song genug Kraft besitzen kann, um Einfluss auf die Politik auszuüben?
Young: Nein. Die Zeit, in der Songs noch die Welt verändern konnten, ist leider vorbei.
Jean-François Martin/Ricore Text
Neil Young sprach in Berlin über "CSNY Déjà vu"
Ricore: Ihre Tour hatte aus Ihrer Sicht also keine Auswirkungen auf die amerikanischen Wähler?
Young: Nein, das glaube ich nicht.
Ricore: Trotzdem kämpfen Sie gegen den Krieg, damals wie heute.
Young: Egal ob Vietnamkrieg, die Tragödie von Laos, der Zweite und auch der Erste Weltkrieg - es ist doch alles dasselbe. Es geht um Menschenleben! Wir müssen unsere Lebensweise verändern. Wir müssen uns erinnern, dass jemand aufstehen und den Anfang machen muss, anders zu leben! Kriege verletzten in jeder Hinsicht. Es ist einfach der falsche Ansatz, Konflikte zu lösen. Das müssen wir endlich begreifen.
Ricore: Ihre Musik ist Ihre persönliche Art und Weise, in den Widerstand zu treten?
Young: Es mag idealistisch klingen, aber ich habe doch das Gefühl, dass jeder in seinem Herzen eine eigene Entscheidung treffen muss, was er mit seinem Leben tun will. Deswegen versuche ich, eine Erklärung abzugeben, was ich fühle. Ich mache das öffentlich, damit die Zuschauer zu reflektieren beginnen und sich so vielleicht im Klaren darüber werden, welche Gefühle sie haben. Ich versuche eine Debatte zu entzünden. Ich will, dass Leute über den Krieg zu reden beginnen. In gewisser Weise kann man sagen, dass dieser Film zeitlos ist und jederzeit hätte gemacht werden können. Denn es kommt nicht darauf an, um welchen Krieg es geht, denn es ist immer dasselbe Szenario. Krieg ist Krieg.
Young: Nein, das glaube ich nicht.
Ricore: Trotzdem kämpfen Sie gegen den Krieg, damals wie heute.
Young: Egal ob Vietnamkrieg, die Tragödie von Laos, der Zweite und auch der Erste Weltkrieg - es ist doch alles dasselbe. Es geht um Menschenleben! Wir müssen unsere Lebensweise verändern. Wir müssen uns erinnern, dass jemand aufstehen und den Anfang machen muss, anders zu leben! Kriege verletzten in jeder Hinsicht. Es ist einfach der falsche Ansatz, Konflikte zu lösen. Das müssen wir endlich begreifen.
Ricore: Ihre Musik ist Ihre persönliche Art und Weise, in den Widerstand zu treten?
Young: Es mag idealistisch klingen, aber ich habe doch das Gefühl, dass jeder in seinem Herzen eine eigene Entscheidung treffen muss, was er mit seinem Leben tun will. Deswegen versuche ich, eine Erklärung abzugeben, was ich fühle. Ich mache das öffentlich, damit die Zuschauer zu reflektieren beginnen und sich so vielleicht im Klaren darüber werden, welche Gefühle sie haben. Ich versuche eine Debatte zu entzünden. Ich will, dass Leute über den Krieg zu reden beginnen. In gewisser Weise kann man sagen, dass dieser Film zeitlos ist und jederzeit hätte gemacht werden können. Denn es kommt nicht darauf an, um welchen Krieg es geht, denn es ist immer dasselbe Szenario. Krieg ist Krieg.
Jean-François Martin/Ricore Text
Folklegende Neil Young
Ricore: Sie haben Ihre Protesttournee mit der Kamera begleitet, Ihre fertige Dokumentation "CSNY Déjà Vu" läuft nun auf der diesjährigen Berlinale. Inwieweit unterscheidet sich der Film von Ihren bisherigen Projekten?
Young: Er ist konventioneller und direkter. Ich musste diesen Ansatz wählen, weil wir hier ein ernstes Thema behandeln. Wir sind direkt einer Situation ausgesetzt, die Menschenleben kostet. Nur auf diese direkte Erzählweise hatte ich das Gefühl, das Thema mit Respekt behandeln zu können. Viele meiner anderen Filme galten als experimentell. Ich dagegen betrachte sie alle als ähnlich. Im Grunde genommen geht es mir um dasselbe. Dieser Film ist nur direkter.
Ricore: Sie setzen sich vehement gegen die amerikanische Politik ein. Was genau hat George Bush in Ihren Augen falsch gemacht?
Young: Ich kann diese Frage nicht beantworten, weil es wirklich sehr viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Reden wir lieber davon, was bei ihm stimmt. Das würde eine viel kürzere Antwort erfordern…. (grinst). Er ist physisch gut in Schuss. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass Männer in seinem Alter noch in gutem, körperlichen Zustand sein können. Das wäre es dann aber auch schon wieder mit den Vorzügen.
Ricore: George Bush wollte die Diktatur im Irak beenden, ein eigentlich hehres Ziel...
Young: Erst gestern habe ich etwas Interessantes von meiner Tochter gelernt. Sie wurde von einem irakischen Taxifahrer in San Francisco mitgenommen. Er sagte zu ihr: "Wissen Sie, 1929 haben Frauen im Irak das Wahlrecht bekommen. In den Vereinigten Staaten dagegen spricht man noch immer davon, wie man mit den Schwarzen umgeht. Erzählen Sie mir also nicht von Demokratie! Weshalb maßen es sich die Amerikaner an, unser Land zu befreien?" Ich fand seine Äußerungen interessant, weil ich das bis dato gar nicht wusste. Aber es ist schockierend zu hören, wie wenig informiert wir sind. Wenn man nur auf die Medien hört, ist man einfach nicht mehr genug informiert.
Young: Er ist konventioneller und direkter. Ich musste diesen Ansatz wählen, weil wir hier ein ernstes Thema behandeln. Wir sind direkt einer Situation ausgesetzt, die Menschenleben kostet. Nur auf diese direkte Erzählweise hatte ich das Gefühl, das Thema mit Respekt behandeln zu können. Viele meiner anderen Filme galten als experimentell. Ich dagegen betrachte sie alle als ähnlich. Im Grunde genommen geht es mir um dasselbe. Dieser Film ist nur direkter.
Ricore: Sie setzen sich vehement gegen die amerikanische Politik ein. Was genau hat George Bush in Ihren Augen falsch gemacht?
Young: Ich kann diese Frage nicht beantworten, weil es wirklich sehr viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Reden wir lieber davon, was bei ihm stimmt. Das würde eine viel kürzere Antwort erfordern…. (grinst). Er ist physisch gut in Schuss. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass Männer in seinem Alter noch in gutem, körperlichen Zustand sein können. Das wäre es dann aber auch schon wieder mit den Vorzügen.
Ricore: George Bush wollte die Diktatur im Irak beenden, ein eigentlich hehres Ziel...
Young: Erst gestern habe ich etwas Interessantes von meiner Tochter gelernt. Sie wurde von einem irakischen Taxifahrer in San Francisco mitgenommen. Er sagte zu ihr: "Wissen Sie, 1929 haben Frauen im Irak das Wahlrecht bekommen. In den Vereinigten Staaten dagegen spricht man noch immer davon, wie man mit den Schwarzen umgeht. Erzählen Sie mir also nicht von Demokratie! Weshalb maßen es sich die Amerikaner an, unser Land zu befreien?" Ich fand seine Äußerungen interessant, weil ich das bis dato gar nicht wusste. Aber es ist schockierend zu hören, wie wenig informiert wir sind. Wenn man nur auf die Medien hört, ist man einfach nicht mehr genug informiert.
erschienen am 10. Februar 2008
Zum Thema
Crosby, Stills, Nash & Young - Déjà Vu (Kinofilm)
1969 protestiert Neil Young in Woodstock gegen den Vietnamkrieg. Vier Jahrzehnte später fordert wieder ein Ereignis das politische Engagement des Künstlers heraus: die US-Invasion des Irak. 2006 begab sich Young mit seinen Kollegen David Crosby, Stephen Stills und Graham Nash auf die "Freedom of Speech"-Tournee. Nebenprodukt ist der Dokumentarfilm "Crosby, Stills, Nash & Young - Déjà Vu". Interviews mit Fans unterschiedlicher politischer Gesinnung und die Mitarbeit des Irak-Journalisten Mike..
Mit Titeln wie "Heat of Gold" und "Hey Hey, My My" wird der Kanadier Neil Young zur Folk-Legende. Dabei litt er als Kind unter Diabetes, Epilepsie und einer Polioerkrankung, die seine linke Köperhälfte dauerhaft lähmte. Vom Gitarrenspiel konnte ihn das nicht abhalten. Gemeinsam mit dem Trio David Crosby, Stephen Stills und Graham Nash feierte er erste große Erfolge und spielte auf dem legendären Woodstock-Festival. Melancholische Songs und lange Gitarrensoli machen seinen einzigartigen Sound..