Jean-François Martin/Ricore Text
The Rolling Stones: Ron Wood, Charlie Watts, Keith Richards, Mick Jagger
Nachwuchs: Mick, Keith, Charlie und Ron
Interview: Spaß beim Dreh
Eine Musikdokumentation von Martin Scorsese eröffneten die 58 Berlinale. "Shine a light" wurde mit Spannung erwartet. Gespannt war die Presse auf die Pressekonferenz mit Scorsese und den Rolling Stones. Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts und Ron Wood hatten sichtlich Spaß.
erschienen am 12. 02. 2008
Jean-François Martin/Ricore Text
Mick Jagger (Berlinale 2008)
Mick Jagger: Vielen Dank. Wir freuen uns hier zu sein. Es ist das erste Mal, dass unser Film der Öffentlichkeit gezeigt wird, und das erste Mal, dass die Berlinale mit einer Dokumentation beginnt.

Martin Scorsese: Auch ich freue mich sehr, wieder in Berlin zu sein. Das letzte Mal war ich 1981 hier. Das war vor langer, langer Zeit. Damals war der Eröffnungsfilm "Wie ein wilder Stier". Seitdem habe ich es nicht mehr geschafft, hierher zu kommen. Daher ist es heute für mich sehr wichtig und ein spezielles Ereignis, mit den Rolling Stones hier zu sein. Ich freue mich sehr auf den heutigen Abend.

Ricore: Sie haben in Ihren Filmen immer wieder Rolling Stones Lieder verwendet, was hat es damit auf sich? Die Frage stelle ich aber auch den Mitgliedern der Stones. Nach welchen Regeln suchen Sie sich die Filme aus, die Ihre Musik einsetzen dürfen?

Scorsese: Für mich gehört diese Musik zu meinem Leben. Seit den 1960er Jahren kenne ich ihre Musik. Leider habe ich sie bis in die frühen 1970er Jahre nie live gesehen. Der Sound, die Gitarrenriffs, die Stimmen und das Feeling ihrer Musik haben mich stets enorm inspiriert. Wie soll ich es sagen, die Stones wurden für mich zu einer Grundlage für alle meiner Filme. Der Stil der Musik hat mich über die Jahre hinweg begeistert. Für mich ist sie zeitlos. Ich hörte zwar die Platten, aber lange Zeit kannte ich sie nicht live, habe nur Clips in der Ed Sullivan Show gesehen, die man natürlich nicht mit einer Live-Show vergleichen kann. Dennoch habe ich immer Bilder im Kopf gehabt, wenn ich ihre Musik hörte.

Keith Richards: Naja, wir haben immer viel von unserer Musik in Scorseses Filmen gesehen. Das hat uns auf gewisse Weise miteinander verbunden. Daher war es für uns nur natürlich, einen solchen Film zu machen.

Jagger: Ich möchte noch hinzufügen, dass "Shine a Light" der einzige Film über uns ist, in dem nicht unser Lied "Gimme Shelter" vorkommt.
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Martin Scorsese mit "Shine a light"
Ricore׃ Warum haben Sie nun ausgerechnet einen Dokumentarfilm gedreht?

Scorsese׃ Es ging mir darum, dass ich die Performance auf Zelluloid einfangen kann. Ich wusste, dass ich eines Tages einen solchen Film über die Rolling Stones machen würde, nur dauerte es rund 45 Jahre. Bei den Dreharbeiten hatten wir einen enormen Spaß. Der Prozess hat mich verjüngt, und dafür gesorgt, dass ich immer genug Energie besitze.

Ricore׃ War die Entscheidung "Shine a light" zu machen eine persönliche Entscheidung? Und die Band möchte ich fragen, welchen Nutzen ziehen Sie aus dem Film?

Jagger׃ Nutzen? Wir haben den Film gemacht, damit wir unser Mittagessen bezahlen können. Natürlich ist der Film nützlich. Und ich möchte hinzufügen, dass alle Entscheidungen persönlich sind.

Scorsese׃ Ja klar, Mick und ich haben über die Jahre immer wieder über mögliche Projekte gesprochen. Jedes Mal, wenn ich eine ihrer Shows besucht habe, wollte ich sofort eine Kamera aufbauen. Wir sprachen immer mal wieder darüber und Irgendwann kam es einfach dazu.

Richards׃ Letztlich waren es 16 oder 17 Kameras. Das war ja das schöne, die vielen verschiedenen Perspektiven.
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Ron Wood, Charlie Watts, Keith Richards, Martin Scorsese, Mick Jagger
Ricore׃ Wenn ein junger Musiker wie Jack White von der Band The White Stripes zu euch auf die Bühne kommt, wie ist das für euch? Er wirkte so glücklich und strahlte die ganze Zeit...

Jagger׃ Ja natürlich macht es großen Spaß mit solchen Leuten auf der Bühne zu stehen. Für uns ist es vor allem interessant, ihre Interpretation unserer Songs zu hören, denn sie machen manches anders als wir.

Ricore׃ Warum haben Sie die Doku "Shine a light" genannt?

Jagger׃ Der Titel war das erste, was fest stand.

Scorsese׃ Bereits bei unserem ersten Treffen wussten wir, dass wir den Film so nennen würden. Es ist ein wunderbares Lied voller Magie, das vor allem im Beacon Theater in New York ganz wunderbar zu hören war.

Ricore׃ Herr Scorsese, glauben Sie nicht, dass ein Film über ein Konzert die Grenzen des Kinos aufzeigt? Wenn auch der beste Regisseur die beste Band filmt, so ist ein Live-Konzert dennoch immer emotionaler und aufregender als ein Film.

Scorsese׃ Das ist ein guter Einwand und vielleicht stimmt er sogar. Wir haben versucht, so nah wie möglich an ein Live-Konzert heranzukommen. Deshalb waren die Kamerapositionen so wichtig. Schlussendlich war nicht nur die großartige Band und die Zusammenarbeit ausschlaggebend, sondern auch die Schnitte, die Einstellungen und die anderen filmischen Entscheidungen. Eine Sache, die uns Filmemacher hoffentlich immer die richtige Energie gibt, ist, aus einem Film eine Choreografie zu machen. Natürlich gibt der Film dem Zuschauer nicht den gleichen Eindruck, den ein Konzert vermittelt. Aber wenn wir nah genug dran sind, den Schnitt richtig setzen, die Kamera richtig bewegen, dann wird es zu einem Werk, das einem Konzert schon ziemlich nah kommt.
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Keith Richards und Charlie Watts auf der Premiere zu "Shine a light"
Jagger׃ Aber letztendlich wollten wir einen Film machen und nicht ein weiteres Konzert geben. Das sind zwei grundlegend verschiedene Dinge.

Ricore׃ Haben die anderen Stones-Mitglieder Schauspielunterricht von Keith genommen, der ja schon Erfahrungen in Filmen wie "Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt" gemacht hat?

Jagger׃ Bevor wir überhaupt auf die Bühne gingen hat Keith uns genau erklärt, was wir zu tun haben. Wir waren ihm sehr dankbar dafür.

Richards: Wenn man mit Martin zusammenarbeitet braucht man keinen Schauspielunterricht.

Ricore׃ Wie viel Einfluss hatte die Band auf das Projekt?

Richards׃ Nun ja, es ist Martins Film. Bezüglich des Sounds hatten wir einige Ideen. Ich wollte mich eigentlich nur überraschen lassen, was Martin daraus macht. Im Endeffekt waren wir lediglich die Hauptdarsteller.
erschienen am 12. Februar 2008
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Mitglied der Rolling Stones
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