Jean-François Martin/Ricore Text
Dwayne Johnson auf dem roten Teppich in Cannes 2006
Geschäftmann, Schauspieler und Wrestler
Interview: The Rock: "Nichts passiert über Nacht"
Als Wrestler kämpfte sich Dwayne 'The Rock' Johnson mit sieben World Champion-Titeln in den Olymp der Showbiz-Sportler. Bei seinem Schauspieldebüt in "The Scorpion King" ließ er sich für diesen Ruf 5,5 Millionen Dollar auszahlen, dank erfolgreicher Actionrollen verdient er inzwischen das Dreifache. Nun hat der 35-Jährige mit "Daddy ohne Plan" seine erste Familienkomödie abgedreht und lässt sich als Footballstar ordentlich an der Nase seiner kleinen Tochter herumführen, die plötzlich in sein Leben tritt. Warum er deshalb Ballett tanzt und sich bei all dem Klamauk trotzdem nicht albern vorkommt, erklärt uns der Geschäftsmann in Berlin.
erschienen am 24. 03. 2008
Walt Disney
Daddy ohne Plan
Ricore: Mr. Johnson, während Ihrer Zeit auf dem College waren Sie der Star eines Footballteams, bis Sie Ihre Karriere wegen einer Knieverletzung an den Nagel hängen mussten. War "Daddy ohne Plan" die Rückkehr auf bekanntes Territorium? Dwayne

Johnson: Auf gewisse Weise schon. Es war immer mein großer Traum, Footballstar zu werden. Leider hat er sich nie erfüllt. Ich habe hart dafür gearbeitet, aber ich war nicht gut genug. Während des Films gibt es diese Szene, in der ich in der Mitte eines Stadions stehe, die Zuschauer jubeln, ich recke eine Trophäe in die Höhe. Irgendwie hat sich dadurch ein Kreis für mich geschlossen. Es war ein schöner Moment.

Ricore: In den Jahren nach Ihrem ersten Karriereaus wurden Sie zu einem der erfolgreichsten Wrestler der WWE und später Hollywoods Fachmann für starke Actionrollen. Wie schwer war es bei dieser Vergangenheit, sich nun an eine seichte Familienkomödie zu gewöhnen?

Johnson: Ich mochte Komödien schon immer. Man merkt das daran, dass ich auch in meinen Actionfilmen immer versucht habe, an passenden Stellen komödiantische Aspekte einzufügen. Ich habe über all die Jahre nur auf die richtige Chance gewartet, um mich darin auszuprobieren. In meinen Augen ist es etwas Besonderes, Leute zum Lachen zu bringen. Wir alle wissen ja: Humor kann eine therapeutische Wirkung haben.

Ricore: Bei "Daddy ohne Plan" ist Ihnen wirklich nichts zu blöd: Um Ihre kleine Tochter zu besänftigen, zeigen Sie sich im hautengen Kostümchen als Balletttänzer...

Johnson: Dafür habe ich zwei Wochen mit dem Boston Ballett trainiert, da ich keinerlei Tanzerfahrung hatte. Wie viele andere dummen Männer reagierte ich auf das Thema Ballett früher sehr herablassend. Nach dem Training war ich allerdings schwer beeindruckt, wie schwierig dieser Sport ist und mit welcher Disziplin sich Kinder in dieser Kunst üben. Inzwischen bin ich ein großer Befürworter. Ich lache gerne über mich selbst und bringe andere zum Lachen. Dafür waren diese Szenen hervorragend.
Jean-François Martin/Ricore Text
Dwayne Johnson
Ricore: Testen Sie noch immer, wo Ihr Potenzial als Schauspieler liegt, oder fühlen Sie sich bereits angekommen?

Johnson: Ich bin ständig auf der Suche danach. Ich will als Schauspieler wachsen und besser werden. Das geht nur, wenn ich mich in verschiedenen Genres ausprobiere und von Action über Dramen bis hin zur Komödie alles abdecke. Was zählt, ist die Suche nach dem richtigen Stoff.

Ricore: Sie arbeiten jetzt seit sechs Jahren im Geschäft. Macht Ruhm und Erfolg einsam?

Johnson: Das ist eine interessante Frage, die in unserem Film gut thematisiert wird. Ich persönlich konnte viele Parallelen zu mir selbst erkennen. Wir sehen einen Typen, der alles hat. Er ist beruflich erfolgreich, wird von allen geliebt, ist schwerreich - und trotzdem auf der Suche nach wahrer Liebe. Ich war in meinem Leben zwar schon ein paar Mal verschossen, aber das Gefühl von Aufgehobenheit und selbstloser Liebe verspürte ich zum ersten Mal, als meine Tochter vor sechs Jahren zur Welt kam. Gerade bei Prominenten trifft man auf Leute, die von außen betrachtet alles haben, aber trotzdem oder gerade deshalb einsam sind. Ich habe viele Freunde, denen es so geht, auch Sie sind als Interviewer sicher einigen begegnet. Da merkt man schnell, dass es im Leben nicht wirklich auf materialistische Güter ankommt, dass Geld und Prominenz für das eigene Wohlbefinden am Ende nicht zwangsläufig einen Unterschied machen, auch wenn man Hollywoodstar ist und einen Bentley fährt.

Ricore: Trotzdem ist genau dieses Leben der Traum vieler Menschen. Hat Ihnen Ihre Erfahrung als Wrestler geholfen, sich in der Schauspielerei zu üben?

Johnson: Wrestling hat mir die Plattform gegeben, vor anderen Leuten aufzutreten. Es war meine ganz persönliche Form von Theater, 40.000 grölende Fans zu unterhalten. Aber ich mochte die Dialoge schon immer lieber als die physische Herausforderung. Mann kann wohl sagen, das Wrestling mich auf ein Leben im Showbiz vorbereitet hat, aber ein guter Schauspieler wird man dadurch natürlich nicht. Daran muss man hart arbeiten.
The Scorpion King
Ricore: Viele andere scheitern kläglich: Sie verdienen nach wenigen Jahren 15 Millionen Dollar pro Film. Was haben Sie richtig gemacht?

Johnson: Hier sind meine Schritte zum Erfolg: Das Wichtigste ist, dass man sich am Anfang im Klaren darüber sein muss, was für ein Schauspieler man werden möchte. Danach ist es wichtig, mit genau derselben Disziplin an die Arbeit zu gehen, wie man das vom Leistungssport gewohnt war. Ich weiß nicht warum viele Kollegen ihre Hingabe und Leidenschaft beim Eintritt in die Filmbranche verlieren. Man muss wie ein Schwamm sein und alles in sich aufsaugen, um besser zu werden. Sobald man bereit für die Branche ist, muss man sich mit guten Schauspielern und Regisseuren umgeben, sich einen guten Trainer zulegen und auf die richtige Chance warten. Es ist ein Prozess, der sich langsam entwickelt. Wenn ich mir heute meine schauspielerische Leistung in meinen ersten Filmen ansehe, denke ich mir auch meinen Teil. Aber mit der Zeit wird man besser. Letztendlich geht es darum, eine möglichst ehrliche Darstellung zu erzielen.

Ricore: Was ist für Sie das höchste Ziel als Schauspieler?

Johnson: Ich will mit Clint Eastwood arbeiten, mit Quentin Tarantino, Steven Spielberg, Michael Mann und all den anderen hervorragenden Regisseuren und Schauspielern, die es in unserer Branche gibt. Nichts passiert über Nacht, aber ich weiß, wohin ich will. Vor einigen Wochen durfte ich bei den Oscars eine Statuette übergeben. Als ich auf der Bühne stand, in die Menge blickte und dieses Ding in der Hand hielt, wurde mir bewusst, dass ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen ist. Denn egal ob man einen Oscar präsentiert oder einen bekommt, dieser Moment auf der Bühne ist einfach toll. Momentan habe ich keine Chance, einen Oscar zu bekommen, weil man nicht wirklich auf Komödien wert legt. Ich sollte deshalb andenken, "Abitte 2" mit James McAvoy zu drehen. Er und ich in einer Art Fortsetzung von "Brokeback Mountain" - so könnte es vielleicht klappen. (lacht)

Ricore: In welchem Genre sehen Sie sich in Zukunft am meisten beheimatet?

Johnson: Als ich anfing, wollte ich eigentlich TV-Sitcom-Schauspieler werden. Doch dann schlug "The Scorpion King" wie eine Bombe ein - und plötzlich bekam ich Actionrollen fürs Kino angeboten. Angesichts meiner Vergangenheit als Wrestler erschien mir das für den Anfang auch logisch. Inzwischen wechsle ich allerdings ab. Bald kommt mit "Get Smart" eine weitere Komödie in die Kinos, in Kürze drehe ich einen neuen Actionfilm. Seien Sie gespannt, wo das auf Dauer hinführt!
erschienen am 24. März 2008
Zum Thema
Bekannt wird der Kalifornier mit hawaiianischen Wurzeln mit Wrestling. Dem Sport wendet er sich 1995 nach Abschluss seines Kriminologiestudiums zu. Damit folgt Dwayne Johnson einer Familientradition: schon sein Vater und Großvater waren Showringer. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität sucht er eine neue Herausforderung. 2002 feiert er im Actionstreifen "The Scorpion King" einen ersten Erfolg als Schauspieler. Trotzdem dauert es weitere zwei Jahre, bis sich der Hühne vom Profisport zurückzieht...
Daddy ohne Plan (Kinofilm)
Mit dem Auftauchen der achtjährigen Peyton (Madison Pettis) ändert sich das Leben des gut aussehenden Supersportlers Joe Kingman (Dwayne "The Rock" Johnson) schlagartig. Von einen Tag auf den anderen muss er akzeptieren, dass das Leben aus mehr als Partys, Reisen und Frauen besteht. Da er bisher jedes Problem lösen konnte, schreckt er auch vor dieser Herausforderung nicht zurück. Doch er muss erkennen, dass es Bereiche im Leben gibt, an denen er an seine Grenzen kommt.
2024