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Kristen Stewart mit ihren Fans
"Für manche bin ich Bella Swan"
Interview: Kristen Stewarts seltsame Begegnung
Kristen Stewart spielt in "Twilight - Biss zum Morgengrauen" die weibliche Hauptrolle. Die Liebesgeschichte zwischen einem Mädchen und einem Vampir beruht auf dem gleichnamigen Bestseller von Stephenie Meyer. Bereits als Zwölfjährige spielte Stewart an der Seite von Jodie Foster im Thriller "Panic Room". Seither hatte sie zahlreiche kleinere Rollen. Mit Bella kommt nun der große Durchbruch für die 18-Jährige. Im Interview zeigte sie sich vom Starrummel jedoch gänzlich unbeeindruckt.
erschienen am 12. 01. 2009
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Twilight - Biss zum Morgengrauen
Ricore: Sie sind viel unterwegs. Wissen Sie immer, in welcher Stadt sie gerade sind?

Kristen Stewart: Diesmal ist es nicht so viel. Wir sind nur in drei Städten. Nach München kommt Paris. Zuvor waren wir in London.

Ricore: Haben Sie den Roman von Stephenie Meyer vor Drehstart gelesen?

Stewart: Ich habe ihn gelesen, nachdem ich die Rolle bekam. In Amerika sind die Bücher sehr bekannt. Ich habe keine Ahnung, wie ich den Hype verpassen konnte. Dabei gehe ich häufig in Buchhandlungen. Ich verstehe auch nicht, warum es so stark auf Jugendliche bezogen wird. Die Romane sprechen auch Frauen an.

Ricore: Erinnern Sie sich noch an Ihre Empfindungen beim ersten Lesen?

Stewart: Das Faszinierende ist, dass man sich beim Lesen fühlt, als wäre man selbst Bella. Aber es gibt viele feministische Gruppen, die der Meinung sind, dass Bella eine schwächliche Figur sei. Das sehe ich anders. Denn auf der einen Seite steht dieser starke und alte Vampir, der sich seiner Gefühle so unsicher ist und nicht weiß, ob alles richtig ist, was er tut. Dem gegenüber steht Bella, die sich ihrer Gefühle 100 Prozent sicher ist, obwohl sie nicht weiß, worauf sie sich einlässt. Aber sie vertraut sich selbst. Ich halte sie für sehr stark. "Twilight" ist für mich die ultimative Liebesgeschichte.
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Kristen Stewart
Ricore: Sie werden als der nächste große Hollywood-Star gehandelt. Wie gehen Sie damit um?

Stewart: Das berührt mich nicht sehr. Davon höre ich nur in Interviews. Aber es erleichtert mir, Dinge zu tun, die mir wichtig sind. Ich werde auf der Straße nur sehr selten erkannt. Wenn, dann sind es normalerweise Journalisten.

Ricore: Vielleicht ändert sich das bald…

Stewart: Vielleicht. Aber das ganze Business ist mir egal. Mir sind nur die Filme wichtig, die ich mache, nicht das ganze Drumherum.

Ricore: Sie fühlen Sich also nicht von der Öffentlichkeit unter Druck gesetzt?

Stewart: Doch, hin und wieder schon. In Pressekonferenzen spüre ich oft, dass ich den Erwartungen, die diese Leute an einen amerikanischen Jungstar haben, nicht gerecht werde. Ich passe nicht in ihr Bild. Ich versuche immer, es allen recht zu machen, höflich zu sein. Aber oft werde ich dafür kritisiert, dass ich zu nervös oder zu ehrlich bin. So etwas ist nervig. Manchmal bekomme ich auch Anrufe von PR-Leuten, die meinen, ich müsste etwas lebendiger sein. Aber wichtig ist letztlich nicht, ob die Leute mich verstehen, sondern, dass sie den Film mögen.

Ricore: Sie geben dem Buch ein Gesicht. Wie ist es, wenn Sie mit Freunden unterwegs sind? Werden Sie erkannt?

Stewart: Der Film startete erst kürzlich in den USA. So viel Trubel gab es noch nicht. Als ich gestern London war, ging ich nach den Interviews noch zu Top Shop und da kam ein Mädchen auf mich zu und sagte: 'Du bist doch dieses Mädchen!' Und ich antwortete: 'Ja, ich bin ein Mädchen.' Sie fragte mich, warum ich ohne Bodyguards unterwegs sei. Aber das brauche ich zum Glück noch nicht.
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Regisseurin Catherine Hardwicke mit Robert Pattinson und Kristen Stewart auf der "Twilight"-Premiere
Ricore: Sind Sie nervös, wenn Sie bei Veranstaltungen auf Ihre Fans treffen?

Stewart: Nein, darin habe ich mittlerweile schon etwas Übung. Für mich gehen solche Events immer schnell vorbei. Es sind so viele Leute da, ich sehe ein Gesicht höchstens eine Sekunde lang, dann geht es schon weiter. Da kann man auch gar keinen richtigen Kontakt zu den Leuten herstellen. Das macht mich nicht mehr nervös. Ich bin eher aufgeregt, wenn ich Interviews habe und über den Film sprechen muss. Denn es passiert hin und wieder, dass ich mit meiner Art die Leute vergraule.

Ricore: Woran glauben Sie, liegt das?

Stewart: Vielleicht bemerken sie nicht, wie aufgeregt und nervös ich bin. Oder dass ich das nicht zu schätzen weiß, was aber total verrückt ist. Denn wenn ich einen Film mache, fühle ich mich dem gesamten Projekt verpflichtet. Vielleicht hätten sie lieber, dass ich nur blödes Zeug plappere, etwa 'Edward Cullen ist so süß'. Aber darum geht es doch gar nicht.

Ricore: Hatten Sie schon einmal seltsame Erlebnisse mit Ihren Fans?

Stewart: Naja, manche beginnen zu weinen. Das verwirrt etwas. Es ist, als könnten sie nicht glauben, dass diese Figuren, die sie so toll finden, auf einmal Wirklichkeit geworden sind. Für die Fans sind Robert Pattinson und ich zu Edward und Bella geworden. Bei der Premiere in Los Angeles sagte eine, sie kann es nicht glauben, dass sie gerade neben Bella Swan steht. Aber Robert hat viel seltsamere Begegnungen erlebt. Von ihm sind die Mädchen wirklich besessen.
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Kristen Stewart
Ricore: Ist es gefährlich für einen Darsteller, wenn die Leute ihn mit der Filmfigur verwechseln?

Stewart: Darüber mache ich mir kaum Sorgen. Viele Schauspieler drehen Mehrteiler. Natalie Portman hält auch niemand für Prinzessin Amidala. Ich habe zwischendurch in einem neuen Film eine Rolle gespielt, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Da besteht nicht die Gefahr, dass ich den Überblick verliere, oder das Publikum. Manche Schauspieler würden auf den großen Zug aufspringen und gleich die nächste aufmerksamkeitsstarke Rolle annehmen, um schnell berühmt zu werden.

Ricore: Sie erwähnten Natalie Portman. Ist sie Ihr Vorbild?

Stewart: Ja, ich bewundere sie sehr. Einmal war ich ihm selben Hotel wie sie. Sie kam herein und ich dachte nur: Oh mein Gott! Und sie hat sich ganz normal verhalten, als wäre nichts. Sie ist ganz natürlich geblieben.

Ricore: Haben Sie Angst, die Bodenhaftung zu verlieren?

Stewart: Nein, überhaupt nicht. Ich bin sehr bodenständig. Die Schauspielerei ist eben mein Beruf. Manche lieben es, in Interviews alles Mögliche über sich zu erzählen. Aber gerade dieser Teil ist eher schwer für mich. Meine Familie ist mir sehr wichtig. Ich wohne auch nicht in Hollywood. Ich gehe eben manchmal von zu Hause weg, um Filme zu drehen oder über sie zu sprechen. Und dann komme ich wieder zurück.

Ricore: Sie sind also mehr an der kreativen Art der Schauspielerei interessiert?

Stewart: Ja. Es ist ein tolles Gefühl, wenn ich mich in ein neues Projekt stürzen kann. Wenn ich die Schauspielerei nicht hätte, müsste ich mir etwas anderes suchen, um das zu erleben.
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Kristen Stewart und Robert Pattinson in "Twilight"
Ricore: Was zum Beispiel?

Stewart: Ich weiß nicht. In meiner Freizeit schreibe ich ein wenig und fotografiere. Einfach um die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Aber das ist nicht so wie die Schauspielerei.

Ricore: Gab es schon Gespräche über die Fortsetzung? Die Geschichte besteht ja aus vier Romanen.

Stewart: Der zweite Teil ist bereits beschlossen. Die Dreharbeiten beginnen im März 2009. Darüber freue ich mich sehr. Denn normalerweise verbringt man rund sechs Wochen mit einem Charakter und dann ist alles vorbei. Und bei diesem Projekt kann ich noch länger in der Geschichte bleiben. Normalerweise habe ich über den Sinn und Zweck eines Films nicht viel zu sagen, denn ich drehe meist kleine Independent-Filme, von denen kaum einer bekannt wird. Aber diesmal möchte ich, dass alles einen Sinn hat.

Ricore: Haben Sie gezögert, für den ersten Teil zu unterschreiben?

Stewart: Nein. Aber ich wusste ja auch nicht, was für ein Hype auf mich zu kommt. Natürlich sind wir davon ausgegangen, dass sich Leute den Film ansehen würden. Aber wir sind eher von einer exklusiven Fangemeinde ausgegangen. Ich fand toll, dass den Fans das Buch genauso wichtig war wie mir und freute mich darauf in einer Art Kultfilm mitzuspielen. Catherine Hardwicke ist definitiv eine Indie-Regisseurin. Für die Story sind die Figuren wichtiger als die Stunts.
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Kristen Stewart und Robert Pattinson
Ricore: Glauben Sie, dass Sie künftig die Möglichkeit haben, die Filme zu drehen, die Sie möchten?

Stewart: Ich würde mich freuen, wenn ich mehr in Projekte einbezogen werde. So dass vielleicht auch Filme gedreht werden, die sonst keine Finanzierung bekommen würden. Ich hätte gerne mehr Mitspracherecht.

Ricore: Wie entspannen Sie in Ihrer Freizeit? Stimmt es, dass Sie gerne Surfen?

Stewart: Nein. Ich habe zwar früher in einem Interview gesagt, dass ich mit meinem Bruder beim Surfen war und daraus wurde dann gleich, dass ich ein professionelle Surferin bin. Aber tatsächlich ist es so, dass ich auf einem Surfbrett seekrank werde.

Ricore: Ist es auch ein Gerücht, dass Sie mit Robert zusammen sind?

Stewart: Ja, allerdings. Einige der Fans würden sich das sicher wünschen. Und die anderen würden sagen: glaub bloß nicht, dass du mehr Recht hast, mit ihm zusammen zu sein als wir. Wir sind nur gute Freunde.

Ricore: Wo werden Sie Weihnachten verbringen?

Stewart: Bei meiner Familie. Ich könnte mir nicht vorstellen, an Weinachten nicht bei ihnen zu sein.
Ricore: Es gibt bald eine Action-Figur von Ihnen zu kaufen.

Stewart: Oh ja, die ist toll. Sie sieht überhaupt nicht aus wie ich, sondern ungefähr wie 30. So was ist echt blöd.

Ricore: Wünschen Sie sich, dass in 20 Jahren die Leute sich noch erinnern, dass Sie Bella in "Twilight - Biss zum Morgengrauen" gespielt haben?

Stewart: Das wäre toll. Natürlich möchte ich in der Zwischenzeit auch noch viele andere Filme drehen, die Beachtung finden. Aber wenn sich die Fans von heute später noch an mich erinnern, ist das doch schön.

Ricore: Wie war es, als Sie sich das erste Mal auf der Leinwand gesehen haben?

Stewart: Da war ich ja noch sehr jung. Ich konnte nicht so gut damit umgehen. Es war mir fast egal. Jetzt ist das natürlich anders. Ich beobachte alles genau. Und ich bin sehr kritisch mit mir.

Ricore: Haben Sie die Stunts im Film selbst gedreht?

Stewart: Viele. Im Film kommen ziemlich viele Stunts vor und wir hatten nur einen Tag, wo wir mit Bluescreen gedreht haben. Aber so etwas macht Spaß. Wenn man nach so einem Drehtag fertig ist, fühlt man sich auch ziemlich cool.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 12. Januar 2009
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2024