Concorde Filmverleih
Catherine Hardwicke
Eine unmögliche Liebesgeschichte
Interview: Der Vampir und das Mädchen
Ihr vierter Kinofilm ist für Catherine Hardwicke der Durchbruch. Die Verfilmung von Stephenie Meyers Erfolgsroman "Twilight - Biss zum Morgengrauen" ist in den USA erfolgreich. Jetzt startet die Liebesgeschichte eines Mädchens zu einem Vampir endlich auch in den deutschsprachigen Kinos. Von der literarischen Vorlage fasziniert, wollte Hardwicke den Roman möglichst detailgetreu auf die Leinwand bannen. Im Interview erzählt sie von den Schwierigkeiten der Drehbuchadaption und der Zusammenarbeit mit Stephenie Meyer.
erschienen am 15. 01. 2009
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Twilight - Biss zum Morgengrauen
Ricore: Was war das für ein Gefühl, als Sie vom Erfolg des Films hörten?

Catherine Hardwicke: Ich habe mich natürlich sehr gefreut. Ich bin sehr glücklich, dass der Film den Fans des Buches gefällt. Ich denke auch, dass das ein Durchbruch für Regisseurinnen ist und welche, die anderen Minderheiten angehören. Das weist auf einen Wandel der Zeit hin, von dem ich Teil sein möchte.

Ricore: Was haben Sie zuerst gelesen? Den Roman oder das Drehbuch?

Hardwicke: In der ersten Version des Drehbuchs war die Figur der Bella wahnsinnig tough, da waren Sachen mit Jet-Skis und so etwas, eher so wie bei "Drei Engel für Charlie". Daraufhin kaufte ich mir das Buch und ich war fasziniert von der Geschichte eines Mädchens, das in diese obsessive Liebesgeschichte mit einem Vampir hineingezogen wird. Ich wollte unbedingt diese Geschichte als Film erzählen.

Ricore: Wie ging es dann weiter?

Hardwicke: Ich bin also zum Studio gegangen und brachte all meine Ideen, Fotos und Zeichnungen mit, um ihnen von dieser wunderbaren Vampirwelt zu berichten. Und ich sagte zu ihnen: "Schmeißt dieses dumme Drehbuch weg und lasst uns ein Neues schreiben, das wie das Buch ist."

Ricore: Die Bilder des Films sind großartig geworden. Die Natur ist wunderschön, sogar der Regen ist toll!

Hardwicke: Im Buch regnet es oft, weil die Vampire in einer regenreichen Gegend wohnen, damit sie nicht so auffallen. So hat man sie noch nie gesehen, in der Natur. Normalerweise treiben sich Vampire in dunklen Straßen in Paris oder London herum.
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Regisseurin Catherine Hardwicke mit Robert Pattinson und Kristen Stewart auf der "Twilight"-Premiere
Ricore: Haben Sie sich auch in Edward verliebt, als Sie die Geschichte gelesen haben?

Hardwicke: Natürlich. Jeder erinnert sich doch an die erste Liebe, als man den Namen des Schwarms in sein Tagebuch geschrieben hat und kaum Luft bekommen hat, wenn er an einem vorbei ging. Genauso ist es mit Edward und Bella.

Ricore: Nach "Dreizehn" und "Twilight" bekommt man den Eindruck, dass Sie sich besonders für Teenagerfilme interessieren.

Hardwicke: In all meinen bisherigen Filmen haben Teenager eine Rolle gespielt. Einerseits ist das etwas, wofür es in Hollywood in der Regel grünes Licht gibt, weil Teenager auch ins Kino gehen. Es ist einfach eine faszinierende Zeit, der Körper verändert sich, die Hormone spielen verrückt, man erlebt den ersten Kuss, fährt Auto, ist zum ersten Mal betrunken. Das ist hochdramatisch und bietet wunderbaren Stoff für die Leinwand.

Ricore: Das hört sich an, als wären klassische Teeniekomödien nicht Ihr Ding.

Hardwicke: Doch, natürlich mag ich auch Komödien.

Ricore: Haben Sie zuvor schon eine Buchvorlage verfilmt?

Hardwicke: Nun ja, mein letzer Film basiert auf einem sehr bekannten Buch. "Es begab sich aber zu der Zeit…" basiert auf der Bibel. Ich habe also Erfahrung mit bekanntem Material.
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Dreizehn (Thirteen, 2003)
Ricore: Welche Szenen waren am schwierigsten zu drehen?

Hardwicke: Unser Drehplan war sehr straff organisiert, wir hatten 44 Drehtage. Von daher gab es ständig Herausforderungen, weil wir auch viele Außendrehs hatten. Aber das ständig wechselnde Wetter war ein Problem, wegen der Anschlüsse für die Szenen. Es gab Regen, Sonne, Wolken und Schnee innerhalb von vier Stunden.

Ricore: Haben Sie nach dem Dreh erst mal Urlaub gemacht?

Hardwicke: Nein, dafür hatte ich keine Zeit. Diese Promotiontour ist mein Urlaub.

Ricore: Was glauben Sie, woran es liegt, dass es immer noch so wenige Regisseurinnen gibt?

Hardwicke: Ein Grund ist, dass es ein Jungsclub ist. Man muss die Ellenbogen einsetzen. Man muss kämpfen, damit man einen Film machen kann. Auch für Oscar-Gewinner ist es nicht einfach, aber wesentlich einfacher als für Frauen. Es herrscht das Vorurteil, dass Frauen keine Stunts oder Spezialeffekte machen können. Frauen müssen im Verhältnis alles besser können.

Ricore: Wie sehr mussten Sie für die Finanzierung von "Dreizehn" kämpfen?

Hardwicke: Ich hatte einen detaillierten Budgetplan, hatte Storyboards ausgearbeitet, die Schauspieler gecastet, aber keiner wollte mir das veranschlagte Geld geben. So mussten wir immer weiter an allen Ecken sparen. Die Schauspieler waren alle aus meinem Bekanntenkreis und waren bereit für wenig Geld zu arbeiten. Ich verwendete mein Haus und meine Möbel für das Set. Schließlich brachten wir die Finanzierung durch. Ich wollte mich einfach nicht stoppen lassen.
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Robert Pattinson
Ricore: Glauben Sie, dass es nach dem Erfolg von "Twilight" für Sie einfacher wird, Filme zu drehen?

Hardwicke: Vielleicht. Hoffen wir es!

Ricore: Konnten Sie sich zu Beginn der Dreharbeiten vorstellen, dass der Film so erfolgreich werden würde?

Hardwicke: Ich wusste, dass die Leute sehr gespannt darauf waren. Frauen kamen mitten in der Nacht zum Set mit ihren Babys und wollten ein Foto mit Robert Pattinson. Wir hatten also damit gerechnet, dass der Film sehr gut angenommen werden würde. Aber unsere Erwartungen wurden dennoch übertroffen.

Ricore: Haben Sie Unterstützung von der Autorin Stephenie Meyer erhalten?

Hardwicke: Stephenie Meyer hat die Geschichte mit ihrem Herzblut geschrieben und natürlich wollte ich, dass ihr gefällt, was wir machen. Sie machte Anmerkungen für das Drehbuch und kam drei Mal zum Set. Im Film hat sie einen Cameo-Auftritt. Und auch beim Schnitt war sie involviert. Da sie während der Entstehung des Films aber selbst zwei Bücher schrieb, konnte sie natürlich nicht die ganze Zeit da sein. Doch sie hatte Vertrauen in meine Arbeit und gab all ihre Unterstützung.

Ricore: Kristen Stewart sagte, dass Sie ein wenig exzentrisch seien. Stimmt das?

Hardwicke: Was denken Sie? Aber was heißt exzentrisch? Heißt das ein wenig verrückt zu sein? Dann hoffe ich, dass ich exzentrisch bin! Oder kreativ.
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Kristen Stewart
Ricore: Der Film ist sehr nah am Buch. Er ist sehr romantisch, die Liebe zwischen Bella und Edward steht im Zentrum. Wie haben Sie das geschafft?

Hardwicke: Als ich das Buch las, hatte ich die Bilder alle schon im Kopf. Ich hatte eine Vision des Films in mir. Ich wollte ihn unbedingt machen und ich genieße Herausforderungen.

Ricore: Was ist Ihr Lieblingscharakter im Film?

Hardwicke: Edward (lacht). Er ist wirklich faszinierend. Natürlich liebe ich auch Bella. Aber in seiner Figur sind einfach mehr Widersprüche angelegt.

Ricore: Nach dem Erfolg dürfte jetzt auch genug Geld für die Fortsetzung da sein, oder?

Hardwicke: Ich weiß nicht, ob das Studio vorhat, noch mehr Geld zu investieren. Ich werde die Fortsetzung nicht drehen, weil es mir nicht gefällt, wie sie den zweiten Film machen wollen. Die Darsteller sind natürlich wieder dabei. Aber ich bin mir nicht sicher. Ich möchte den Film genauso schön machen und ich weiß nicht, ob das klappen würde.

Ricore: Dann wird das Drehbuch also eher wieder in der Art von "Drei Engel für Charlie"?

Hardwicke: Das nicht unbedingt, aber mir gefällt es nicht.
erschienen am 15. Januar 2009
Zum Thema
Auf ihrer neuen Schule lernt Bella (Kristen Stewart) den seltsamen, wie hübschen Edward (Robert Pattinson) kennen. Schnell entwickelt sich zwischen den Teenagern eine ungewöhnliche Romanze, die auch durch die Tatsache, dass Edward Vampir ist, nicht an Reiz verliert. Eher im Gegenteil. "Twilight - Biss zum Morgengrauen" ist die erste Verfilmung der dreiteiligen Romanreihe von Stephenie Meyer. Regisseurin Catherine Hardwicke mischt gekonnt komische Elemente mit Action, die jugendliche Liebe, die..
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