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Katja Woywood
Katja Woywood zum Zickenstempel
Interview: Die Chefin ist ein bisschen jünger
Die TV-Serie "Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei" ist das Actionereignis des deutschen Fernsehens. Sie wird seit über zwölf Jahren für RTL produziert. Da ist es höchste Zeit für ein neues Gesicht. In der neuen Staffel übernimmt Katja Woywood die Rollle von Polizeioberrätin Kim Krüger. Die Schauspielerin Mit uns sprach mit uns über Lampenfieber und die Ehrfurcht vor der eigenen Fangemeinde.
erschienen am 21. 03. 2009
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Erdogan Atalay und Tom Beck in "Alarm für Cobra 11"
Ricore: Sie spielen bei "Alarm für Cobra 11" die neue Polizeichefin. Hatten Sie ein bisschen Bammel vor den ersten Dreharbeiten? Nach 13 Jahren ist das Team wie eine große Familie, oder?

Katja Woywood: Genau das war meine Angst. Natürlich ist das ein komisches Gefühl, wenn man an einen Drehort kommt, wo ein eingespieltes Team seit Jahren fröhlich vor sich hin wurschtelt. Und dann übernehme ich auch noch die Nachfolge einer Kollegin, vor der ich großen Respekt habe. Charlotte Schwab ist eine großartige Schauspielerin. Aber das Team hat es in kürzester Zeit geschafft, mich zu beruhigen. Sie haben mir den Eintritt in die neue Situation einfach gemacht und mir das Arbeiten sehr erleichtert. Aber natürlich geht man nicht entspannt hin. Ganz entspannt bin ich am ersten Drehtag sowieso nie. Gott sei Dank war die Anspannung schnell verschwunden, weil die Arbeitsbedingungen super sind. Die Tage sind zwar lang, aber alle sind rund um die Uhr mit viel Freude dabei, so dass es einfach nur Spaß macht.

Ricore: Bisher wurden sechs Folgen abgedreht. Haben Sie selbst auch Stunts gemacht?

Woywood: Wir fangen gerade wieder an, zu drehen. Jetzt geht es für mich mit den Stunt-Szenen los. Es musste sich erst nach und nach rumsprechen, dass die Chefin ein bisschen jünger ist. Nur muss man bei Actionsachen immer damit aufpassen, was man sich zutraut. Im Vorfeld lässt sich immer viel behaupten, aber wenn man wirklich Kopfüber am Helikopter hängt, ist man vielleicht doch nicht mehr so mutig wie am Anfang.

Ricore: Haben Sie trainiert?

Woywood: Ich habe Schießtraining bekommen und es gibt Hochhausschlägereien. Hoffentlich kommt noch ein bisschen mehr. Gerade dass "Alarm für Cobra 11" eine Art Abenteuerspielplatz für Große ist, finde ich an der Serie besonders spannend. Man lernt Sachen, an die man privat nicht rankommt und kann sich selbst ein bisschen ausprobieren.
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Eine Szene in "Cobra 11"
Ricore: Was sind Situationen, vor denen Sie Angst hätten?

Woywood: Grundsätzlich bin ich kein Schisser. Aber manche Dinge traue ich mir einfach nicht zu oder mache auch mal einen Rückzieher. Höhenangst ist bei mir so eine Geschichte. Sofern es ein Geländer gibt, ist es ok. Aber wenn ich in 30 Meter Höhe ohne ein Geländer stehe, weiß ich nicht, wie ich reagiere. Zudem muss man bei Actionszenen parallel ja noch schauspielern. Man ist ja nicht privat da und kann sagen, das reicht, ich gehe. Es hängt mehr mit dran. Es gibt wenig Stuntleute mit meiner Figur und meiner Körpergröße und dann heißt es gerne mal fünf Minuten vor Drehbeginn: "Du, kannst du dich nicht doch vom Auto fallen oder dich unter Wasser anketten lassen?" Ich lasse viel mit mir machen, aus einer bestimmten Blauäugigkeit heraus. Bis jetzt habe ich noch bei keiner Situation gesagt: "Ne, mache ich nicht." Aber ich kann mir vorstellen, dass es solche mal geben wird. Es zeigt sich meistens vor Ort, was man selbst machen kann und wo man gerne mal an jemand anderes abgibt.

Ricore: Ist dieser "Abenteuerspielplatz für Erwachsene" das Erfolgskonzept von "Cobra 11"?

Woywood: Ich glaube, es ist eine gute Mischung. Früher glaubte man, "Cobra" sei reine Popcorn-Unterhaltung. Das ist nicht mehr so. Es hat sich einiges getan. Sei es bei der Technik, bei den Schauspielkollegen oder bei den Büchern. Die Action wird bedient, aber inzwischen menschelt es auch. Ich mag keine Serien, die auf eine Richtung festgelegt sind, wo das Privatleben der Figuren flöten geht. Bei "Cobra" gibt es auch in brenzligen Situationen noch einen lockeren Spruch. "Alarm für Cobra 11" ist die einzige Serie im deutschen Fernsehen, die beides bedient. Die Kombination funktioniert. Angeblich steigen auch immer mehr Frauen in die Serie ein.

Ricore: Wie sind die Produzenten und das Team auf Sie gekommen?

Woywood: Es gab ein reguläres Casting. Ein paar hundert Mädels sind vorher ausgewählt worden und von denen wurden einige zum Casting eingeladen. Zwei Wochen später bekam ich den Anruf.
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Charlotte Schwab ("Alarm für Cobra 11")
Ricore: Waren Sie überrascht?

Woywood: Ich habe mich total gefreut. Es ist wie ein Sechser im Lotto. Mir gefällt die Rolle und die Rahmenbedingungen sind sehr gut. Organisatorisch wird es etwas schwieriger, denn mein Mann dreht in Leipzig und wir haben ja ein gemeinsames Kind. Aber alles ist möglich. Es hat von Anfang an gepasst. Das Muffensausen kam erst kurz vorher. Man redet ja schnell von einer großen Familie. Aber dadurch, dass das Team seit Jahren zusammen arbeitet, stimmt es in diesem Fall wirklich. Ich habe mich nach der Winterpause sehr gefreut, alle wiederzusehen.

Ricore: "Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei" hat eine gigantische Fangemeinde, nicht nur hier in Deutschland. Haben Sie darüber nachgedacht, wie die Fans auf Sie als neue Chefin reagieren könnten?

Woywood: Klar habe ich das. Gerade weil meine Figur am Anfang sehr tough und paragraphenreitend ist, ganz im Gegensatz zu meiner Vorgängerin, die eher die Hand über die beiden Jungs hielt. Bestimmt bekomme ich erstmal den Zickenstempel. Dagegen muss man ein bisschen ankämpfen. Ich hoffe, dass die Leute nicht die Rolle mit der Privatperson verwechseln. Mann will halt aufgenommen werden; nicht, dass die Leute sagen: "Die Alte fand ich besser." Ich bin selbst gespannt. Ich hoffe, dass die Fans gnädig mit mir umgehen.

Ricore: Hatten Sie Gelegenheit, mit Ihrer Vorgängerin Charlotte Schwab zu sprechen?

Woywood: Nein. Ich kenne Frau Schwab ein bisschen, aber sie war leider schon weg, als ich kam. Es ist aber auch gefährlich, wenn man sich im Vorfeld viel anschaut, dass man dann kopiert. Es ist eine andere Figur, ich bin ein anderer Mensch und eine andere Schauspielerin. Ich bringe etwas anderes mit in die Rolle. Ich glaube, es ist besser, wenn man für sich ein Bild macht und gar nicht erst versucht, zum anderen herüber zu schielen.

Ricore: Waren Sie bereits ein Fan von "Cobra 11", bevor klar war, dass Sie mitspielen?

Woywood: Ich muss sagen, dass ich kein großer Seriengucker bin. Ich habe "Cobra" hin und wieder gesehen, aber nicht die Uhr danach gestellt. Ich sehe mir Serien lieber auf DVD an, da kann ich es mir selbst einteilen. Die Serie läuft seit dreizehn Jahren, das geht nicht einfach an einem vorüber.
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Katja Woywood und Erdogan Atalay in "Cobra 11"
Ricore: Wie würden Sie Ihre Figur, Kim Krüger, charakterisieren?

Woywood: Kim Krüger möchte aufgrund ihrer Vergangenheit alles anders machen als der Rest ihrer Familie, speziell als ihr Vater. Sie hat sich dem Beruf der Polizistin verschrieben. Erfolgreiche Frauen gelten oft als verbittert, wenn sie keine Kinder haben. Der Beruf ist Kim Krügers Lebensinhalt, ihre Leidenschaft und sie vergisst ein bisschen die Menschlichkeit dabei. Nicht aus einer Böswilligkeit heraus, sondern unter dem Deckmantel, alles richtig machen zu wollen. Bei früheren "Cobra"-Folgen hieß es immer "meine Jungs", ich sage noch "die Jungs". Wir, als Rollen-Figuren, sind noch keine eingeschweißte Dreiergruppe.

Ricore: Im Rollenprofil steht, Kim Krüger sei akkurat. Können Sie zu ihrer Person ein paar Parallelen ziehen?

Woywood: Ich bin eher ein Bauchmensch. Kommt es hart auf hart, entscheide ich intuitiv. Aber die Zielstrebigkeit kann ich sehr gut nachvollziehen. Wenn ich ein Ziel vor Augen habe, dann gehe ich auch den direkten Weg. Trotzdem würde ich mein Herz benutzen und nicht so sehr ein Kopfdenker sein. Da liegt der Unterschied. Aber die Toughheit kann ich sehr gut nachvollziehen.

Ricore: Haben Sie Einfluss auf die Rolle?

Woywood: Ein paar Randbedingungen stehen natürlich fest, aber ich hatte am Anfang glücklicherweise viele Freiheiten. Jeder bringt ein paar Vorschläge und Charaktereigenschaften mit. Ich konnte mich vom Kostüm bis hin zur Büroeinrichtung einbringen. Manche Sachen entwickeln sich ja auch. Wir drehen ja chronologisch, sodass man etwas aufbauen kann.
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Katja Woywood
Ricore: Sie haben wirkten bereits in mehreren Serien und Fernsehfilmen mit. Abgesehen von der Action, wo liegt große Unterschied zu "Cobra 11"?

Woywood: Die Arbeitsweise ist anders. Bei einem Fernsehfilm ist der Anfang und das Ende abzusehen. Man geht anders an die Rolle ran. Jetzt ist der Vorteil, dass man eine Kontinuität in der Rolle hat. Man hat endlich die Möglichkeit, eine Rolle zu entwickeln. Und man entwickelt sich als Person mit der Rolle. Ich habe das Gefühl, ich kann mich wirklich austoben.

Ricore: Machen Sie nebenher noch andere Projekte oder bleibt dafür keine Zeit?

Woywood: Da muss ich erst einmal schauen, wie sich alles entwickelt. Kürzlich musste ich etwas absagen, weil im Ausland gedreht wird und das geht zeitlich nicht. Dann habe ich eine Reihe laufen, "Kommissar LaBréa" mit Francis Fulton-Smith. Diese wird noch 2009 weitergedreht. Außerdem habe ich gerade "Die Rosenheim-Cops" abgedreht. Ein wenig arbeite ich also schon nebenher. Allerdings haben mich im Moment die Banalitäten des Alltags erwischt. Ich muss zum Beispiel meine Steuererklärung machen.

Ricore: Werden Sie sich die erste Folge, die am 5. März 2009 ausgestrahlt wird, anschauen?

Woywood: Zum ersten Mal habe ich die Folge allein im stillen Kämmerlein gesehen. Ich war ehrlich gesagt nicht sehr entspannt. Natürlich ist man sich selbst gegenüber super kritisch. Beim zweiten Mal, bei einem Screening während der diesjährigen Berlinale, durfte mein Mann mit schauen und der hat mich dann beruhigt. Vielleicht stoße ich bei der Ausstrahlung mit einigen Freunden an.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 21. März 2009
Zum Thema
Sie jagen Autoschieber, Drogenhändler und Mörder, das Team von Cobra 11 ist für unsere Sicherheit im Dauereinsatz. Auch auf dem Bildschirm. Keine andere deutsche Actionserie ist so erfolgreich, wie die Actionserie "Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei". 2007 erhielt sie sogar den Erdogan Atalay als Hauptkommissar Semit Gerkhan spielt seit Staffel 13 Tom Beck die zweite Hauptrolle.
Ihre Karriere begann Schauspielerin Katja Woywood mit Auftritten in Serien wie "Die Schwarzwaldklinik" und "Das Traumschiff". In der Serie "Der Landarzt" war sie längere Zeit zu Gast, doch immer nur auf eine Rolle festgelegt zu sein, das gefiel der großen, schlanken Schönheit nicht. Im Jahr 2000 versuchte sie den Einstieg ins Kinobusiness mit "Flashback - Mörderische Ferien", doch auch danach blieb sie dem Fernsehen treu. Ab 2009 ist sie in der erfolgreichen deutschen Actionserie "Alarm für..
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