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Jean Reno auf der Berlinale
Hollywood-Franzose mit Esprit
Interview: Jean Reno will's nicht verpatzen
Jean Reno spielt meist den wortkargen Held. Im Interview lacht er viel - erzählt eine Anekdote nach der anderen. Warum er mit Nicolas Sarkozy befreundet ist und mit wem die Ausstatterin von "Mission: Impossible" verheiratet ist. Weniger gesprächig ist er, wenn er auf französische Komiker angesprochen wird. Reno ist eben seit langem in Hollywood angekommen. Seine Rolle in "Der rosarote Panther 2" ist nicht sehr groß, weshalb er das Interesse für seine Person gar nicht versteht.
erschienen am 23. 03. 2009
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Jean Reno und Steve Martin
Jean Reno: (kommt strahlend herein) Ah, Sie haben gerade mit Aishwarya Rai gesprochen? War bestimmt viel besser mit Ihr, oder (lacht)? Was für eine fantastische Frau.

Ricore: Sie sind ein verheirateter Mann, Herr Reno!

Reno: Ja, stimmt. Aber als Maler darf man ja auch über ein fremdes Gemälde sagen, dass es schön ist, oder? Nein, nein, ich bin sehr treu.

Ricore: Was haben Sie Aishwarya beim Dreh beigebracht?

Reno: Man muss ihr nichts beibringen. Mein ganzes Leben haben mir Frauen aus der Patsche geholfen, ich halte sie für sehr smart und intelligent. Aishwarya versteht alles verdammt schnell. Sie haben ihre Augen gesehen...?

Ricore: Was sagen Sie zu den amerikanischen Vorurteilen gegenüber Franzosen?

Reno: Sie wissen, dass ich seit langer Zeit ein persönlicher Freund von Nicolas Sarkozy bin. Als er in den Staaten eine Rede hielt, machte er das sehr gut. Er begann diese Vorurteile zu ändern und ich finde das gut. Er sagte ihnen, dass er ein Fan der Amerikaner sei - aber ich bin kein Politiker (lacht).

Ricore: Wo lernten sie Nicolas Sarkozy kennen? Er war doch ihr Trauzeuge, nicht?

Reno: Er war jahrelang mein Nachbar. So wurden wir Freunde. Das ist schon lange her.
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Jean Reno auf der Berlinale
Ricore: Sie spielen in "Der rosarote Panther 2" an der Seite von Steve Martin. Sind Sie ein Komiker?

Reno: Ich halte mich selbst nicht für einen Komiker. Die haben ein ganz besonderes Talent haben. Die betrachten das Leben nicht wie ich. Ich bin ernsthafter und verdrehe Szenen nicht und fange auch nicht an, mich komisch zu bewegen. Ich folge dem Text, weil ich ihn für gut halte, auch wenn ich manchmal komische Grimassen ziehe. John Cleese macht den französischen Akzent wesentlich besser, als Steve Martin [macht französischen Akzent nach]. Aber es handelt sich nicht um einen Wettbewerb am Drehort. Absolut nicht. Da hieße es dann: Bleib zuhause oder dreh einen anderen Film. Es gibt Künstler wie Steve Martin, der komponieren kann, der improvisieren kann. Er ist ein großer Schauspieler!

Ricore: Sind Sie Fan von John Cleese und Steve Martin?

Reno: Ich fand beide - John Cleese und Steve Martin - schon früher witzig. Ich sagte mal zu John Cleese - der wesentlich größer ist als ich - "Ich haben viel über Sie gelacht."Er antwortete (imitiert tiefe Stimme): "Danke mein Sohn!" (lacht).

Ricore: Sind Sie so komisch wie Jacques Tati oder Louis de Funès?

Reno: Nein. Ich hatte diese Diskussion mit Steven Spielberg. Er sagte zu Luc Besson: Wäre toll, wenn Jean den Tati machen könnte, das wäre fantastisch für ihn." Das ist eine Welt, ein Universum, dass man da im Kopf hat, so zu agieren. Aber das zu imitieren? Dazu habe ich nicht das Talent. Jacques Tati ist fantastisch. Ich habe die ganze Sammlung auf DVD und schaue sie gelegentlich mit meinen Kindern an.

Ricore: Ist die Atmosphäre am Dreh bei einer Komödie anders, wie bei einem Thriller?

Reno: Ja. Wenn man arbeitet, ist es anders. Das Ambiente bei einem Drama ist manchmal heftig, auch wenn man lacht. Wenn die Klappe fällt, dann leidet man oder was auch immer gerade gefragt ist. Das trägt man am Abend vielleicht mit sich nach Hause, was bei einer Komödie weniger der Fall ist. Die Atmosphäre beim Dreh einer Komödie ist also besser, als bei einem Drama.
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Jean Reno auf der Berlinale
Ricore: Haben Sie Steve Martin bei seinem falschen französischen Akzent geholfen?

Reno: Nein, das hat er selbst gemacht. Es ist schön, weil er mit dem Klang spielt. Es ist mehr gesungene als gesprochene Sprache. Man bekommt einen eigenen Sprachstil dadurch. Man sagt "neuf" im Französischen für "Neun". Er sagt "Nöööf". Nöf Nöf Nöf".

Ricore: Mussten Sie manchmal aufhören zu drehen, weil Sie lachen mussten?

Reno: Nein. Man darf beim Dreh keinesfalls lachen, selbst wenn man sehr überrascht ist - nie lachen! Wenn sie wegen dir abbrechen müssen, dann hast du echt ein Problem.

Ricore: Der Film handelt von französischen Stereotypen. Können Sie über Ihre eigene Kultur lachen?

Reno: Ja. Natürlich! Beaucoup. Gerade jetzt wird eine Box mit allen Pink-Panther-Filmen in Frankreich verkauft. Da fühlt sich niemand angegriffen.

Ricore: Als bekannter Darsteller wollen Sie einen Dialog natürlich nicht verpatzen.

Reno: Ja, genau. Ich will nicht, dass der Regisseur sagt: "Ah, Jean, du lachst schon wieder?" Ich will, dass der Film fertig wird. Keiner lacht am Set. Man hat eine große Verantwortung, die Einstellung nicht kaputtzumachen. Besonders wenn Steve oder sonstwer etwas macht, dass nicht einfach so reproduzierbar ist. Wenn du das kaputt machst, nur weil du lachen musst..! Wow, die werden dich das nächste Mal nicht bezahlen. Niemand - personne [franz. für niemand]!
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Steve Martin, Jean Reno und Aishwarya Rai Bachchan auf dem Toten Teppich
Ricore: In den 1960ern gingen viele französische Schauspieler nach Amerika. Aber früher oder später kamen sie alle zurück, weil sie sich nicht wohlfühlten und setzen ihre Karriere zu Hause fort. Sie scheinen jedoch ganz munter hin und her zu fliegen?

Reno: Es funktioniert, weil meine Frau halb englischsprachig ist. Ich habe daher eine Wohnung in New York. Als ich anfing, nach Amerika zu reisen, fand ich dort schnell Freunde. Ich mache das an den Leuten fest. Ron Howard sehe ich beispielsweise sehr oft. Aber es war nicht nur der "Da Vinci Code". Ich denke nicht 'noch ein Film und noch einer' Vielleicht können wir ein Theaterstück machen oder ein Fernsehspiel? Und das war's dann. So schaut mein Leben aus.

Ricore: Sind Sie mit vielen Regisseuren befreundet?

Reno: Das wahre Leben besteht nicht nur aus Regisseuren und Schauspielern. Ich bin auch mit Designern und Technikern befreundet teilweise. Bei "Mission: Impossible" habe ich mich beispielsweise sehr gut mit der Kostüm-Lady verstanden, Penny Rose. Sie ist ein Schatz. Für mich war Penny die perfekte altenglische Lady. Eines Tages dachte ich, wer wird wohl mit Penny Rose verheiratet sein? Ein eleganter Lord vielleicht? Und dann war's ein Kameramann mit einem dicken Bierbauch.

Ricore: Sind Sie ein guter Ehestifter? Wie viele Ehen haben sie arrangiert?

Reno: Oh je, einige! Jeder hat Freude an so etwas. Ich habe einen Freund, den kann ich auch Ihnen mal vorstellen...
20th Century Fox
Der rosarote Panther
Ricore: Die Amerikaner scheinen Sie zu mögen. Was ist Ihr Geheimnis? Bringen Sie Rotwein mit? Machen Sie kleine Geschenke?

Reno: Da fällt mir eine kleine Geschichte vom Dreh zu "Ronin" ein: Also Robert De Niro mag Weißwein. Jeden Abend nach den Dreharbeiten trank er den, und ich brachte einen Bordeaux, einen Rotwein mit. Eines Tages sagte er: "Was ist das für ein Wein?" "Das ist ein Bordeaux." "Kann ich da ein bisschen 'was davon haben?" "Ja klar." Als der Film abgedreht war, trank er Rotwein. Das heißt, wenn man jemanden kennenlernen will, dann muss man die Person atmen lassen.

Ricore: Haben Sie jemals darüber nachgedacht, einen Weinberg zu kaufen?

Reno: Nein, es kann ja auch etwas anderes sein, als Wein. Man muss den Menschen mit denen man Umgang hat, Raum lassen. Man kann Leute nicht mit seiner eigenen Persönlichkeit gefangen nehmen. Das ist nicht gut.

Ricore: Aber wollen Sie einen kaufen?

Reno: Nein. Das ist Depardieu [Gérard Depardieu], nicht ich.

Ricore: Stimmt es, dass Sie japanisch sprechen?

Reno: Ein bisschen. Scotschi.

Ricore: Gibt es einen Regisseur, mit dem Sie immer schon arbeiten wollten?

Reno: Da gibt es viele. Wenn ich jetzt einen nennen würde, wären die anderen beleidigt. Ich sage lieber nichts. Da gibt es so viele - junge, alte ... (lacht).

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 23. März 2009
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Der französische Schauspieler Jean Reno wird als Sohn einer Andalusierin in Marokko geboren. Vor seiner Schauspielkarriere entscheidet er sich zunächst für eine militärische Ausbildung, um die französische Staatsbürgerschaft zu erhalten. 1979 ergattert er seine erste Nebenrolle in einer größeren Produktion. An der Seite von Romy Schneider spielt er in "Die Liebe einer Frau". Er freundet sich mit Regisseur Luc Besson an und erhält in dessen immer erfolgreicher werdenden Filmen immer wieder..
2024