Sony Pictures
Dan Brown
"Das leere Papier bleibt dasselbe"
Interview: Dan Brown besuchte Rom
Vor sechs Jahren landete Dan Brown mit seinem "The Da Vinci Code - Sakrileg" einen Bestsellererfolg. Die katholische Kirche war hingegen wenig begeistert von seinem Thriller, der sich rund um Geheimgesellschaften und die obskuren Machenschaften des Vatikans drehte. Nun hat Hollywood auch sein zweites Buch "Illuminati" verfilmt, in dessen Zuge die Kontroverse neu aufgebrodelt ist. Ein Gespräch mit dem 44-jährigen Multimillionär über die Verfilmungen seiner Bücher, die wahre Existenz der Illuminati und welches Buch als nächstes folgt.
erschienen am 13. 05. 2009
Sony Pictures
Illuminati
Ricore: Mr. Brown, wie kamen Sie auf die Geschichte Ihres Bestsellers "Illuminati", der von einer Verschwörung im Herzen des Vatikans erzählt? Dan

Brown: Vor einigen Jahren flog ich gemeinsam mit meiner Frau in den Urlaub nach Rom. Während einer Tour durch den Pasetto beschrieb uns die Führerin den Ort als Fluchtweg des Papstes, für den Fall, dass Feinde ihn angreifen sollten. Als ich mich erkundigte, welche Feinde der Pabst denn eigentlich habe, gab sie mir eine kurze historische Einführung in verschiedenste Gruppierungen, die der katholischen Kirche über all die Jahrhunderte nicht wohl gesonnen waren. Später unterhielten wir uns viel über Wissenschaft - eines meiner Spezialgebiete - und wir kamen darauf zu sprechen, dass renommierte Wissenschaftler wie Gallileo von der Kirche zum Schweigen gebracht wurden. Die Idee, mit diesen Grundpfeilern einen Thriller in den Katakomben und geheimen Gängen von Rom anzusiedeln, war zu gut, um sie einfach so wieder aufzugeben.

Ricore: Regisseur Ron Howard hat für seine Verfilmung viele Veränderungen an Ihrer Geschichte vorgenommen. Wie denken Sie als Autor darüber?

Brown: Es war für mich interessant zu beobachten, wie ein Buch für die große Leinwand adaptiert wird. Ich habe Verständnis dafür, dass bestimmte Elemente für einen Film verstärkt und andere wiederum gekürzt werden müssen. In meinen Augen waren alle Änderungen gut durchdacht und der Geschichte zuträglich. Das Ergebnis ist ein unterhaltsamer Film, der mit einem guten Tempo durch die Ereignisse jagt.

Ricore: Sind Sie zufriedener mit diesem Film, als mit dem Vorgänger "Da Vinci Code"?

Brown: Als Autor der Romanvorlage bin ich grundsätzlich der härteste Kritiker des Films. "Illuminati" eignet sich in meinem Augen besser für die große Leinwand, und dieser Unterschied ist dem Film anzusehen. Alles in allem bin ich positiv überrascht, wie ein derart komplexes, voll gepacktes Buch in einen Film mit nur zwei Stunden Laufzeit umgewandelt wurde. Ich könnte nicht glücklicher darüber sein.
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Dan Brown und sein filmgewordener Literaturheld: Tom Hanks
Ricore: Denken Sie eigentlich, dass es die geheime Organisation der Illuminati noch gibt?

Brown: Hat es sie denn je gegeben?

Ricore: Sie können die Frage wohl am besten beantworten.

Brown: Und ich lasse Sie am liebsten Ihre eigene Antwort auf die Frage finden.

Ricore: Liegt darin das Erfolgsrezept Ihrer Bücher? Dass man vergeblich nach einer Erklärung sucht, wo die Realität endet und die Fiktion beginnt?

Brown: Ich schreibe fiktive Geschichten vor einem realen Hintergrund und lasse die Grenze bewusst offen, ja. Ich hoffe, dass ich meine Leser dadurch anrege, selbst zu recherchieren und sich ihre eigene Meinung zu bilden. Auch der Film schafft es, dass die Zuschauer viele offenen Fragen nachträglich auf dem Parkplatz außerhalb des Kinos diskutieren.

Ricore: Es heißt, Sie arbeiten bereits an einem neuen Roman. Können Sie dies bestätigen?

Brown: Ja, aber mehr werde ich Ihnen nicht verraten. Ich rede grundsätzlich nicht darüber. Nur soviel: die Geschichte spielt innerhalb von zwölf Stunden.
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Dan Brown
Ricore: Werden Sie Ron Howard wieder erlauben, einen Film aus dem Buch zu machen? Sein Interesse hat er bereits geäußert.

Brown: Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Buch eines Tages in die Hände von Ron Howard fällt und er einen ziemlich guten Film daraus machen wird.

Ricore: Sie gehören inzwischen zu den erfolgreichsten Autoren der Welt. Schreiben Sie seitdem anders?

Brown: Nein. Das weiße, leere Papier bleibt immer dasselbe. Es macht keinen Unterschied, wie viele Bücher man verkauft hat, am Ende bleibt immer der Moment, in dem man sich hinsetzen und seine Idee zu Papier bringen muss.

Ricore: Wie groß ist Ihre Angst, dass Ihr Buch vor Veröffentlichung gestohlen und über die neuen Medien verbreitet und besprochen werden könnte?

Brown: Ich habe diesbezüglich eine selbstbewusste Paranoia. (lacht)

Ricore: Kritiker sind nicht besonders gut auf Ihre Bücher zu sprechen. Stört Sie die mangelnde Akzeptanz der Journalisten?

Brown: Wie alle Kreativen erschaffe auch ich etwas, das meinen persönlichen Geschmack repräsentiert. Bei einigen trifft dies auf großes Interesse, andere können damit weniger anfangen. Ich finde dies ganz natürlich und habe auch nie etwas anderes erwartet.
erschienen am 13. Mai 2009
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2024